16. Die Flucht

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Mein Atem stockte. Was hatte er gerade gesagt!!!!

,,Wieso?", hauchte ich verwirrt und sah ihn verwundert an. ,,Weil ich es so will!", erwiderte er dominant und lief zum Fenster.  Sein Untergebener war unterdessen  schon wieder im Schatten der Finsternis verschwunden. 

Der Dämon  zog mich mit sich und schien sich für meine vergeblichen Widerstandsversuche nicht zu interessieren.  Sascha hatte ihre Stimme wiedergefunden und schrie meinen Namen, während sie vergeblich an ihren Ketten zerrte und sich dadurch nur mehr ihre zierlichen Handgelenke aufschürfte.
Ich brachte sie mit einem traurigen aber ernsten Blick zum Stoppen. Es war einfach sinnlos!
Egal, was sie auch versuchte, sie konnte mir nicht helfen!

Sofort liefen ihr bei dieser Feststellung erneut Tränen die Wangen hinab. Der Anblick ihres hilflosen Selbst tat mir im Herzen weh und brachte selbst mich fast zum Weinen. Doch ich riss mich zusammen! Wenn ich ebenfalls weinen würde, würde sie nicht nachgeben und sich noch mehr selbst verletzen.

Da mein Widerstand den Dämon langsam zu nerven schien; schlug er mir mit solcher Kraft ins Gesicht, dass ich kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Der Schmerz brach über mir zusammen und ich hielt mir schmerzhaft meine pochende und erhitzte Wange.

Es fühlte sich an, als hätte man mir meinen Kiefer gebrochen. Wütend sah ich zu ihm hinauf, während meine  Hand  noch immer auf meiner Wange ruhte. Wie konnte er nur!

Noch immer konnte ich seine große Krallenartige Hand auf meiner Wange spüren. Hätte nicht gedacht, dass er mich schlagen würde! Umbringen hätte ich ja noch verstehen können, immerhin sind wir Feinde, doch das, was er vor hatte, war ein Rätsel für mich. Was wollte er nur mit mir? Ich bin doch nichts anderes, als ein naiver und hilfloser Mensch für ihn! Seine Beute! Seine Nahrung! Seine Überlebenshilfe!

,,Schau mich nicht so an! Du bist selbst Schuld!", knurrte der Dämon und riss mich somit aus Gedanken. Er hob mich hoch und warf mich über seine Schulter, als würde ich rein gar nichts wiegen.

Hilflos hing ich dort und sah Sascha in die verweinten Augen. ,,Lebewohl! Ich verspreche dir, dass ich einen Weg finde, zurückzukehren!", formte ich mit meinen Lippen und bekam als Antwort ein trauriges Nicken.

Leicht lächelte ich sie an und dachte daran, wie brav sie doch war. Innerlich war ich mir sicher sie nie wieder zu Gesicht zu bekommen, weshalb ich das Bild von ihr in meinen Erinnerungen verschloss.

Denn bestimmt entführte man mich nicht, um mit mir ein Kaffeekränzchen abzuhalten!?

Bei der Vorstellung musste ich schmunzeln, doch dann holte mich die Realität wieder ein.
Mein Lächeln verschwand! Zurück blieb Trauer, Kälte und pure Einsamkeit! So wie damals!

Kurz dachte ich daran zurück. An die abweisenden Blicke der Leute, die alle auf mich gerichtet waren. Pure Angst und Abneigung in ihnen widerspiegelnd! So kalt, als wäre nichts lebendiges in ihnen! So als wäre Ich nichts lebendiges für sie!

Während die Geister der Vergangenheit in meinem Kopf umherspukten, verfiel ich einem tiefen Schlaf.  Verletzt, erschöpft und kraftlos! Wurde von Verzweiflung und Angst heimgesucht! In dem eigenen Traum der Vergangenheit gefangen!

Ich merkte nicht mehr wie der Dämon mit mir im Schlepptau aus dem Fenster sprang. Hätte ich dies gewusst, so hätte ich bestimmt länger an meinem Protest festgehalten, um ihn von dem Sprung abzuhalten.
Doch leider war ich dazu ja nicht in der Lage!

Der Dämon fiel jedoch nicht wie erwartet, mehrere Meter in die Tiefe, sondern landete auf dem Rücken eines großen, rabenschwarzen Adlers, der ihn mit vielen anderen Schattendämonen von der Insel und somit ihrem Gefängnis wegbeföderte.

Die Wächter waren nirgends zu sehen
und tauchten auch bei jener Flucht, die bei den Dämonen in die Geschichte einging, nicht mehr auf. So als gäbe es sie gar nicht! Oder als würden sie die Flucht anerkennen und befürworten!

Doch ich wusste, dass dies nicht der Fall war! Hoffte ich jedenfalls.....

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