Gemischte Gefühle

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Irgendwann rappelte ich mich auf und zog mir einen schwarzen Pullover, eine Jeans und Turnschuhe an. Mein Fuß schmerzte zwar immer noch, doch ich hielt es keinen Moment mehr in diesen Zimmer aus. Ich schlich mich an den Wächtern vorbei die Abends und Nacht ins den Gängen wache hielten und ging nach draußen. Die kühle Nachtluft machte mich wach und ich lief abseits der üblichen Wege. In meinen Kopf drehte sich immer noch alles und ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte. Ich würde gehen. Daran gab es keinen Zweifel mehr. Für mich war ab heute im Grunde die Auswahl zu Ende und ich müsste bis Sonntag den Kameras etwas vorspielen. Ich würde May und Karen davon erzählen. Natürlich würden sie nicht alles erfahren. Nur das ich gehen würde.

Ich würde Mum vielleicht einen Tag vorher anrufen und ihr alles erzählen. Sie würde es bestimmt verstehen. Ich würde meinen Abschluss machen und vielleicht Lehrerin werden, so wie ich es mir immer gewünscht hatte. Nur im Moment erschien mir das alles falsch und ich wusste nicht wieso.

„Miss? Wo waren Sie?" Ich starrte Karen an die aufgebracht auf mich zu kam. Ich war bis zum Sonnenaufgang draußen geblieben, weil ich einfach nicht schlafen konnte. Dafür war ich einfach zu unruhig. Ich war zu erst durch die Gärten gelaufen und dann im kleinen Wäldchen gewesen, damit die Wächter mich nicht sahen. Ich fühlte mich zwar immer noch komisch und dazu war ich hundemüde, doch ich konnte mich wenigstens etwas auf Zuhause freuen. Auch wenn ich dabei etwas Wehmut verspürte. „Spazieren", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. 

Karen schüttelte den Kopf und scheuchte mich ins Badezimmer. Kurz duschte ich und wurde danach in ein dunkelblaues Kleid gesteckt. Während Karen über die dunklen Ringe unter meinen Augen schimpfte und sie unter Make-Up versteckte versucht ich zu überlegen wie ich mich verhalten sollte. Logan war wohl nicht all zu gut auf mich zu sprechen und ich wette Elias wusste bereits dass ich nach Hause fahren würde. Den anderen Mädchen musste ich heile Welt vorspielen, obwohl ich glaubte, dass die eh froh waren wenn ich gehen würde. „Miss Amy, Sie sehen bedrückt aus", stellte Karen fest und legte den Puderpinsel weg. Ich seufzte leise und erwiderte: „Logan wird mich Sonntag nach Hause schicken. So wie ich es wollte. Nur... irgendwie fühlt es sich ganz komisch an." „Bereuen Sie es?" Ich schüttelte den Kopf und brummte: „Ich weiß nicht. Irgendwie schon. Ich meine ich mag die jungen Herren, May und dich. Dennoch vermisse ich meine Mum und ich wollte ja nicht hier sein. Mein Stiefvater ist daran Schuld." Wütend schloss ich die Augen und merkte wie sie anfing meine Haare zu kämmen. 

„Können Sie Logan nicht überreden zu bleiben? Was ich jetzt mitbekommen habe ist das er Sie mag, Miss Amy." „Er hat klar gesagt, dass ich ihn dazu nicht überreden kann und außerdem glaube ich nicht, dass er mich mag. Manchmal ist er so... abweisend." Ich öffnete die Augen und schaute in den Spiegel. Karen beobachtete mich einen Augenblick und hielt dann inne. „Darf ich ehrlich zu Ihnen sein?" „Ja klar", murmelte ich leise und sie legte die Haarbürste weg. Dann setzte sie sich neben mich auf einen Hocker und wir sahen uns an. „Dieser Jungen hatte bis jetzt einen schweren Start. Logan ist dadurch vorsichtig geworden und wenn jemand ihn in irgendeiner Weise verletzt verschließt er sich. Er wird dann zu einen abscheulichen Person die einfach um sich schlägt um dafür zu sorgen, dass man ihn nicht wieder verletzt." Ja dachte ich und schaute auf meine Hände. Das beschrieb ihn wirklich gut. „Das heißt aber nicht, dass sie ihnen egal sind. Im Gegenteil. Dadurch dass Sie gehen wollen haben Sie ihn verletzt und er reagiert wie er es immer tut. Im inneren mag er Sie, Amy." „Es ist jetzt sowieso zu spät", hörte ich mich sagen und meine Stimme zitterte. „Ich werde gehen und er ist zu stolz um mich aufzuhalten. Auch wenn er mich mag, wird er mich gehen lassen und ich... ich werde es bereuen." Ich fing an zu weinen und Karen schlang tröstend die Arme um mich.


„Miss Amy?" Benommen hob ich den Kopf und fragte mich wer mich angesprochen hatte. Die Gespräche am Tisch waren verstummt und ich blickte zu Elias der mich besorgt ansah. Anscheinend sah ich wirklich so schlecht aus wie ich mich fühlte. Nachdem ich wegen meinen Ausbruch das Frühstück verpasst hatte und Karen mir ein paar Kleinigkeiten aus der Küche besorgt hatte war ich wie die anderen zum Geschichtsunterricht gegangen, nur dass ich nicht mit machen musste. Ich hatte in der letzten Reihe gesessen und still schweigend mich in meinen Schmerz gewälzt. Die Leere war verschwunden und ein stechender Schmerz hatte ihren Platz eingenommen. Ich war so dumm gewesen, doch das war mir zu spät klar geworden. Logan bedeutete mir so viel, dass er in der Lage war mich zu verletzen. Genau das hatte ich versucht zu verhindern, doch es war zu spät.

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt