Kapitel 11 - Miro

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Langsam öffnete ich meine Augen. Ich war doch eingeschlafen, das war wahrscheinlich auch gut so. Während ich mich streckte, drehte ich mich in meinem Bett um. "Hups... 'tschuldigung... Du hast nur zehn Minuten geschlafen oder so" Lächelnd blieb ich auf dem Rücken liegen und drehte meinen Kopf: "Nelly"

"Ich wollte dich nicht wecken... ich wollte nur die Balkontür zumachen" "Alles gut" Sie entspannte sich wieder und kam langsam zu mir, ich rutschte ein Stück zur Wand und Nelly kuschelte sich neben mich. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wir uns mit der Zeit auseinanderleben würden, aber zum Glück war es nicht so. "Miro" Als Antwort raunte ich kurz. "Kannst du mir einen Rat geben?" Jetzt wurde ich hellhörig. "Da... ist so ein Junge" Ich stützte mich auf meinen Ellenbogen: "Ja?" Nelly ging auf meine Schule. Vielleicht wusste sie, dass ich in der Schule... anders war. Vielleicht wusste sie es nicht. Aber sie war auch genauso beliebt wie ich. Ja, sie spielte in eine wirklich hohen Liga... deshalb war ich jetzt auf alles gefasst. "Er ist sechzehn..." "Nelly!", meine Stimme wurde drohend. "Miro... er ist so lieb und er sieht so gut aus" "Hauptsache du machst das Richtige. Sechzehnjährige Typen können echt schlimm sein" "Die Sache ist, dass er eine Freundin hat" Jetzt guckte sie mir direkt in die Augen. "Dann lass es sein! Lass es... du brauchst sowieso keinen Freund. Du bist dreizehn, Nelly!"

"Und du verstehst das nicht!", entgegnete sie trotzig. "Gehen wir in den Park?", lenkte ich ab. "Ja..", nuschelte sie, während sie aufstand. Mit aller Kraft zog sie mich hoch: "Du wiegst mehrere Tonnen!", lachte sie. Nelly war groß geworden. Und schön. Sie ging locker als fünfzehn durch.

"Mum, wir sind im Park", rief ich und schloss die Tür. Das Wetter war gut, ich hatte keine Jacke mitgenommen. Früher waren Nelly und ich immer im Park gewesen, hatten Enten gefüttert. Von uns aus hatten wir es nicht weit dahin, vielleicht fünf Minuten Fußmarsch. "Wie war die Party eigentlich?" "Gut", lächelte ich Nelly an. "Schickes Video" Ich sah deutlich, wie sie sich das Lachen verkniff. "Na das Video", prustete sie, als ich nicht antwortete, "DAS Video" Schnell zog sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche, vor Lachen konnte sie schon nicht mehr. Erst erkannte ich nichts, die Kamera wackelte, alles war dunkel und laute Musik dröhnte. "Als Tipp: Das bist du" Ich hatte schon Angst, dass Nelly gleich vor Lachen wegkippen würde. Okay, jetzt erkannte ich es auch... deutlich. "Das ist also mein Strip" Auch ich musste lachen... bis ich nur noch in Boxershorts dastand. "Woher hast du das eigentlich?" "Hat Chloe mir gesendet" Meine Hände ballten sich zu Fäusten. "Zeig die Nachricht!" Nelly gab mir ihr Handy.

>>Dein Bruder. Kannst du ihm ja zeigen :'D Bevor er durchdreht: nur an dich, Krümel, Nike und Lari... naja... und weil ich eigentlich möchte, dass er durchdreht: Auch an Lily xD!!!<<

Ein Grummeln machte sich in meiner Brust breit: "Ich hasse sie" "Jaja", Nelly griff ihr Handy, "tust du nicht" "Klappe!" Lachend hob sie die Hände: "Okay, okay!"

Wir waren im Park angekommen, steuerten auf den See zu. Über den See führte eine kleine Brücke, früher hatten wir dort gesessen, die Beine baumeln lassen und Enten gefüttert. "Oh hey! Da ist Lily" Nelly zog an meiner Hand. Ich brauchte einige Momente, um ihre Worte umzusetzen. "Wowowow! Stop, halt.. Nein!" "Wieso denn nicht?" "Weil es so ist!" Ich entriss ihr meine Hand und zupfte meinen Ärmel zurecht. "Oh guck mal. Hat sie einen Freund?" Jetzt wanderte auch mein Blick zu Lily. Sie saß neben Max. "Nein. Das ist Max." "Ja. Ihr Freund?", fragte Nelly nochmal nach. "Nein! Du nervst" Ich stopfte mir meine Hände in meine Hosentaschen und beschleunigte meine Schritte. "Warte", Nelly joggte neben mir her.

Wir blieben den ganzen restlichen Tag im Park.

Host of destinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt