19. Was ist nur los mit mir?

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Mein Spiegelbild zeigte mir etwas, was ich nicht erwartet hätte. Mein Blick schweifte von dem Spiegel ab und wandte sich meinem Fußgelenk zu. Dort zierte eine Fußkette. Aber keineswegs eine Normale!

Es war eine lange Eisenkette, die mich wie ein Gefangener fühlen ließ. Was ich ja eigentlich auch war! Die Kette war am Bettfosten befestigt und hielt mich somit, selbst wenn ich doch einen Fluchtweg finde würde, davon ab abzuhauen.

Plötzlich ging die Tür auf und ich schreckte hoch.  In Kampfposition stand ich da und wartete ab. Als ich meinen Entführer im Türrahmen erkannte, senkte ich meine Fäuste ein wenig und musterte ihn kritisch.

Noch immer fragte ich mich, was er von mir wollte.

Der Dämon näherte sich mir, während ich einfach stehen blieb und jede seiner Bewegungen beobachtete, um jederzeit einen Angriff abzuwehren.

,,Endlich bist du wach!", sagte der Mann und blieb direkt vor mir stehen.  Nur wenige Zentimeter waren noch zwischen uns. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Seine grünen Augen blickten in meine.

Plötzlich streckte er seine Hand nach mir aus. Perplex starrte ich ihn an, während er mir sanft über die Wange strich. ,,Wieso tust du das?", fragte ich ihn. ,,Weil du gerade so traurig und verletzt aussahst und weil du einen Albtraum hattest", erwiderte der Schwarzhaarige und verlor sich in meinem Auge, da das andere mithilfe der Augenklappe von den Blicken der Leute beschützt wurde.

,,Das meinte ich nicht!", sagte ich und blickte auf seine Hand, die gerade von meiner Wange zu meinen roten Haaren wanderte.

Wieso lasse ich ihn mich eigentlich berühren?

Etwas verwundert darüber, stieß ich ihn von mir, wurde jedoch sofort wieder an meinen Handgelenken herangezogen.

,,Was meintest du denn dann?", flüsterte er mir ins Ohr, was mir eine Gänsehaut bescherte. Seine Stimme war wieder so verführerisch wie damals, als wir uns das erste Mal getroffen hatten. Sofort wurde ich weich. Seine Berührungen brannten auf meiner Haut und jagten eine Welle der Erregung durch meinen Körper.

Ich wollte dies nicht! Wieso fühlte es sich dann also so gut an?!

Verwundert und verwirrt über meinen eigenen Körper und über meine eigenen Gefühle, blickte ich in den Armen des Dämons liegend, zu ihm hinauf. Als er meinen Blick bemerkte, konnte ich kurzzeitig Verwunderung in ihnen erkennen, doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. 

Jene änderte sich nämlich in Zufriedenheit um, was sein breites Grinsen verdeutlichte.

,,Ich meinte alles! Von unserer ersten Begegnung bis jetzt", erwiderte ich auf seine zuvor gestellte Frage und versuchte meine brüchige Stimme dabei zu verbergen. ,,Du wirst uns Schatten mit der Zeit verstehen, doch bis es soweit ist, werde ich dich bei mir behalten und verwöhnen!", säuselte der Dämon mir ins Ohr, woraufhin ich leise aufstöhnte.

Sofort hielt ich mir die Hand vor meinen Mund und hoffte inständig, dass er es nicht gehört hatte.  Leider lag ich da falsch! Er lächelte mich mit lüsternen Augen an.

,,Was meinst du mit 'verwöhnen'?", fragte ich ihn, um von meinem peinlichen Laut zuvor abzulenken. ,,Ich habe dich beobachtet. Egal mit wem du zusammen unterwegs warst, nie hast du so reagiert wie jetzt'",  meinte der Schwarzhaarige und hauchte mir einen leichten Kuss auf die Lippen. Ich war wie erstarrt! In mir kam das Verlangen auf seine Lippen auf meinen zu spüren.

Doch sofort, als mich dieser Gedanke befiel, schüttelte ich meinen Kopf, um ihn wieder zu vertreiben.

Was war nur los mit mir?

Was hatte er nur mit mir gemacht?

,,Worauf willst du hinaus?", fragte ich den Dämon und bekam sogleich eine Antwort:,, Ich meine das du auf dein eigenes Geschlecht stehst. Hast du wohl nie bemerkt.  Immerhin hat dich noch nie jemand so angefasst wie ich, oder liege ich da falsch?"

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