13. Schichtwechsel

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,,Hey! Florian! Sag doch was, wenn du mich hörst!", schimpfte eine bekannte Stimme, die ich jedoch nicht wirklich wahrnahm. Ich hatte gerade nur Augen für das schöne Wesen vor mir.

Erst; als ich einen harten Schlag auf meinen Hinterkopf spürte, entkam ich der Trance.

,,Also echt! Schläfst du etwa schon im Stehen ein?", fragte eine weibliche Stimme vorwurfsvoll.

Zum ersten Mal sah ich sie an und erkannte sie sofort wieder. ,,Sascha!", flüsterte ich überrascht.

,,Ja! Was hast du denn erwartet?", entgegnete die Genannte und grinste breit. ,,Keine Ahnung! Aber; was suchst du hier?", fragte ich verwirrt.

Sie seufzte daraufhin laut und meinte:,, Habe mir schon gedacht, dass du es vergessen wirst. Dummerchen!"

Ich sah sie noch immer total verwirrt an, da ich sie nicht verstanden hatte. Bei meinem Blick starrte sie mich ungläubig an und sagte dann:,, Du hast jetzt Schichtwechsel mit mir!"

,,Ach ist es schon soweit?", fragte ich überrascht und bekam als Antwort ein Nicken ihrerseits. ,,Die Zeit vergeht hier unten echt schnell!", meinte ich und machte Platz für Sascha. ,,Ähm; von was redet ihr beiden?", fragte plötzlich eine dunkle männliche Stimme.

Ich drehte mich in die Richtung, aus der das Gesprochene kam. ,,Ist das der Typ, denn wir bewachen müssen?", fragte Sascha und musterte den Schattendämon von oben bis unten. ,,Ja!", erwiderte ich.
,,Wusste nicht, dass er spreche kann?!", meinte Sascha und sah ihn mit großen Augen an.

,,Wieso denken das eigentlich alle?! Wir sind nicht die wilden Tiere, für die ihr uns haltet! Nur, weil unser Äußeres diesen etwas gleicht, heißt das nicht gleich, dass wir Gemeinsamkeiten mit solchen dämlichen Schoßhündchen haben!", sagte der Dämon empört und sah uns wütend an. Keiner antwortete ihm.

Stattdessen bewunderte ich seine Augen, die aufeinmal sehr gefährlich und bedrohlich schimmerten.
Ich verspürte jedoch bei diesem Anblick keine Angst. Stattdessen empfand ich seine Augen als noch schöner wie zuvor.

,,Wow!", sagte Sascha aufeinmal, als sie meinen Blick sah. Ich wurde rot und wandte meinen Blick ab.
,,Oh, Oh, Oh! Wird da etwas unser Herr Vizeleutnant rot?", quitschte Sascha wie ein Fangirl und hüpfte aufgeregt auf und ab. Wie ein kleines Kind, welches sich über einen Lolli freute.

Sascha war wie ich eine Wächterin, doch im Gegensatz zu meinem etwas kälteren Charakter, strahlte sie pure Lebensfreude aus. Sascha war vom Körperbau kleiner als die meisten, oft wurde sie deshalb schon von den neusten Wächtern, die sie noch nicht kennen gelernt hatten, für ein kleines Kind gehalten.

Doch dies war immer ein gewaltiger Fehler von ihnen.

Denn auch, wenn Sascha so unschuldig und niedlich wie ein kleines Mädchen aussah, hieß dies nicht gleich, dass sie auch so hilflos wie eins war. Immer, wenn jemand sie wie ein kleines Kind behandelte, so landete er sehr schnell im nächsten Graben mit gebrochenen Armen und Beinen.

Sascha hatte nämlich für ihre mickrigen Größe, eine gewaltige Kraft in ihren kleinen Fäusten. Von allen Wächtern war sie das Jüngsten Mitglied, was sie aber für ihr Alter schon sehr gefährlich machte.

Manchmal glaube ich, dass unter uns Wächter nur Verrückte oder Leute mit einem Knacks sind!
So wie wir uns verhalten!

,,Wie hast du das hingekriegt?", fragte Sascha aufeinmal den Gefangenen und riss mich somit aus den Gedanken.

Sie lehnte sich ganz nah an die Gitterstäbe heran, weshalb ich sofort:,, Halt!", schrie. Schnell zog ich sie von dem Käfig, in dem sich der Schattendämon befand, weg.

Sie war wie eine kleine Schwester für mich, was ich ihr natürlich nie sagen würde, da sie sonst nur wieder ausrasten würde. Doch ich wollte nicht, dass der Dämon auf die Idee kommen könnte, ihr Schaden zuzufügen. Denn auch, wenn er sich in Ketten befand, traute ich ihm alles zu. Wer weiß, was er uns gegenüber noch alles verschwieg?!

,,Man komm runter!", meinte Sascha schmollend und sah den Dämon fragend an. Diese fing an zu lachen und sagte:,, Vielleicht hat er sich ja in meinen Charme verliebt?!"

Bei seinen Worten lief ich hochrot an, wandte mich ab und sagte, um von meinen geröteten und erhitzten Wangen abzulenken:,, Ich gehe jetzt! Pass du auf ihn auf, Sascha! Wir sehen uns morgen früh zum Schichtwechsel wieder!"

Innerlich hoffte ich darauf, dass niemand von ihnen meine peinliche Reaktion gemerkt hatte.

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