11. Die Begegnung

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,,Du hast gesprochen!"; rief das Mädchen glücklich und drückte den Jungen an sich. Anscheinend hat sie das Gesprochene nicht wirklich mitbekommen, denn obwohl ihr Freund gerade auf einen Todesfall aufmerksam gemacht hatte; lächelte sie noch immer wie ein Engel.

,,Wo?", fragte ich den Kleinen nur, der mich daraufhin schüchtern ansah. Sein Finger erhob sich und er zeigte in eine Richtung.  In die Richtung, in die er schon zuvor gestarrt hatte!

,,Danke!", flüsterte ich, worauf der Junge nur nickte und sein Gesicht in den Haaren des Mädchens versteckte.
Ich stand auf und lief gemeinsam mit Lara in die besagte Richtung.

,,Glaubst du, dass wir etwas finden?", fragte ich Lara auf dem Weg zu einer dunklen, einsamen und verlassenen Gasse. Immer dazu bereit gleich  angegriffen zu werden.

,,Ja! Einen toten Jungen!", erwiderte Lara kalt, worauf ich sie wütend ansah. ,,Was?", fragte sie emotionslos und neutral.

,,Denk nicht gleich an den schlimmsten Fall, der eintreffen könnte!", meckerte ich meine Begleitung an und wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Gasse vor mir zu. Sie schrie danach, sich von ihr fernzuhalten.

,,Ist aber so!", flüsterte Lara aufeinmal leise, was ich gekonnt ignorierte. Vorsichtig betraten  wir den unheimlichen und engen Ort.

Sofort erkannten wir einen kleinen Körper, der auf dem kalten Asphalt lag. Lara wollte etwas sagen, doch ich brachte sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Auf ihr:,, Ich habe es doch gesagt!", konnte ich gerade gerne verzichten.

Wir näherten uns dem Kinderkörper, welcher anscheinend dem Jungen namens Ill gehörte und überprüften seinen Puls. ,,Nichts!", flüsterte ich betrübt und schloss der Leiche die Augen, die zuvor noch voller Angst offenstanden.

,,Wenn wir die Leiche betrachten, dann würde ich auf ein wildes Tier schließen !",  meinte Lara.

,,Ich würde eher Schatten sagen!", erwiderte ich flüsternd und entdeckte eine Blutspur, die von der Leiche wegführte. ,,Komm wir folgen der Spur vielleicht entdecken wir endlich einen Schatten! Einen echten Schatten! Aus Fleisch und Blut!", sagte ich und bekam nur ein:,, Okay!", zurück. 

Zusammen folgten wir der blutigen Spur und kamen schließlich an einem Garten an. Dieser schien schon recht verlassen und vergessen. Die Pflanzen wucherten überall und man erkannte deutlich, dass die Natur sich  diesen Ort zurückerobert hatte.

,,Hier war bestimmt seit langem kein Mensch mehr!", dachte ich und kämpfte mich durch das ganze hohe Gras. Lara folgte mir, wobei ihr Kleid völlig verschmutzt und mitgenommen wurde.

Sie schien das alles jedoch nicht zu stören; denn sie verlor kein einziges  klagendes Wort. Andere Menschen würden so nicht handeln, sie würden sich darüber aufregen und über das schöne, teure Kleid trauern.

Doch zum Glück war Lara da anders!

Wir  gingen immer tiefer hinein bis wir eine Gestalt erkannten. Sie war eingehüllt in schwarzen Gewändern. Ihr Gesicht wurde ebenfalls von einer schwarzen Kapuze verdeckt.

Vorsichtig traten wir näher an den Fremden heran. Dieser rührte sich nicht, sondern blieb einfach mitten im Gras in einem Kleinen Nest liegen.
Naja es sah zwar aus wie ein Nest war jedoch nur ein Schlafplatz.

Als wir Schnarchgeräusche hörten, wussten wir, warum er sich nicht regte. Er schlief!

Erleichtert atmete ich aus, denn ich hatte schon damit gerechnet, dass wir in einem blutigen Kampf um Leben und Tod enden würden. Was jedoch nicht der Fall war!

,,Ist er einer von diesen Schatten?", fragte Lara leise; um den Fremden nicht zu wecken.

,,Ja!", antwortete ich knapp und zeigte auf die Blutflecken an seinem Mantel. ,,Ich wette mit dir, dass er Ill getötet hat!", flüsterte ich und kniete mich zu ihm hin. Schnell zog ich seinen Kapuze zurück, damit wir einen Blick auf sein Gesicht hatten.

Ich weitete die Augen. Vor mir befand sich ein Junge im Teenager-alter. Bestimmt nur ein paar Jahre jünger als ich selbst! Seine Augen waren geschlossen. Doch, was mir am meisten auffiel, waren die Fangzähne, die aus seinem Mund hervorragten.

Auf seinem Kopf befanden sich zwei Hörner und seine Ohren waren so spitz wie man es nur aus Geschichten her kannte.

Gerade, als ich seine Wangen berühren wollte, die mit Blut beschmiert war, gingen ihm die Augen auf.

SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt