6. Die uneinschätzbare Frau

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Ich wurde von Sonnenstrahlen geweckt, die ihr Licht durch das Fenster streckten und mich blendeten. Eine Weile versteckte ich mich unter der Bettdecke, um noch etwas Schlaf zu bekommen. Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen und schlug die Decke zur Seite. Mit einem Gähnen rieb ich mir die Augen und blickte mich um.

Als ich mein Zimmer erkannte, fiel mir alles vom gestrigen Tage wieder ein. Meine Wangen röteten sich etwas dabei. Ich konnte noch immer Kyles Nähe spüren.

Mit einem leichten Schwung war ich dann auch schon auf den Beinen. Ich schlenderte gemütlich zum Bad und sah in den Spiegel. Mein Fieber war verschwunden und mein linkes Auge wurde von einem schwarzen Tuch bedeckt. Ich lächelte! Kyle war einfach viel zu fürsorglich! Das er mich den ganzen Weg bis zum Zimmer getragen hatte!?
Einfach unglaublich!

Ich machte mich im Bad fertig und nahm mir vor, Kyle für gestern zu danken. Gerade, als ich mir meine Kleidung anzog, klopfte es an der Tür. Ich schreckte hoch, da es so unerwartet kam und rief:,, Warte, noch einen Moment! Bin gleich fertig!"

Schnell zog ich mich fertig an und eilte zur Tür. Als ich diese jedoch mit einem:,, Tschuldige fürs warten!", öffnete, bekam ich ein:,, Das war die Zeit wert!", zurück.

Zuerst blickte ich verwirrt in ihre Augen, die so strahlen hell in einem Grünton schimmerten; dass es mich an saftiges Gras erinnerte. Danach kamen ihre langen, lockigen Haare, die wie Wellen an ihrem Haupt hinab hingen und ihr so schönes Gesicht einnahmten. Anschließend fiel mein Blick auf ihr bezauberndes Lächeln, was so viel Wärme und Zuneigung ausstrahlte, dass es auf der Seele schmerzte. Sie war einfach eine unglaubliche Frau!

Hübsch, intelligent, gerissen, freundlich, warmherzig und talentiert in allem was sie tat! Beinahe der perfekt Mensch!

Doch ich kannte sie. Besser als mir lieb war. Auch wenn man bei ihrem Anblick dachte, dass sie das Unschuldslamm der Nation wäre, war sie während ihres Berufes, wie ausgewechselt. Wenn es um ihre Arbeit ging, schreckte sie vor nichts zurück.

Da gäbe es kein Erbarmen, kein Mitleid und kein Zögern. Sie würde alles tun, nur um ihren Auftrag zu erfüllen.

Manchmal jagte mir diese Veränderung Angst ein. Sehr große sogar! Wer hätte denn schon anders reagiert, wenn man erfährt; dass die tolle Frau in deinen Erinnerungen in Wirklichkeit ein erbarmungsloses und brutales Wesen war!?

Plötzlich riss mich ihre zarte Stimme aus den Gedanken und ich lächelte sie freundlich an; um mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen.

,,Seit wann bist du denn wieder da? Immerhin warst du doch auf einem großen Ausflug!", fragte ich und kratzte mich nervös am Hinterkopf.

,,Ich bin gestern Nacht angekommen und wollte dich unbedingt sehen. Wie sehr habe ich dich doch vermisst. Schade, dass du nicht mit zu meinem Auftrag kommen wolltest. Deine Gesellschaft hätte mich sehr erfreut, musst du wissen!", sagte Lara und lächelte mich liebevoll an.

Ich glaubte ihr, doch die andere Seite an Lara schlichen sich bei ihrem niedlichen Anblick immer wieder in mein Gedächtnis und machten es schwierig normal mit ihr zu reden.

,,Ich weiß!", gab ich neutral zurück, da ich die Frau vor mir einfach nicht gut einschätzen konnte. Ihre Nähe jagten mir geteilte Gefühle ein.

Ein Gutes jedoch besaß sie; was ich an ihr sehr schätzte. Sie konnte mich von jeglichen schlechten Erinnerungen an die Vergangenheit ablenken.

An ihrer Seite musste ich keine Angst haben, einen Anfall zu bekommen. Ihre Aura löste fast das selbe aus wie bei Kyle. Beruhigend! Fast magisch betörend!

,,Zum Glück hat die Nacht nicht so lange gedauert, sodass ich dich endlich wieder sehen konnte", sagte Lara und packte meinen Arm. Ihr Körper war leicht nach vorne gebeugt, sodass man ihr leicht in den Ausschnitt sehen konnte.

Wäre ich wie andere Männer, würde ich heimlich einen Blick wagen. Ich wusste, dass es genau das war, was sie damit erreichen wollte. Doch leider empfand ich bei ihrem erotischen Anblick nichts.

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