Chapter fifty six

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Mara's P.o.V

"Was willst du?" Fragt sie mich. Wahrscheinlich sollte es unfreundlich klingen, tut es aber nicht. Viel mehr klingt sie einfach verletzt.
"Reden." Antwortet ich nur und lächele sie an. Unschlüssig sieht Adriana sich kurz um. "Dann lass uns reden, aber nicht hier." Vorsichtig greift sie nach meinem Arm und zieht mich durch das Schultor.

Langsam lasse ich mich neben ihr nieder und bestaune die fantastische Aussicht. Adriana hat mich ein ganzes Stück durch die Stadt gelotst, bis wir irgendwann hier an diesem verlassenen Aussichtspunkt mitten im Nirgendwo angekommen sind. Aber das lange laufen hat sich wirklich gelohnt, es ist traumhaft hier.

"Warum willst du reden?" Unterbricht ihre leise Stimme meine Gedanken. Ja das frage ich mich selbst, warum wollte ich mit ihr reden? Keine Ahnung, ich hatte das Gefühl sie nicht einfach so gehen lassen zu dürfen. Sie verstehen zu müssen.
"Ich weiß es nicht." Sage ich irgendwann in die Stille hinein.
"Vielleicht will ich einfach wissen, warum du das gemacht hast." Meine ich und sehe sie das erste Mal richtig an. Erst jetzt fällt mir auf wie schlecht sie eigentlich aussieht. Ihre Wangen wirken eingefallen und unter ihren Augen liegen dunkle Ringe.

Sie lacht einmal bitter auf. "Tja das ist eine gute Frage, vielleicht weil ich einfach irre bin und alles gute in meinem Leben zerstören muss?" Die Frage ist rein rhetorisch und das erste Mal fühle ich mich ihr irgendwie verbunden.

"Vor zirka einem Jahr fing es an den Bach runter zu gehen. Naja wahrscheinlich schon vorher, aber da habe ich es verdrängt. Wollte es nicht wahrhaben. Mein Verhältnis zu meinem Vater ist nett ausgedrückt scheiße und zu meiner richtigen Mutter habe ich keinen Kontakt mehr. Auf jeden Fall hat mein Vater mich dann auf ein Internat abgeschoben, weil ich ihm zu anstrengen geworden war. Aber auch dort wurde nichts besser, am Anfang wollte ich einfach nur meine Gedanken und Gefühle verdrängen mit Alkohol und Parties. Und als ich dann bemerkt habe, dass das zu nichts führt war es schon zu spät. Man hätte mich als Schlampe abgestempelt, als leicht zu haben. Die anderen Mädchen hatten Angst ich würde ihnen Ihre Freunde ausspannen und so weiter. Vor ein paar Wochen habe ich es dann geschaft auch von dem Internat runter geworfen zu werden und kam wieder her." Sie macht eine kurze Pause und ich versuche auf die schnelle alles gesagte zu verarbeiten.

Vielleicht sollte ich es nicht, aber ich habe Mitleid mit ihr. Ich weiß was es bedeutet, wenn man das Gefühl hat alleine zu sein, dass keiner einen wirklich liebt. Und auch ich war eine Schlampe. Habe zum Spaß Beziehungen zerstört, nicht durch rumknutschen, aber durch meine Schauspielkünste.

"Als ich wieder hier war habe ich als erstes dich gesehen. Du hattest im Prinzip meinem Platz eingenommen und du warst einfach so perfekt. Freundlich, nett, die vorzeige Tochter. Beliebt, gute Noten und hübsch. Ich kam mir einfach so ersetzt vor und habe dich wirklich gehasst. Außerdem liebe ich Juan wirklich, aber das mit uns funktioniert nicht, auch das weiß ich.
Naja und weil ich eh impulsiv bin habe ich nicht nachgedacht. Ich war so gefangen in meiner Rachsucht und meiner Eifersucht, dass ich nicht klar denken konnte. Ich habe meinen Ruf mal wieder bestätigt, dass worüber ich mich bei anderen aufrege selbst gemacht. Ich habe all deinen Hass verdient. Aber Mara mach nicht die gleichen Fehler wie ich und vertrau nicht den falschen Leuten." Endet sie und ich kann nicht anders als sie zu umarmen.

"Ich verzeihe dir. Und ich werde es versuchen." Flüstere ich ihr ins Ohr, während ich merke wie ihr Tränen über das Gesicht fließen. Ich dachte immer sie wäre die kalte Schlampe, dabei habe ich nie gedacht das dahinter vielleicht mehr stecken könnte. Eine verletzte Person mit lauter selbst zweifeln. So sitzen wir da Arm in Arm und vielleicht stimmt der Satz sei deinen Freunden nah, aber deinen Feinden noch näher. Auch wenn ich sie nicht mehr als das sehe. Ich verstehe sie.


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"Mara." Schreit mir Calli's aufgedrehte Stimme ins Ohr. "Ja was ist los?" Frage ich alarmiert. Die drei anderen sehen mich ebenfalls erstaunt an. "Ich bin hier am Flughafen kannst du mich abholen?" Fragt sie mich und ich muss breit grinsen. "Klar." Verspreche ich ihr, bevor ich auflege.

"Leute kann mich einer von euch zum Flughafen fliegen." Frage ich sie bittend und setzte meinen Hundeblick auf.
"Immer." Meint Katy und springt auf. Dabei vergisst sie, die Chipstüte auf ihrem Schoß und der ganze Inhalt verteilt sich auf dem Boden. "Das könnt ihr aufräumen Jungs." Bestimmte sie, bevor wir beide unsere Schuhe anziehen und ohne auf das Gemaule der Jungs zu hören aus dem Haus verschwinden.

"Wer muss den abgeholt werden?" Fragt Katy mich im Auto neugierig und wirft den Motor an. Ihr Fahrstil ist, wie soll man sagen, nervenaufreibend.
"Meine beste Freundin ist extra für mich aus L.A. her geflogen." Erzähle ich hier und sie grinst mich aufgeregt an.
"Oh Gott wie cool mich ein Mädchen, wir müssen unbedingt eine Pyjama Party machen. Das wäre meine Erste." Erklärt sie mir aufgedreht.
Man muss wissen, dass Katy vier ältere Brüder hat und bis jetzt auch sonst nur mit Jungs abgehangen hat.

"Können wir auf jeden Fall machen." Stimme ich ihr zu. Sie ist wie ein kleines Kind, man kann ihr nichts abschlagen. Sie fährt mit Vollkaracho auf einen der Parkplätze und ignoriert dabei die wütenden Hupen der anderen Autofahrer um uns.
"Wie heißt sie den?" Fragt sie mich fröhlich, während ich mich nach Calli um sehe.
"Calliope, aber du kannst sie Calli nennen." Sage ich und genau in dem Moment sehe ich wie ein Haufen schwarzer wilder Locken auf mich zugeströmt kommt und mich fast umwirft.

"Ich habe dich so vermisst." Ruft sie aus und ich drücke sie an mich. Atme ihren Geruch ein, der einfach so sehr nach Heimat riecht.
"Ich dich auch." Irgendwann lassen wir uns dann wieder los und ich stelle ihr Katy vor.
"Schön dich kennen zu lernen." Meint diese und umarmt Calli ebenfalls. "Na dann ab nach Hause." Meine ich und nehme Calli einen Koffer ab. Zusammen laufen wir wieder zurück zum Auto, während sie mir erzählt was in meiner Abwesenheit alles passiert ist.

"Bist du jetzt eigentlich mit Taylor zusammen?" Frage ich neugierig nach. In der letzten Zeit sind sie ein zwei Mal miteinander ausgegangen, aber Calli war sich nicht sicher ob er sie genauso mag wie sie ihn. Schüchtern nickt sie und ich springe kreischend auf und ab, bis ich mich wieder eingekriegt habe.
"Oh mein Gott ich freue mich so für euch, du musst mir alles erzählen." Bestimme ich und zerquetsche sie dieses Mal. "Mir aber auch und noch dazu wer das überhaupt ist." Ruft Katy von vorne und muss lachen. "Mädchenabend?" Frage ich. "Mädchenabend." Stimmen sie mir gleichzeitig zu. Wenn das mal keine lange Nacht wird.

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