26.Das Geheimnis wird gelüftet

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,,Wieso?", hauchte ich fassungslos und starrte noch immer in das böse Lächeln. In sein böses Lächeln! Sein Grinsen wurde breiter.

Der Rauch um sie herum verschwand komplett.  Alle Wächter wussten nicht, was sie tun sollten.  Wie sie mit einer solchen Situation umgehen sollten. Demzufolge standen sie auch da. Erstarrt, verwirrt und verzweifelt!

,,Was habt ihr denn alle? Ich bin wieder da! Freut euch doch!", sagte Florian, als wäre alles wie damals.  Als befände sich an seiner Seite kein Schattendämon. Als wäre alles normal! Doch dies war es nicht! Leider!

Er hatte sich verändert, dass erkannte ich auf den ersten Blick. Seine Haare waren offen und wehten wie Flammen im Wind. Beide seiner Augen waren deutlich sichtbar. Keine Augenbinde, kein Verstecken mehr!

In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit. Ob er seine Herkunft nun wusste? Ob er wusste, was ich getan hatte!?

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, da ich wusste, wenn er es wüsste, würde er mich abgrundtief hassen und mir nie verzeihen!

Schon als ich beschloss es vor ihm geheim zu halten, war ich mir im Klaren darüber, was es für Folgen haben würde. Ich hatte ihn angelogen und musste nun die Konsequenzen tragen!

Aufeinmal erklang die Stimme seines Begleiters:,, Komm, lass sie doch nicht  länger zabbeln. Sieh doch wie verzweifelt sie schauen, mein Liebling!"

Ich verstand nicht. ,,Liebling?", fragte ich verwirrt und machte einen Schritt auf ihn zu. Florian grinste, zog den Dämon neben sich zu sich heran und küsste ihn. Ja, ich habe mich nicht versehen. Er küsste ihn!!!

,,Was zur Hölle machst du da?", schrie Lara und rannte auf ihn zu. In ihren Augen schimmerte schon ein leichter Tränenschleier und ihre Stimme schwankte.  Der Dämon wurde als Aris vorgestellt und Lara ignoriert, nachdem Florian sich von seinen Lippen gelöst hatte.

Aris schlang seine Arme von hinten um Florian und leckte diesem über den Hals.

Das er sowas mit meinem Florian machte, kotzte mich an und machte mich wütend. ,,Geh weg von ihm!", sagte ich sowohl zu Lara als auch zu Florian. Lara sah mich fassungslos an, gehorchte jedoch.

Florian hingegen blieb einfach stehen. Es schien ihn anscheinend nicht zu stören, dass er vor gesammelter Mannschaft von einem Dämon abgeleckt wurde. Und das Schlimmste daran war: Es schien ihm sogar noch zu gefallen! Laut und ohne Hemmungen stöhnte Florian auf, als Aris ihn am Schritt packte.

,,Warum?! Warum gehst du nicht von ihm weg? Warum lässt du dich von ihm berühren, verdammt noch mal!?", schrie ich wütend.

,,Es ist alles deine Schuld! Aris konnte mir das geben, nach dem ich mich all die Jahre gesehnt hatte. Er gab mir seine Liebe und meine Wahrheit, die du mir wohl nie erzählt hättest!", meinte Florian kalt und sah mich an, als würde er mich töten wollen.

,,Was meinte er!?", fragte Sascha und zog an meinem Ärmel. Auch ihr waren die Tränen gekommen. 
Ich biss mir auf die Unterlippe und überlegte. Sollte ich es ihnen sagen oder weiterhin darüber still schweigen bewahren? Hin-und hergerissen entschied ich mich für ersteres.

Ich wollte ihn nicht mehr belügen! Egal wie schmerzhaft es auch für mich sein wird! Zögernd öffnete ich meinen Mund:,, Ich bin der Mörder seiner Eltern!" Meine Stimme zitterte genauso wie mein Körper. Kurz herrschte Stille, bis Florian schrie:,, Endlich stehst du zu deiner Schuld. Ich hatte dir vertraut, dich verehrt. Angesehen wie einen großen Bruder, wie einen Vater! Und was tust du? Du verrätst und belügst mich! Sowohl von dem Mord an meinen Eltern als auch darüber, dass ich ein halber Dämon bin. Ich frage mich nur noch eins:,, Wieso?"

Ich sah ihn traurig an und erwiderte:,, Ich wollte das alles nicht. Du musst mir glauben, Florian! Es war ein Unfall! Als ich erfahren hatte, dass dein Vater einer von ihnen war. Ein Schattendämon! Stellte ich ihn zur Rede. Ich wollte es von ihm hören! Doch dein Vater verlor die Kontrolle über sich und griff mich an. Ich wehrte mich, da es sonst mit meinem Leben vorbei gewesen wäre. Leider hatte sich deine Mutter zwischen uns geworfen. Beide starben. Arm in Arm. Ich habe noch immer den Anblick ihrer ineinander verschlungenen Körper in Erinnerung. Die langsam zu Leichen wurden. Wie ihr Blut aus dem Körper floss und sie immer kälter und blasser wurden. Bitte hasse mich nicht für das, was ich getan habe. Ich wollte dir deine Eltern nicht nehmen! Du musst mir glauben!"

,,Wieso sollte ich? Alles was du getan hast, war mich zu belügen. Als ob du dir den Tod meiner Eltern nicht gewünscht hättest!", schrie Florian und sah mich verachtend an.

,,Tu es endlich!", flüsterte Aris ihm ins Ohr. Was danach geschah, verging für mich wie in Zeitlupe. Florian nickte und rannte auf mich zu. Einige der Wächter hatten sich zwischen uns gestellt, doch Florian überwandt sie mit Leichtigkeit. Als er dann vor mir stand, grinste er böse und stach zu.

Mein Blick wanderte zu dem Messer, welches in mir steckte.  Fassungslos sah ich ihn an.  Den Schmerz nahm ich kaum war, auch als ich begann Blut zu spucken. Lara und Sascha schrien und weinten gleichzeitig.

Mein Herzschlag wurde langsamer. Ich spürte wie der Tod an mir nagte und mein Körper langsam von der Wärme verlassen wurde. Meine Lider wurden schwerer und ich spürte wie ich zu Boden fiel. Mein letzter Blick fiel auf Florian, der mich von oben herab grinsend ansah. Seine Augen fingen rot an zu glühen. Wie die Farbe des Blutes!

-------------Sicht von Aris------------
Ich lächelte zufrieden. Es war schwer in den kurzen Jahren Florians Zuneigung zu gewinnen, doch endlich war er mein. Nie wieder würde er mich verlassen. Er hatte gerade nämlich den Rest seiner Familie beseitigt, die die einzigen waren; die ihn hätten zurückholen können.

Ich sah dabei zu wie er die Reste seiner Menschlichkeit ablegte. Beide seiner Augen glühten rötlich. Aus seinem Kopf wuchsen schwarze Hörner. Seine Haare wurden dunkler. Schwarze Strähnen durchzogen dieses und machten ihn noch schöner als zuvor. Seine Hände wurden zu Krallen genauso wie es meine waren. Das Gleiche geschah mit seinen Füßen.

Endlich ist er einer von uns geworden! Zu einem Schattendämon!

Die Wächter um ihn herum schienen sein Interesse nicht zu wecken, denn Florian drehte sich wieder zu mir um.

Zwei Mädchen schrien nach ihm, doch er hielt nicht einmal an. Als er wieder an meiner Seite war, grinste er diabolisch. ,,Ich spüre gerade zu wie die Macht durch meine Adern strömt. Was für ein unglaubliches Gefühl! Doch ich habe Durst, Aris!" , sagte mein Liebling. Ich grinste ebenfalls.

,,Komm her! Ich weiß, was du brauchst und begehrst!", sagte ich und drückte ihn an mich. Ich wusste, dass gerade jede Faser seines Körpers nach Blut schrie. Jeder musste durch diese Verwandlung durch.  Nur so wird man vollendet! Nur so wird man zu einem wahrhaftigen Schattendämonen der Nacht!

Florians Fangzähne wuchsen, mit denen er in meinen Hals biss. Ich stöhnte auf, während seine Hände sich in meine Haare krallten und er begann mein Blut zu trinken.

Niemand würde sich mehr zwischen uns stellen! Er gehörte nur mir alleine! Und das für immer und ewig!

Mit diesen Gedanken entfernte Florian sich von meinem Hals und küsste mich. Der Blutgeschmack verband sich in unseren Mündern, bevor wir im weiten Himmel verschwanden.

Florian hielt nichts mehr dort! Kyle war tot und die Frauen ihm egal!
Er war nun frei! Frei von seiner Vergangenheit!

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