Anders als erwartet

1.1K 68 0
                                    

„Und Amilia wie hat Ihnen die Woche im Schloss gefallen?" Ich saß mit dem Moderator auf einem kleinen Sofa und lächelte künstlich. Ich musste eine Show abziehen. Niemand musste wissen, dass mein Rauswurf abgesprochen war. So war es wahrscheinlich am besten. Dem Image dieses ganzen Zirkus sollte ja nicht geschadet werden. „Das Schloss an sich ist ein wunderschönes Gebäude. Ich bedaure es leider nicht ganz erkunden zu können." Ich machte eine kurze Pause und versteckte meine zitternden Hände. Warum war ich so nervös? Es war doch bald vorbei. „Die Menschen hier sind einfach... einzigartig. Mit ein paar der Mädchen habe ich mich sogar angefreundet." Ich musste nicht erzählen was mit Ash war oder wie mich die anderen Mädchen hier teilweise ansahen. Niemand da draußen musste wissen, dass die meisten hier mich gar nicht leiden konnten. Nur weil Logan mich als erstes geküsst hatte und er die ersten Tage viel Zeit mit mir verbracht hatte. 

„Und was halten Sie von den jungen Herren? Haben sie schon eine Vermutung wer der Prinz sein könnte?" Perry dachte ich. Der Moderator hieß Parry Jefferson. Mum schaute seine Talkshow ziemlich gern. Ich schüttelte leicht den Kopf und antwortete: „Nun ja, die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Um ehrlich zu sein kann ich Ihnen gar nicht sagen wen ich für den Prinzen halte. Es könnten beide sein." Ja, das stimmte wohl. Elias besaß den Charme der einen Prinzen ausmachte, wobei Logan eher der Autoritäre war. Wobei er auch gleichzeitig so verletzlich und schusselig sein konnte. Er war nicht perfekt, aber das musste er in meinen Augen auch gar nicht sein. So wie er war liebte ich ihn. Mein Blick wanderte zu ihm. Er saß bei den anderen Mädchen in einer riesigen Sitzecke und unterhielt sich. Auf seinen Gesicht sah ich ein Lächeln und ich wusste sofort, dass es echt war. Ich war mir sicher er würde glücklich werden nachdem ich gegangen war. „Glauben Sie, dass sie hier Chancen haben, Miss Amilia?" Ich blickte wieder Parry an und tat so als würde ich überlegen. „Ich weiß nicht so recht", sagte ich schließlich. 

„Hier geht es doch hauptsächlich um Liebe oder nicht? Und Liebe kann man nicht erzwingen. Entweder sie ist da oder sie fehlt." Ich log noch nicht mal. Ich wusste nicht ob ich eine Chance gehabt hätte. Hier gab es so viele tolle Mädchen und das würde Logan auch bald erkennen. Wenn er etwas für mich empfand war das wahrscheinlich nur eine kurze Schwärmerei. Mehr nicht. Parry nickte verständnisvoll und schaute auf seine Karten. „Nun ich denke unsere Zeit ist um, Miss Amilia. Danke für dieses Interview." Ich lächelte leicht, stand auf und machte einen Knicks so wie es von mir erwartet wurde. Ich ging zu den anderen und mir war bewusst, dass die Kamera immer noch auf mich gerichtet war. Es wunderte mich, dass man mich nicht nach dem Angriff gefragt hatte. Bei den anderen Mädchen war es der Fall gewesen. Lag es daran, dass ich zusammen mit Logan eingesperrt gewesen war? Hatte er etwas damit zu tun? Gab es etwas, dass das Volk nicht wissen sollte? Ich setzte mich neben May und sie lächelte mich aufmunternd an und nahm meine Hand. „Du hast das toll gemacht", flüsterte sie und ich nickte. „Ich werde dich vermissen May", murmelte ich und schaute zu Logan. Mein Blick traf auf seine eisblauen Augen und ich bekam Gänsehaut. Er schien irgendwas zu dem Mädchen neben sich zu sagen, ich glaubte sie hieß Kylie. Danach stand er auf und kam zu uns. Mein Herz fing an zu rasen und ich schaute mich panisch um. Ich wollte nicht, dass er zu uns kam. Ich wollte nicht mit ihm reden. Logan setzte sich neben mich und lehnte sich zu mir rüber. „Warum gehst du mir auf den Weg", fragte er so leise, dass es von den Kameras nicht eingefangen wurde. Ich schloss die Augen und versuchte mein Herzschlag zu verlangsamen indem ich tief durchatmete. 

„Ich dachte einfach, dass es am besten ist wenn ich mich nicht weiter quäle." „Quälen? Was hab ich getan?" Hilfesuchend sah ich zu May, aber sie seufzte nur. Ich war also auf mich alleine gestellt. „Logan, du hast nichts getan. Es geht nur um mich." Er griff meine Hand und drückte sie leicht. Erschrocken blickte ich in die Augen die ich so liebte. Er konnte doch nicht vor laufenden Kameras meine Hand nehmen. Das zeigte ein vollkommen falsches Bild. „Amy, egal was es ist du kannst mit mir darüber reden." „Dafür ist es doch sowieso zu spät", wisperte ich und entzog ihm wieder meine Hand. „Geh einfach. Such... such dir ein anderes Mädchen." Er sah so aus als würde er etwas sagen wollen, aber hielt sich zurück. Ich verschränkte meine Hände und starrte auf den Boden. Wieso war ich nicht tapfer genug ihn einfach die Wahrheit zu sagen? Das ich mich in ihn verliebt hatte, aber fürchterliche Angst auch gleichzeitig empfand, dass er sich doch anders entschied. Jedes Mädchen hier war bewundernswert und er würde das auch bald merken. Zitternd holte ich Luft und versuchte mich zu beruhigen um nicht gleich loszuweinen.

„Meine Damen und Herren." Parrys Stimme hallte über die Bühne und ich versteifte mich. Es war soweit dachte ich. Jetzt würden Logan und Elias die Mädchen verkünden welche Mädchen hier blieben und welche die Verliererinnen waren. „Wir haben jedes der Mädchen gehört. Jedes ist bezaubender als das andere." Er lächelte in die Kameras. „Aber heute Abend müssen wir uns von sechs der Mädchen verabschieden. Die Entscheidung wird allein von den beiden jungen Herren Elias und Logan getroffen und verkündet." Ich spürte Logans Blick auf mir und seine Hand berührte meinen Arm. Danach stand er auf genau wie Elias. Die beiden gingen nach vorn und zwei Koffer wurden auf die Bühne gebracht. „Ich bitte darum, dass unsere Auserwähltinnen bitte zu uns auf die Bühne kommen und sich in zwei Reihen aufstellen", meinte Elias und sofort waren die meisten Mädchen auf den Beinen. May und ich gingen gemächlich in die Mitte der Bühne und stellten uns in die hintere Reihe. „Ich muss erwähnen, dass unsere Entscheidung allein auf unseren Gefühlen beruht", erklärte Logan und schaute jedes der Mädchen einzeln an. Als er mich an sah zuckte sein Mundwinkel leicht und ich schaute weg. Was wollte er uns damit sagen? Das wir nicht darauf achten mussten wie uns das Volk fand? Oder das die Regierung kein Stimmrecht hatte? Einige der Mädchen verzogen das Gesicht. Ich wusste, dass sie zu den reicheren Familien in Neu Amerika gehörten. Wahrscheinlich fanden sie es nicht so toll, dass ihr gesellschaftlicher Status hier scheinbar nicht zählte.


„Dann fangen wir doch mal an", verkündete Elias und öffnete einen der Koffer. Darin befanden sich wunderschöne silberne Diademe. Sie waren mit weißen Edelsteinen besetzt und ich hoffe innerlich, dass es keine rechten Diamanten waren. „Die sind echt", murmelte May neben mir und ich schluckte schwer. Dann begann die Auswahl. Abwechselnd zählten Elias und Logan Namen von Mädchen auf. Jedes von ihnen bekam ein Diadem aufgesetzt und einen kurze Umarmung. Als May von Elias aufgerufen wurde fing sie an zu strahlen. Sie ging zu Elias und er setzte ihr vorsichtig das Diadem auf den Kopf. Ihre Wangen waren gerötet und sie strahlte Elias an. Ich wusste, dass sie auf Elias stand und fand, dass er gut zu ihr passte. Ich schaute mich um und bemerkte, dass mit mir nur noch sieben Mädchen übrig waren. Das hieß, dass nur noch eine weiter kommen konnte. Ich wünschte jeden von ihnen viel Glück. Ich wusste ja, dass ich raus war. Schon heute Abend würde ich wieder Zuhause bei Mom sein und morgen würde der Alltag wieder beginnen. Ich würde wieder zur Schule gehen und meinen Abschluss machen. „Meine Damen, ich muss gestehen, dass mir diese Entscheidung am schwersten gefallen ist", erklärte Logan und nahm das letzte Diadem aus den Koffer. Sein Blick traf meinen und ich sah in seinen Augen ein verräterisches Glänzen. In dem Moment war mir bewusst, dass diese Auswahl ein anderes Ende nehmen würde als geplant. 

„Miss Amilia, Sie sind in der nächsten Runde." Wie gelähmt ging ich auf ihn zu und hörte hinter mir Gemurmel. Ich konnte nicht darauf achten, da ich mich zusammen reißen musste damit ich nicht weinte. Wieso hatte er das getan? Wir hatten einen Deal gehabt. Er hatte es mir versprochen! „Glückwunsch", sagte Logan leise und ich blickte ihn stumm an. Ich wollte ihn so viel an den Kopf werfen, aber im Moment wusste ich nicht ob ich wütend oder glücklich war. Natürlich empfand ich etwas für Logan, aber ich war eindeutig nicht die richtige für ihn. Ich gehörte hier nicht her. Mir wurde das Diadem aufgesetzt und ich stellte mich zu den anderen Mädchen die weiter waren. Von uns wurde ein Foto gemacht, aber ich hatte nur Augen für die Mädchen die nicht weiter gekommen waren. Sie verließen teilweise weinend die Bühne und ich biss mir auf die Lippe. Wieso hatte er das nur getan?



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Endlich ist der neue Teil da. Ich hoffe ich finde in nächster Zeit mehr Zeit um zu schreiben & zu abloaden.


Voten & Kommentieren nicht vergessen :3

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt