17. Die Geister der Vergangenheit

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In meinem tiefen Schlaf gefangen, träumte ich von der Vergangenheit, die ich mit allen Mitteln zu verdrängen versucht hatte. Doch leider konnte ich sie nicht länger unterdrücken.

Ich stand in mitten einer Menschenmasse. Alle Blicke lagen auf mir. Voller Verachtung und Furcht!
,,Monster!", schrien einige. ,,Man sollte dich einsperren!", riefen andere. Und dann gab es wiederum die schlimmste Art von Menschen, die, welche mir den Tod wünschten.

Der Traum fühlte sich so real an, dass ich mich vor Schmerzen krümmte.
Genauso war es früher in meiner Kindheit gewesen. Meine Eltern wurden ermordet und ich saß mit sechs Jahren schon auf der Straße. Zusammengekauert in dreckigen Gassen.

Eigentlich war ich damals ein sehr fröhlicher und aufgeschlossener Junge gewesen, doch ab dem Tod meiner Eltern hatte sich alles verändert. Ich war alleine, wurde von allen verachtet, beschimpft und gemieden. Meistens mit Steinen beworfen und verletzt. Manche wollten mir helfen, wandten sich letztendlich jedoch von mir ab.
Aus Gruppenzwang! Sie hatten Angst genauso zu enden wie ich.

Früher sah ich dies als Unverständlich an, doch heute verstand ich ihre Gefühle einigermaßen. Kyle lernte ich erst ein paar Jahre später kennen.

Erst, nachdem ich lange alleine auf der Straße verbracht hatte und immer kälter wurde. Mein Herz gefror und ließ kein Vertrauen mehr zu. Jeden Tag lebte ich so als wäre es mein Letzter. Immer begleitet von Angst und Misstrauen gegenüber den Menschen, die zu dieser Zeit meine schlimmsten Feinde waren.

Denn alle, wirklich ALLE hassten mich! Den Begriff Liebe kam nicht in meinem Kontext vor und ich verstand ihn auch nicht!

Aus diesem Grund reagierte ich bei jedem Versuch mir zu helfen eher genervt und wütend. Es kam sogar schon vor, dass ich bei einem meiner Wutanfälle Menschen verletzte und nicht gerade nur leicht!

Eines Tages rastete ich sogar so sehr aus, dass ich die komplette Kontrolle über mich verlor. An jenem Tag spürte ich zum ersten Mal, dass ihre Angst begründet war und ich mich von ihnen unterscheidete.
,,Etwas stimmte nicht mit mir!", dies hatte ich damals gedacht.

Mein eines Auge begann so sehr zu Schmerzen wie noch nie zuvor. Ich schrie so laut ich konnte, während ich mir mein Auge zuhielt. Blut rann zwischen meinen Händen hinab auf den Boden und mein Auge fing so hell an zu leuchten wie noch nie zuvor.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich auch die Ornamente in meinem Auge gebildet.

Für meinen Ruf war dieses Geschehen natürlich keineswegs vorteilhaft. Ganz im Gegenteil! Es war grauenhaft. Die Leute bekamen immer mehr Angst vor mir, sodass sie wirklich den Versuch wagten, mich umzubringen.

Doch genau dann tauchte Kyle auf. Wie ein Ritter, der zu seiner Prinzessin eilte, kam er an. Er schleuderte die Fremden weg und nahm mich schützend in die Arme.

Ich wusste damals nicht, was ich von ihm halten sollte. Sollte ich ihm vertrauen und dafür das Risiko eingehen, verletzt zu werden oder so weiter machen wie gewöhnlich?!

Ich war so hin- und hergerissen, dass ich die Tränen, die Kyle vergießte, gar nicht mitbekam. Als ich diese jedoch wahrnahm, wunderte ich mich darüber. Wieso weinte er? Um jemanden wir mich, ein Monster, ein Stück Dreck, wertlos und ersetzbar!

Von niemandem auf der Welt geliebt
Verhasst! Alleine und einsam!

Ehe ich mich versah, weinte ich ebenfalls. Kyle bemerkte es und drückte mich fester an sich heran. Eine Weile blieben wir so. Ließen all unseren Gefühlen freien Lauf!

Nachdem wir uns dann wieder beruhigt und im Griff gehabt hatten, sah Kyle mir ins Gesicht und sagte:,, Ich habe dich überall gesucht. Ich bin Kyle ein guter Freund deiner Eltern. Als ich die Aufgabe bekommen hatte, auf dich zu achten, war es schon zu spät und deine Eltern starben.

Als du daraufhin auf der Straße landetest, konnte ich dich nicht mehr ausfindig machen. Es tut mir so leid!
Auch ,wenn ich es deinen Eltern versprochen hatte, konnte ich dich nicht beschützen! Ich starrte den Fremden Mann vor mir unglaublich an. Ich verstand die Bedeutung hinter seinen Worten nicht. Ich dachte, dass er sich über mich lustig machte; doch sein ernstes Gesicht, widerlegte mein Gedanke wieder.

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