Grauenvolles Dinner

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Mom verließ den Raum. Ich sah Harry an der mich mit einem fragenden Blick durchbohrte. "Bitte benimm dich...du weißt was meine Mutter von dir denkt...", erkläre ich ihm noch einmal. "Klar, was denkst du denn.", entgegnet er gelassen, so als ob es selbstverständlich war. Nun gingen also auch Harry und ich nach unten ins Esszimmer. Meine Mutter hatte bereits den Tisch gedeckt. Ich setzte mich gegenüber von meiner Mutter, Harry saß neben mir. Es gab Spagetti-Bolognese, jeder von uns füllte sich eine Portion auf und leise lief Musik. "Guten Appetit.", sagte ich mit einem freundlichen Lächeln um diese peinliche Stille los zu werden und es etwas aufzulockern. Ich merkte wie meine Mutter die ganze Zeit kritisch zu Harry rüber sah und das obwohl er doch bisher noch gar nichts schlimmes gemacht oder gesagt hatte, man merkte einfach das sie ihn nicht ausstehen kann. "Und Harry, wie geht es deiner Schwester?", fragte meine Mutter nach wenigen Minuten und setzte ein freundliches, künstliches Lächeln auf. "Gemma geht es gut, danke.", sagte Harry und wirkte sehr höflich. "Und deiner Mutter, Anne.", fragte Mom darauf, ich sah das er sich etwas anspannte, doch er bemühte sich sichtlich ruhig zu bleiben. "Mom ist zur Zeit etwas im Stress aber sonst sollte es ihr ganz gut gehen...", sagte er und versuchte zu lächeln, er wollte wohl nicht das meine Mutter merkte wie wenig er noch immer von seiner Mutter hielt, was vielleicht auch die beste Idee in diesem Moment war. Dann war es erst mal wieder still. Wir hatten inzwischen alle aufgegessen als Harry ganz höflich sagt: "Das Essen hat wirklich sehr gut geschmeckt, Kerstin." Und dabei klang er wirklich aufrichtig, er schien es ernst zu meinen. "Danke.", sagte meine Mutter, sie war zwar nun ein bisschen freundlicher, wirkte aber immer noch ziemlich kühl ihm gegenüber. Mom begann abzuräumen, Harry hatte ihr Hilfe angeboten, sie meinte aber sie schaffe das auch alleine und wir können uns ruhig schon ins Wohnzimmer setzen, also taten Harry und ich das auch. Wir saßen auf dem kleineren Sofa, Mom kam dazu und setzte sich auf den einen Sessel uns gegenüber. "Weißt du, so nett du auch gerade bist muss ich dir mal ein paar Fragen stellen, stimmt es das du Drogenabhängig bist?", fragt meine Mutter wirklich ungeniert und neugierig. Harry räusperte sich einmal und antwortet dann offen und ehrlich: "Nein, nicht mehr..." Diese Wahrheit schien meiner Mutter sauer aufzustoßen. "Wie, NICHT MEHR?", sie wurde ein bisschen strenger als sie eh schon war. "Ich war es einmal, bin aber davon weggekommen.", er bleibt weiterhin ehrlich. Meine Mutter sieht ihn streng an und nickt dann, ihre Haltung ihm gegenüber hat schon fast etwas angeekeltes angenommen. "Bist du noch immer so gewalttätig wie damals? Ich warne dich, wenn du meiner Tochter wehtust...", sie wird immer unfreundlicher. "Ich werde Ellen nicht wehtun, ich liebe sie und das meine ich ernst denn auch so jemand wie ich kann lieben...", muss er sich verteidigen. "Ganz sicher? Wie konntest du denn so abrutschen?" "Mom, es reicht!", versuche ich sie aufzuhalten. "Nein, ist doch war! So jemand wie du passt hier nicht rein, auch wenn du gerade ganz nett bist, wer weiß wie schnell sich das wieder ändert. Du hast so viele Facetten, wer weiß wie du Morgen drauf bist. Und wie soll ich wissen das ich mich drauf verlassen kann das du meiner Tochter nicht weh tust, was wenn sie mal etwas macht das dir nicht so passt und du dann ausrastest und dich nicht mehr beherrschen kannst! Ich vertraue dir einfach nicht...du bist komisch!", wirft sie ihm vor. "Kirsten...", versucht er seinen Satz anzufangen doch meine Mutter spricht ihm dazwischen: "Ich will nun doch lieber nicht mehr das du mich Duzt, ab sofort bin ich Mrs.Begas für dich!", meckert sie ihn an. "Na gut Mrs.Begas, wenn sie so von mir denken kann ich da wohl leider auch nicht mehr viel machen. Es ist zwar wirklich sehr schade das sie mir keine Chance geben ihnen zu zeigen das auch ich mich ändern kann, aber in Ordnung. Dann möchte ich sie auch nicht weiter stören, einen schönen Abend noch!", sagt Harry zwar einigermaßen beherrscht aber man hört ihm an wie wütend er ist. Er steht auf und verlässt mit strammen Schritten den Raum, ich versuche ihm noch hinterher zu kommen doch ich muss ja fast schon joggen, so große und schnelle Schritte macht er. "Harry...warte...", sage ich und kriege ihn an der Haustür noch am Arm gefasst. Er dreht sich um und wirkt verletzt. "Tut mir leid aber ich sollte gehen...", sagt er und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann verschwindet er. Ich stehe vor der geschlossenen Haustür und starre durch das milchige Glas in der Tür nach draußen. Dann höre ich das Husten meiner Mutter aus dem Wohnzimmer und mir fällt wieder ein das sie ja auch noch da ist. Wütend stampfe ich zurück ins Wohnzimmer. "Ist das jetzt dein ernst?! Harry hat sich den GANZEN SCHEIß Abend benommen und war freundlich nur damit du endlich einsiehst das er anders ist als du denkst und alles was du tust ist ihn anzumeckern und ihm vorwürfe zu machen?!! Ich weiß ganz genau das er nicht immer ein Goldengel war, besonders in seiner Vergangenheit nicht aber er tut mir gut, er macht mich glücklich und ich dachte immer das sei das was du willst! Was soll er denn noch machen als dir zu zeigen das er auch anders kann? Was erwartest du von ihm, verdammt noch mal? Soll er die Zeit zurück spulen und seine Vergangenheit ändern? Wenn es das ist was du willst muss ich dich leider enttäuschen denn so etwas geht nicht! Komm also endlich klar mit ihm!!!", schreie ich sie an, ohne sie antworten zu lassen gehe ich aus dem Wohnzimmer, höre aber wie sie noch: "Er ist nicht der richtige für dich!", sagt. Ohne darauf einzugehen öffne ich die Haustür. "Wo willst du hin?!", fragt sie. "Zu Harry und mich für dein peinliches Verhalten entschuldigen!", sage ich gereizt und zickig. Irgendwas brüllt sie mir hinterher was ich aber nicht mehr verstehe da ich bereits die Haustür zu geknallt hatte. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zu Harrys zu Hause, wo ich aber niemanden antraf...

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