Das hier war die Hölle

1.1K 70 1
                                    


(Amilia)

Schüsse schallten durch den Gang und ich drückte mich an eine Wand. Vor mir ging ein Wächter zu Boden und ich sah wie sich zu meinen Füßen langsam eine rote Pfütze bildete. Blut. Aus meiner Kehle kam ein seltsamer Laut der irgendwo zwischen einen Schrei und einen Wimmern war. Langsam ging ich auf die Knie und drehte den Mann auf den Rücken. Braune Augen sahen mich hilfesuchend und gleichzeitig wissend an. Seine Hand griff blind nach seinen Gewehr und er schob es mir zu. „Laufen sie, Miss." „I- Ich kann nicht... Sie..." Meine Stimme klang so fremd. Was geschah hier? Ich hatte immer Gedacht der Palast war sicher und der Anschlag der mir meinen Vater genommen hatte war eine Ausnahme gewesen. Doch so war es nicht. Hier war es nicht sicher. Das hier war die Hölle. „Kümmern sie s-ich nicht um mich", stotterte der Wächter und seine Augen verdrehten sich nach hinten. Mir wurde eisig und ich schloss die Hand um die Waffe auf dem Boden. Er war tot. Er hatte versucht mich zu beschützen und war dabei gestorben. Ich sah auf und sah wie andere kämpften. 

Schüsse fielen wieder und auf beiden Seiten fielen die Menschen. Das hier war doch der reinste Wahnsinn. Ich konnte nicht verstehen wie Menschen jetzt immer noch Krieg führen konnten und das hier war Krieg. Wir wussten doch zu gut wie es enden würde. Ein weiterer Weltkrieg. Weitere Verluste. Wieder würde es Landstriche geben die nach dem Krieg nicht bewohnbar waren. Und alles konnte von so was wie hier ausgehen. Mit zitternden Beinen stand ich auf und bewegte mich von dem Schusswechsel weg. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht was ich tun sollte. Irgendwo gab es Räume die sicher waren. So etwas musste es einfach geben, aber ich hatte keine Ahnung wo sie sich befinden sollten. Ich kannte mich hier doch gar nicht aus! Ziellos lief ich durch die Gänge und bog jedes Mal mit Todesangst in einen anderen. Die Schüsse schwirrten mir in den Ohren, auch wenn sie weit weg waren. Sollte ich mich einfach in einer der Abstellkammern verstecken? Was war wenn man mich dort fand? Ich war eine der Auserwählte und damit auch ein Ziel. 

Kein besonders wichtiges, aber es würde trotzdem etwas bringen. Es bildete sich in meinen Hals ein Kloß und ich schüttelte leicht den Kopf. Ich sollte nicht an so etwas denken. Bestimmt war der Spuk hier bald vorbei und es war ja auch schon bald Sonntag. Dann konnte ich nach Hause und alles vergessen. Ich konnte diesen Putsch vergessen und ich konnte Logan vergessen, auch wenn es schwer sein würde. In manchen Momenten kam mir es so vor als hätte sich alles was ich mit ihm erlebt hatte in mein Hirn eingebrannt. Wie konnte ich mich nur in so wenigen Tagen in ihn verlieben, obwohl ich mir geschworen hatte so schnell wie möglich von hier wieder zu verschwinden? Wie war es möglich, dass ich trotz seines Verhalten mir gegenüber in den letzten Stunden mich immer noch von ihn angezogen fühlte? Ich hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.

Ich bog um eine Ecke und lief in jemanden rein. Hände schlossen sich um meine Schulter und ich spürte wie mich Angst überkam. Meine Hand schloss sich fest um die Waffe und ich legte bereits einen Finger auf den Abzug als ich die Person sprechen hörte. „Alles okay, Amy?" Ich sah vorsichtig zu dem Gesicht hoch und vertraute eisblaue Augen sahen mich an. Hatte ich einmal zu viel an ihn gedacht? War es so wie bei Bloody Mary? Wenn man seinen Namen drei mal sagte tauchte er auf? Nur ohne das Augen ausstechen und so weiter? Mir rutschte die Waffe aus den Händen und sie viel klappernd zu Boden. „Logan?" Mein Körper handelte wie von selbst und ich schlang die Arme um ihn. War das wirklich real? Oder wurde ich bereits erschossen und das hier war mein persönlicher Himmel? Vielleicht war es aber auch die Hölle und er würde mich gleich wegstoßen. Doch es passierte nicht. Ich spürte wie er vorsichtig eine Hand auf mein Haar legte und mir einen Kuss auf die Stirn gab. „Warum wusste ich nur, dass du hier herum irrst", hörte ich ihn sagen, aber es klang nicht böse. Im Gegenteil. 

Er klang unglaublich erleichtert. Hatte er sich sorgen um mich gemacht? Aber warum? Meine Gedanken wurden durch einen lauten Knall unterbrochen der mich zusammen zucken ließ. Logan war einen Blick über die Schulter und stieß ein Knurren aus. Er hob die Waffe hoch und sah sie an. „Woher hast du das Gewehr?" Ich starrte ihn einfach nur an als sei er ein Geist. Wie hatte er mich gefunden. Er schüttelte den Kopf und eine Hand schloss sich um meine. „Komm mit." Wir liefen durch die Gänge wobei man eher sagen musste, dass Logan mich hinter sich her zog. Ich ließ immer wieder unruhig den Blick wandern. Wo sollten wir uns nur verstecken? Nirgendwo war es sicher. Hier waren überall bewaffnete Leute bei denen ich kaum unterscheiden konnte wer auf welcher Seite stand. Mein Herz hämmerte in meiner Brust wie wild und erneute Angst überkam mich. Wir würden hier nicht mehr lebend heraus kommen. So viele waren schon gestorben. Ich hatte es gesehen. Es war einfach unmöglich das es hier noch einen sicheren Ort gab.

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt