9. Das Date

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Ich konnte ihren Worten nicht glauben. Noch nie hat das jemand zu mir gesagt. Ich dachte, dass es immer selbstverständlich wäre, dass die anderen Menschen meine Nähe fürchteten wegen meiner Gabe/Fluch.

Kyle war bisher der Einzige, der sich in meiner Umgebung normal verhielt.  Er war auch der einzige, der bei mir war, seitdem meine Eltern gestorben waren.Er zeigte mir, was ich wirklich war und wozu ich im Stande war.

Ich war den Tränen nahe!
Konnte sie jedoch noch zurückhalten.
Kein Mann weint bei der Anwesenheit einer Frau!

Die Ärztin schien mein Unbehagen zu spüren, denn sie brach das peinliche Schweigen und sagte:,, Tut mir leid! Ich habe soetwas nur noch nie gesehen. Für jemanden wie mich, der sich mit dem Entdecken von neuen Krankheiten und dessen Heilung beschäftigte, ist dies eine herausragende Erfahrung.

Dein Auge ist einfach unglaublich!
Dieser Lilaton und die Ornamente darin, sind einfach wunderschön!"

Ich starrte sie an und flüsterte ein leises:,, Dankeschön!", wobei ich auch leicht rot wurde.

Kurz herrschte Stille, in der die Frau sich einige Notizen machte. Nachdem sie fertig war, meinte sie, ich könne mich wieder anziehen und, dass alles in Ordnung sei. Sie verschrieb mir eine Kräutermischung, die mich beruhigen sollte.

Dankbar nahm ich sie entgegen und zog mich daraufhin wieder an.
Mit einem:,,Chiao!", verließ ich die Station und band mir meine Augenbinde wieder um. Noch immer spürte ich die Hände der Schwester auf mir, die mich leicht verunsicherten.

Doch lange konnte ich mir darüber keine Gedanken machen, denn als ich auf die Uhr sah, fluchte ich vor mich hin. Es war später, als ich erwartet hatte!

Schnell rannte ich zu Kyles Büro und stürmte ohne anzuklopfen hinein. Zum Glück war die Tür wieder offen.
,,Was ist denn mit dir los?", fragte mich mein Chef, der noch immer einen kleinen Stapel Dokumente vor sich hatte.

Ich brachte nur heraus:,, Keine Zeit! Muss los! Bin verabredet! Tut mir leid!" Kyle fing daraufhin an zu lachen. Wütend sah ich ihn an, worauf er entschuldigend die Hände hob und mich danach nach der Untersuchung fragte. Mein Gedanke schweifte zu den Worten der Ärztin und ein leichtes Kribbeln durchzog meinen Körper.

Kyle bemerkte meine Verlegenheit und sagte:,, Hast wohl einen tollen Vorgeschmack von der Krankenstation bekommen, was? Keine Sorge, ich Verrats niemandem!
Aber man muss echt sagen, die Frau ist der Hammer!"

,,Vielleicht für dich!", gab ich mürrisch zurück, wusste aber, dass etwas an dem, was er sagte, stimmte.
Doch Liebe war dies für mich nicht, eher Freude, darüber ein nettes Kompliment bekommen zu haben und nicht wieder ausgestoßen zu werden.

Kyle merkte meine Ungeduld und sagte deswegen:,, Ist schon okay. Geh schon! Deine Arbeit kannst du auch morgen noch erledigen." Dankbar blickte ich ihn an, bevor ich mich umdrehte, das Büro verließ und nach Hause rannte.

Ich hatte noch genug Zeit, um unter die Dusche zu springen und mich passend zu kleiden und zu stylen.
Nachdem ich schließlich in einem feinen, schwarzen Anzug steckte und meine Haare seitlich gebunden waren, machte ich mich auf den Weg zu Laras Anwesen.

Sie stammte aus einer adligen Familie und hat somit königliches Blut in sich und daher sehr viel Geld und Macht. 
Was mich nur wunderte, war, warum ein so hoch gestelltes Mädchen so sehr an Mord und Tod interessiert war.

Manchmal schlich sich die Idee in meinen Kopf, dass Lara an einer Multiplen Persönlichkeitsstörung litt. Wenn ich dann länger darüber nachdachte, stellte sich dies jedoch nur an manchen Tagen als wahr heraus. Darauf ansprechen, tat ich sie dennoch nie!

Ich klopfte an der großen hölzernen Tür und wartete. Schon nach kurzem hörte ich Schritte, die sich der Tür näherten. Im nächsten Moment ging auch schon die Tür auf und eine großer Mann kam zum Vorschein.
Er hatte edle Kleidung an, weshalb ich vor Nervosität einen Kloß im Hals runterschluckte. Denn der Mann war nicht gerade klein! Er war sogar zwei Köpfe größer als ich, wobei meine Größe schon über den Durchschnitt ging.

,,Was willst du hier?", fragte der Mann in unheimlichen Tod  und musterte mich von oben bis unten, was mir ziemlich unangenehm war.

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