Verkehrte Welt

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Der Festsaal war verlassen als wir ihn betraten. Ein paar Angestellten räumten den großen Tisch ab und ich sah Reste von Essen. „Warte mal. Wir haben das Abendessen verpasst", fragte ich und in dem Moment meldete sich auch mein Magen. Logan grinste und erwiderte:„Ja, das haben wir wohl. Wenn du etwas möchtest können wir einen Abstecher in der Küche machen." „Bitte, sonst fällt deine Begleitung vom Fleisch", scherzte ich und er lachte in sich hinein.Wir verließen den Saal wobei uns ein paar Wächter begegneten. Einer von ihnen, er musste in den vierzigern sein, musterte mein Gesicht und ich sah wie seine brauen Augen anfingen zu leuchten. Sein blondes Haar zeigte bereits ein paar graue Strähnen und er war gut einen Kopf größer als ich.

Logan zog mich weiter und schien den Blick des Wächters nicht zu bemerken.Ich schaute mich noch mal kurz zu ihnen um und sah wie er mit seinen Kollegen sprach.


Inder Küche angekommen sprach Logan mit einen der vielen Köche. Er war nicht viel älter als wir und sah kurz zu mir rüber. Ich sah kurz an mir runter und fragte mich ob ich irgendwas im Gesicht hatte.Es musste doch einen Grund geben warum mich alle so komisch ansahen.Ich setzte mich an einen kleinen Tisch auf den frische Cupcakes standen und sah sie sehnsüchtig an. Mum hatte sie früher immer gebacken als sie noch öfter Zuhause gewesen war. Insgeheim wünschte ich mir genau diese Zeit zurück. „Wir bekommen gleich etwas."Logans Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich sah zu ihn auf.Er beobachtete mich und hob die Hand. Vorsichtig wischte er übermeine Wange und fragte: „Ist mit dir alles okay?" Ich nickte nur kaum merkbar und schaute weg. Logan zog sich einen Stuhl heran und sagte langsam: „Ich bin zwar nicht so oft aus dem Schloss raus gekommen, aber ich weiß, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn ein Mädchen weint." „Ich weine nicht", stritt ich ab und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Der heutige Tag war zu viel. Ich hatte heim weh, aber brachte es nicht übers Herz Logan zu sagen, dass ich nach Hause wollte. Alle sahen mich so merkwürdig an und ich verstand nicht wieso. Außerdem dachte ich immer wieder ein früher. An Dad und wie Mum damals war. Ich hatte in den letzten Jahren erfolgreich gegen diese Erinnerungen gekämpft, doch hier kamen sie plötzlich hoch. An dem wohl einzigen Ort an dem ich Dad irgendwie nahe war.Hier hatte er gearbeitet und hier war er gestorben. Er war durch die Flure gegangen und hatte die Königsfamilie beschützt.

„Amy...nicht weinen. Bitte." Logan zog meine Hände von meine Gesicht und ich sah ihn an. Das alles war doch seine Schuld! Nur wegen ihn war ich hier! Er hatte die Auswahl beeinflusst. Ich riss meine Hände los und griff nach einen Cupcake. Ehe Logan sich versehen hatte drückte ich ihn den Cupcake ins Gesicht. Er wich zurück und wischte sich übers Gesicht. Es war bedeckt mit der rosa Himbeercreme und vereinzelt hing auch noch etwas Teig in seinen Gesicht. Eine der Küchenhilfen ließ vor Schreck ein paar Teller fallen und starrte mich entsetzt an. Logan selbst schüttelte langsam den Kopf und leckte sich die Himbeercreme von den Lippen. „Das hättest du nicht tun sollen", erwiderte er und seine Augen fingen bedrohlich an zuleuchten. Ehe ich mich versehen hatte wurde mir ebenfalls ein Cupcake ins Gesicht gedrückt. Ich schrie vor Schreck und sprang auf.„Spinnst du?" Er grinste mich frech an und erwiderte: „Rache ist süß." Ich starrte ihn an und biss die Zähne zusammen. „Du verdammter Idiot", brachte ich noch heraus, bevor ich aus der Küche stürmte.


Ich lief wütend zurück in mein Zimmer wobei ich darauf achtete, dass mich niemand sah. Was bildete er sich nur ein? Ich hätte nie gedacht, dass er mir ebenfalls einen Cupcake ins Gesicht drücken würde. Dieser Kerl machte mich wahnsinnig wütend! Er war an allem Schuld. An dieser ganzen dummen Situation.

Ich verschwand in meinen Zimmer ohne das mich jemand sah. Meine Zofe Karen war nicht da, worüber ich froh war. Ich schämte mich davor das wunderschöne Kleid beschmutzt zu haben. Es tat mir so leid.Bestimmt hatte man sich viel mühe gegeben dieses Kleid zu nähen.Vorsichtig schälte ich mich aus den Kleid und zog die Schuhe aus.Dann tapste ich mit den Kleid und nur in Unterwäsche ins Badezimmer.Mit Wasser versuchte ich die Flecke raus zu bekommen, aber es funktionierte nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte. Frustriert wusch ich mir mein Gesicht und befreite es von Creme und Make-up. Ohne all das gefiel ich mir schon besser. Meine grünen Augen waren vom weinen immer noch gerötet und ich schniefte. Heute war einfach nicht mein Tag. Ich hing das Kleid über einen Stuhl in meinen Zimmer und durchsuchte den riesigen Kleiderschrank nach etwas bequemen.Schließlich fand ich eine Sporthose und einen schwarzen Pullover.Beides zog ich an und ließ mich in mein Bett fallen. Ich zog die Tulpe hinter meinen Ohr hervor und sah sie unschlüssig an. Es war schon eine süße Geste von ihm gewesen dachte ich und legte die Tulpe auf den Nachttisch.

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt