Da ich mich größtenteils langweilte und nicht wusste, was ich machen könnte, saß ich den ganzen Tag auf Jin's Couch. Zwischendurch schlief ich auch mal ein. Eine quälende Müdigkeit überkam mich immer wieder. Und so ging das, bis zum Ende der Woche.
„PABO!", eine laute Stimme weckte mich.
„Es ist noch früh... Ich will schlafen", entfuhr es mir gähnend.
„Jimin. Du hast die ganze Woche auf der Couch gelegen und nichts gemacht. Rein gar nichts. Heute Mittag ist dein Besichtigungstermin und bis da hin, solltest du wenigstens geduscht und was gegessen haben", zählte Jin auf.
Der Besichtigungstermin. Den hatte ich total vergessen! Ich schaute meinen Hyung, noch halb verschlafen, an und lief wie von alleine ins Bad. Ohne darüber nachzudenken. Meine verblassten Haare waren total durcheinander. Dabei kam mir die Idee auf, sie einfach wieder schwarz zu färben, jetzt wo die Farbe eh' total verkommen und rausgewaschen aussieht. Aber das erstmal nur nebenbei, ich fixierte mich auf's Zähne putzen, duschen und Haare machen. Jin schien sich wohl schon die Zeit genommen zu haben, um mir Handtücher bereit zu legen. Ich legte meine Klamotten zur Seite und stieg in die Dusche. Das Wasser tropfte von meinen Haaren, auf meine Schulter und rollte von da aus an meinen Körper herunter. Mehr als mich auf duschen zu konzentrieren, war ich damit beschäftigt mit Gedanken zu machen. Bei wem würde ich wohnen? Wie würde der Termin verlaufen? Ich stellte das Wasser ab und wickelte mir das Handtuch um die Hüfte.
„Jin Hyung?", ich öffnete die Badetür und steckte meinen Kopf heraus.
„Ja?", entkam es ihm mit vollem Mund. Während ich vergaß neue Klamotten ins Bad mitzunehmen, hatte er sich, samt Frühstück, auf dem Sofa nieder gelassen.
„Hyung könntest du mir vielleicht meine Tasche geben?", murmelte ich.
Er schaute mich an und seufzte: „Bist du so verklemmt, dass du keine 5 Meter aus dem Bad laufen kannst, um die Tasche selber zu holen? Du hast doch sogar ein Handtuch."
Ich schwieg vor mich hin. Jin hatte auf irgendeine Weise schon recht, ich kenne ihn wirklich lange, genau wie die Anderen, aber ich bin noch immer zu verklemmt, um nur im Handtuch 5 Meter zu laufen. Wie soll es dann eigentlich in der WG werden? Vielleicht sollte ich dich besser eine Wohnung für mich alleine suchen. Aber absagen kann ich nun auch nicht mehr.
„Ich hol die Tasche ja schon", murrte Jin und stand auf.
„Gamsahabnida", nuschelte ich leise.
„Übrigens würde ich mich beeilen, Jimin-ah", entkam es ihm.
Ich nickte und schloss direkt die Tür, so konnte ich mich schnellstens umziehen. Ich trug nichts besonderes. Eine schwarze Jeans mit Löchern, Timberlands und ein einfaches Oberteil in weiß. So konnte ich mit einem guten Gewissen vor Jin's Augen treten.
„Und?", fragte ich lächelnd.
„Was...?", verwirrt stellte Jin eine Gegenfrage.
Ich lachte kurz: „Denkst du ich kann das tragen?"
„Für die Besichtigung?", erkundigte er sich.
„Ja, für die Besichtigung", bestätigte ich ihm.
„Also ich würde ja einen Anzug bevorzugen, weil -"
Ich unterbrach ihn schnellstens bevor ich mir noch eine seiner Lebensweisheiten anhören musste: „Danke Hyung für den Tipp, aber ich muss los, damit ich auch pünktlich bin."
Ich ging ohne weiteres an ihm vorbei und verließ seine Wohnung. Eigentlich nahm ich es nicht so mit der Pünktlichkeit, aber wenn es um meine Arbeit, Freunde und wichtige Termine geht, bin ich wahrscheinlich derjenige, der eine gute Stunde früher dort ist. Okay, vielleicht übertreibe ich, aber so ungefähr. Ich lief anderes als ich es gewohnt war, nicht an Han-River entlang, sondern durch die trübe und düstere Innenstadt. Trüb und düster, da weder Sonne schien noch irgendwelche Bäume da standen. Nur Hochhäuser, Autos und Geschäfte.
Jimin beruhig dich, bald bist du an dem Apartment!
Mein Puls begann langsam zu steigen. Ich spürte es ganz genau, meine Herz pochte und meine Hände wurden schwitzig. Ich war eindeutig aufgeregt. Je näher ich kam, desto größer wurde die Aufregung. Bevor ich in die Straße einbog, in welcher das Apartment war, stoppte ich und atmete noch einmal tief durch. Ich wusste, wenn ich jetzt wie gewöhnlich irgendwelche komischen Witze raushaue, ist alles vorbei. Langsam begann ich auf das große Gebäude zu zulaufen und bei meinem Erstaunen war sogar der Immobilienmakler schon anwesend.
„Guten Tag", begrüßte er mich und musterte mein Aussehen, „Park Jimin?"
„Ja... uhm... Guten Tag", gab ich ebenso zurück.
„Sie sind sicher in eine WG zu ziehen? Ich möchte nur erwähnen, dass die WG nicht vollständig ist. Es ist bisher nur eine Person die WG-Mitglieder sucht", erklärte mir der Mann im Anzug.
„Ja, ich bin mir trotzdem sehr sicher", entkam es mir sicher.
„Okay, folgen Sie mir", entfuhr es ihm.
Der Mann betrat das Haus und drückte, am Fahrstuhl, den Knopf für das 5. Stockwerk. Ich lief ihm einfach hinterher. Schritt für Schritt. Mit einem ernsten Blick beobachtete er mich die ganze Fahrt über bis wir am 5. Stockwerk hielten und ausstiegen.
„Das Apartment würde für eine Wohngemeinschaft, die aus 2 bis 3 Personen besteht, völlig reichen", bemerkte er.
„2 bis 3 Personen?", wiederholte ich fragend.
Der Makler nickte: „Je nachdem, wie die Wohnung hier eingerichtet wird können nur 2 bis 3 Personen hier leben."
Der Rundgang begann im Flur, führte durch Küche, Bad, einem Gemeinschaftsraum und die Zimmer, welche als Schlafzimmer dienen.
„Hier stehen schon Kartons. Wohnt schon jemand hier?", entkam es mir, während mein Blick durch den Raum schweifte.
„Wie schon erwähnt, zieht hier schon jemand ein und sucht Mitbewohner", entfuhr es dem Anzugträger, „Gibt es eine Umentscheidung oder bleibt es dabei, dass Sie hier einziehen möchten? Dann würde ich alles weitere mit Ihrer Mitbewohnerin abklären."
„Es bleibt dabei..... ODER! Warten Sie, haben Sie Mitbewohnerin gesagt?", erkundigte ich mich, während ich den Mann gegenüber von mir halb anschrie.
„Ja, das habe ich. Ist das ein Problem für Sie?", fragend schaute er mich an.
Bevor ich antworten konnte, erklang ein dumpfes Geräusch. So, als wäre eine Tür ins Schloss gefallen. Schließlich kamen Schritten näher und näher bis sie dort stand. Nur einige Meter von dem Makler und mir entfernt.
„Das wäre Ihre neue Mitbewohnerin", erklärte er.
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Blinde Momente » p.j.m
Fanfiction❝Ich sehe die Welt auch in Farben, nur auf eine andere Art.❞ ©2016, written by -jikookie