Kapitel 1 - Miro

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Miro - Lotti

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So gut ich konnte, taumelte ich durch die Menschenmassen, durchgehend auf der Suche nach Nike, eigentlich hieß er Nico. Zugegeben - ich war wirklich betrunken, aber das war doch letztendlich auch der Sinn dieser Party.

"Nige", lallte ich, "NIGÖ!"

Endlich hatte ich ihn entdeckt, seine braunen Haare würde ich überall erkennen. Von hinten sprang ich auf seinen Rücken, konnte mich allerdings nicht wirklich halten.

Etwas unsanft landete ich auf allen Vieren, berappelte mich aber schnell wieder. Der Junge vor mir drehte sich um und blickte mir direkt in die Augen.

"Hups..", hiekste ich, "doch nisch Nigö!"

"Alter. Du hast mich jetzt zum vierten Mal angesprungen, trink lieber nicht so viel!"

Glucksend hob ich meinen roten ps-ich-bin-ein-williges-Collegegirl-Plastikbecher und drehte mich um: "Okidokipoki"

Unsanft quetschte ich mich durch die tanzenden Leute, immer noch bedacht auf Nike. Wieder tauchten braune Locken vor mir auf.

Ich tippte ihm auf die Schulter: "Bis du Nigö?", brüllte ich, die Musik dröhnte in meinen Ohren.

Der Junge drehte sich um und lächelte mich an: "Miro!", brüllte er, "wer sollte ich sonst sein?"

Ich seufzte.

"Wieso? Hast du mich gesucht?"

Schnell nickte ich: "Kann isch vie..- vielleisch hier schlafön?"

"War doch so abgemacht!" Stöhnend ließ ich die Schultern fallen: "Dann woll..-te isch disch was a..- and'res frag'n!"

Nike grinste mich belustigt an.

"Weißt du eigentlich wo Krümel steckt?", brüllte er.

Krümel, der eigentlich Kyle hieß, Nike und ich waren schon seit der fünften Klasse beste Freunde. Ehrlich gesagt konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, also schüttelte ich einfach meinen Kopf.

Nike boxte mir sanft gegen die Schulter: "Geh schlafen! Junge bist du besoffen"

Während ich nickte, entfernte er sich schon wieder von mir. Jetzt erstmal orientieren. Wo genau war die Treppe nach oben? Eigentlich war das hier wie mein zweites Zuhause. Ich guckte mich um. Verdammt. Jetzt musste auch ich langsam einsehen, dass ich doch ein Bisschen zu viel des Guten hatte.

"Dann schlaf isch halt auf'm Sofa.", nuschelte ich mir selbst zu und setzte mich auf das Sofa hinter mir.

"Miro", brüllte eine quietschende Stimme. Bitte nicht... scheiße. Ashley.

"Isch wollt schlaf'n", brüllte ich zurück.

Plötzlich ließ sie sich auf meinen Schoß fallen: "Ja eben"

Gott, nervte sie. Ihre Platinblonden Haare reichten ihr bis zum Arsch - ja, bei ihr war es eigentlich wirklich ein... Prachtarsch. Ihr Figur war ja schon gut und so, aber irgendwie... Sie war eben das typische Abbild der Schulbitch.

"Ashl..-ey isch geh jetz schlaf'n"

"Dann nimm mich mit", ihre blauen Augen funkelten mich an.

"Verpiss dich, Ashley! Und Miro, geh endlich schlafen!"

Das war Krümel. Suchend fuhr mein Blick herum, während Ashley genervt ging. Irgendwo fielen mir dann Krümels blonden Haare auf. Ich nickte ihm dankend zu und er verschwand wieder in der Menge. Doch gerade als ich mich hinlegen wollte, tauchten zwei wild knutschende Gestalten neben mir auf und schmissen sich eng umschlungen auf das Sofa neben mir.

"Na super.", knurrte ich.

"Wo ist die Treppe?", brüllte ich zu Larissa - Nikes langjähriger Freundin. Sie war ein ziemliches Stück kleiner als ich und ihre dunkelbraunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.

"Oh Miro", lachte sie und griff mich am Arm, so gut es ging, taumelte ich hinter ihr her.

"Hier", lächelte sie, "ist die Treppe."

"Gut, danke", brüllte ich und machte mich auf den Weg nach oben. Unsanft schmiss ich mich auf die Matratze, was meinem Kopf leicht zusetzte.

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"Alter Miro. Du hättest gestern echt nicht mehr wiederkommen sollen", lachte Krümel. Er war schon wach gewesen, als ich aufwachte.

Vorsichtig setzte ich mich auf. Mein Kopf pochte, schien sich gleich selbst zu sprängen.

"Hier", Krümel warf mir irgendetwas zu, ich fing es. Kopfschmerztabletten.

Dankend nickte ich und schluckte gleich eine davon ohne Wasser.

"So", murmelte ich, meine Stimme war heiser, was Krümel sehr zu amüsieren schien, "was war denn jetzt? Ich bin schlafen gegangen"

"Ja", nickte er und zog das 'a' weit in die Länge, "du... bist aber wieder gekommen."

Plötzlich bewegte sich neben mir etwas und mein Blick fiel auf einen roten Schopf. Genau wusste ich nicht wer es war. Bestimmt Carol. Fragend guckte ich wieder zu Krümel, dieser schüttelte nur den Kopf. Erleichtert atmete ich aus.

"So, erzähl."

"Wir haben dich plötzlich an der Bar gefunden. Noch besoffener als vorher schon. Du hast irgendetwas von Elefantenkälbern erzählt und wie gerne du doch eine Mischung aus Katze und Hund besäßest."

Ja, das klang nach dem Betrunken-Ich.

"Und dann...", das war Nikes Stimme, bis jetzt hatte ich ihn nicht bemerkt, doch er lag einige Meter hinter mir, "dann hast du auf einem Tisch gestrippt."

Die Beiden konnten sich nicht mehr halten und prusteten los. Nikes Augen tränten vor Lachen, Krümels Kopf war hochrot.

"Warst gar nicht so schlecht!", keuchte Nike.

Jetzt konnte auch ich nicht mehr. Neben mir regte sich etwas.

"Guten Morgen Lily", lachte Nike.

Mein Lachen blieb mir - genau wie mein Atem - im Hals stecken und ich musterte sie genau, sie streckte sich, aber ihr Gesicht konnte ich noch nicht erkennen. Langsam richtete sie sich auf und ein verschlafenes Gesicht kam zum Vorschein.

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