Mein Blick glitt zu Maron. Sie schien in ein angestrengtes Gespräch mit Max alias Nullnummer verwickelt zu sein.
"Na, schaffst du es auch mal wieder, zu uns zu kommen?", genervt stöhnte Krümel auf.
"Was ist denn dein Problem jetzt?"
"Miro. Du weißt doch genau, dass..."
"Sorry, muss los.", lächelte ich und legte einen Arm um Verona, welche gerade aus ihrer Klasse gekommen war. Sie warf mir ein Lächeln zu und ich griff meine Tasche.
Irgendwie... Ich verstand Krümel und Nike ja, aber letztendlich war es doch immer noch mein Leben!
Und jetzt wollte ich es erstmal genießen.
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"Mimi!", schreiend zog Nelly meinen Spitznamen in die Länge und kam dabei die Treppe heruntergesprungen.
Und ich wusste es. Ich wusste, dass es einfach passieren MUSSTE.
Sie rutschte mitten auf der Treppe aus, ruderte wild mit den Armen, riss die Augen auf, drehte sich irgendwie noch halb und rutschte auf dem Bauch die letzten Stufen herunter.
Erst war ich total geschockt.
Aber... Dann konnte ich wirklich nicht mehr. Ich prustete laut los und starrte auf meine kleine Schwester.
"Alles... Gut?", um das Lachen zu überdecken räusperte ich mich kurz.
Keine Antwort.
"Nelly. Jetzt tu doch nicht so!", langsam wurde ich unruhig. Sie hatte sich doch nichts getan?!
Mit wenigen Schritten war ich bei ihr und kniete mich neben sie. Ihr Oberkörper bebte unregelmäßig. Sie weinte. Sanft strich ich über ihre Wange: "Nelly... Komm her."
Gerade als ich dabei war, sie 'aufzusammeln' sprang sie lachend auf und tätschelte trällernd meine Wange: "Be-schis-sen!"
Dieses kleine Biest.
"Keine Schmerzen..?"
"Naja... Wehgetan hat's schon etwas... Aber das bin ich ja gewöhnt. Naja, egal jetzt! Ich hab dir jedenfalls etwas zu erzählen!"
Schmunzelnd stellte ich meine Tasche in die Ecke: "Ja...?"
"Ja!"
Wenn Nelly einmal anfing zu reden, dann war sie wie ein Wasserfall. Sie sprach schnell, sie sprach viel und sie sprach auf jeden Fall gerne.
"Also. Miro. Pass' jetzt bitte ganz genau auf...", sie atmete tief ein, "WirBekommenEinenHund! Einen kleinen mit viel Fett und großen Augen!"
Aufgeregt sprang sie hin und her. In meinem Gesicht zeichnete sich die pure Verwirrung ab: "Bitte was? Jetzt nochmal in langsam und auf Deutsch...?", grinste ich.
"Wir... Bekommen... Einen.... Hundihundi. Wuff, wuff.", sie sprach in Zeitlupengeschwindigkeit und führte dazu so eine Art Zeitlupenfreudentanz auf.
"Was? Wir b-..."
"Bist du SO taub? Wir. Bekommen. Ei-..."
"Nein! Ich hab schon verstanden! Aber wieso?"
Meine kleine Schwester setzte sich schnell auf die Treppe und blinzelte mich dann wieder an: "Weil Mum es erlaubt."
Kurzerhand griff ich Nellys Arm und schleifte sie hinter mir in die Küche, wo unsere Mama mit lauter Musik am Kochen war. Sie hatte wahrscheinlich noch nicht mitbekommen, dass ich wieder da war und auch nicht, dass Nelly die Treppe heruntergerutscht/gefallen/geschlittert war.
Mit einem Klick schaltete ich das Radio aus, erschrocken fuhr Mama herum: "Wa..? Ah! Hey Miro. Wie war die Schule, Großer?"
"Einen Hund?! Wir haben doch gar keine Zeit für einen Hund!"
"Aber er könnte doch...", lenkte Nelly ein.
"Nein!"
Mama kam langsam auf mich zu: "Miro..."
"Mama! Das wäre pure Tierquälerei! Er wäre jeden Tag mindestens acht Stunden alleine! Außerdem bin ich am Ende eh wieder der Doofe, der mit dem Hund spazieren gehen darf. Nee! Bestimmt nicht."
Ohne ein weiteres Wort dampfte Nelly an mir vorbei, wenig später knallte ihre Tür. Mit einem Schmunzeln ließ ich mich auf den Stuhl gleiten: "Und Mama, wie war dein Tag?"
"Du kannst es auch nicht lassen, deine kleine Schwester zu demütigen, oder? Aber jaja, ganz gut. Wir haben einen neuen Mitarbeiter."
"Und er sieht sehr gut aus...", äffte ich Eva - die beste Freundin meiner Mutter - nach. Sie hatte mir mal von all ihren Bettgeschichten erzählt, als sie so betrunken war, dass sie mitten in der Nacht in mein Zimmer geplatzt kam.
Grinsend drehte Mama sich zu mir: "Nicht so perfekt wie du. Weißt du eigentlich, dass ich ganz stolz auf dich bin?"
"Hm..? Wieso?"
"Nelly liebt dich von ganzem Herzen, du bist gut in der Schule und einfach immer freundlich. Heute gerade hat Frau Grunewall wieder über dich gesprochen."
Leise lachte ich. Frau Grunewall war eine steinalte, fröhliche und liebe Dame, die früher mal bei uns in der Nachbarschaft gelebt hatte.
"Holst du deine Schwester bitte zum Essen?", bat Mama, während sie Getränke auf den Tisch stellte.
Ich atmete tief ein und brüllte den Namen meiner Schwester so laut ich konnte. Lachend verdrehte Mama die Augen: "Das hätte ich auch noch geschafft."
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Host of destiny
Teen FictionWenn ein einziger Mensch es schafft, dein Leben komplett zu ändern, dann kannst du dir sicher sein, dass es Liebe ist.