Alles hat ein Ende?

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Plötzlich war mein Kopf wie leer gefegt. Das hier war mein letzter Tag hier. Diese Tatsache wurde mir so plötzlich bewusst das ich vor dem Schalter erstarrte. Ich sollte mich eigentlich freuen oder nicht? Ich konnte endlich nach Hause. Mein normales Leben ohne Glitzer und Glamour wartete auf mich. Meine Hand griff wie von selbst nach dem Schalter und drückte ihn nach unten. Sofort ratterte es und im Augenwinkel sah ich wie die Tür sich langsam aufschob. Ich war doch so eine dumme Pute. Warum hatte ich mich von all dem abschrecken lassen und nicht einmal auf mein Herz gehört? Wieso musste ich alles immer so schlecht sehen und bin voreingenommen her gekommen. Wie konnte ich nur so dumm sein?

Ich schlug die Hand vor dem Mund, damit das Schluchzen meine Kehle nicht verließ und meine Augen fingen an zu brennen. Ich lehnte meine Stirn gegen die Wand und ließ die Tränen laufen. Noch nie war ich so traurig und erfüllt mich Selbsthass gewesen. Stimmen erklangen hinter mir, aber ich bekam sie gar nicht richtig mit. Irgendetwas mit „Ist verletzt" verstand ich noch. Wahrscheinlich ging es um Logans Verletzung. Fest biss ich mir auf die Lippe bis ich Blut schmeckte. Inständig hoffte ich, dass nach meinen Verschwinden nicht noch so eine Attacke passierte. Logan sollte nicht wieder den Helden spielen. Er brachte sich einfach zu sehr in Gefahr.

„Ma'am?" Ich wurde an der Schulter gefasst und zuckte zusammen. Ich blickte die Wache nicht an und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Sie sind in Sicherheit", versicherte mir die tiefe Stimme. Anscheinend dachte er ich würde aus Angst weinen. Aber Angst war mein kleinstes Problem. Mein Kopf und mein Herz liefen grade Amok. Jedenfalls fühlte es sich so an.

Ich wurde aus dem Raum geführt und spürte Blicke auf mir. Vorsichtig blickte ich auf und sah zu erst Elias der die Stirn runzelte. Scheinbar war er heil geblieben bei dem ganzen Chaos. Mein Blick wanderte zu Logan der von Elias gestützt wurde. Sein Blick fokussierte mich und ich wusste sofort, dass er mich durchschaute. Er wusste ich weinte nicht, weil alles vorbei war. Er wusste, ich weinte, weil ich in wenigen Stunden fort gehen musste. Sein Mund öffnete und schloss sich wieder. Hart presste er die Lippen aufeinander als müsste er sich beherrschen seinen Gedanken nicht auszusprechen. Ich wollte nicht wissen was es war. Vielleicht wollte er mich trösten, aber das war im Moment so ziemlich unmöglich für ihn. Mir viel nur eine Person hier ein die das schaffen könnte. „Ich will zu May", brachte ich mit zitternder Stimme hervor. Die Wachte nickte nachdenklich und erwiderte: „Sie müssen erst ärztlich Untersucht werden. Währenddessen suche ich Miss Thomson." 

Ich wollte sagen, dass es mir gut ging, aber das wäre gelogen. Na ja wenn man es auf meine seelische Verfassung bezog. Still schweigend ließ ich mich von der Wache durch die Gänge führen und versuchte dabei Elias und Logans Blicken aus den Weg zu gehen. Elias wollte bestimmt wissen was genau vorgefallen war. Nicht nur mit den Feinden sondern auch zwischen Logan und mir. Aber genau darüber wollte ich nicht sprechen. Über beide Themen nicht. Ich wollte mich im Moment einfach bei May ausheulen und danach alleine sein. Ohne die Anwesenheit von männlichen Wesen. Logan wollte wahrscheinlich wissen wieso ich weinte, aber genau er war doch der Grund, weshalb ich gar nicht mit ihm reden wollte. Am besten bis zu dem Zeitpunkt an dem ich offiziell nach Hause geschickt werden würde. Ich würde falsch Lächeln, mich für die tolle Zeit hier bedanken und von der Bühne gehen. Meine Koffer würden schon gepackt sein und eine Kutsche würde auch schon warten. Genau so verabschiedete man sich hier von den raus gewählten Mädchen. Und genau das würde ich sein. Eins der Mädchen die nicht in der Lage waren, den Prinz oder die rechte Hand für sich zu gewinnen.


„Amy, wieso sagst du es ihm nicht?" May sah mich verwirrt an und ich zog die Decke über mich. Nach den ärztlichen Untersuchungen war ich wieder in mein Zimmer gebracht worden. Scheinbar wurde hier bereits aufgeräumt. Alles war heil und sauber gewesen als ich es betreten hatte. „Es war doch meine Entscheidung oder? Ich wollte nach Hause." „Und jetzt willst du nicht mehr. Mehr sogar! Du liebst Logan." Sie schüttelte den Kopf und blickte mich streng an. Konnte man von Liebe sprechen? Ja ich hatte Gefühle für ihn. Ziemlich starke sogar, aber war es mehr als nur eine Schwärmerei? „Was soll ich machen? Ihm es im wachen Zustand sagen? Nein, danke." „Und was wenn es ihm auch so geht? Du meintest doch er sich mehrfach nach dir erkundigt!" „Ich bitte dich. Sieh dir die Mädchen hier an. Außerdem heißt sein Interesse an meinen Zustand nicht, dass er mich liebt oder mag." Ich seufzte und fühlte mich... keine Ahnung. Das Wort taub beschrieb es wohl gut. Aber immerhin war es besser als traurig sein oder nicht? Ich wusste es nicht. „In drei Stunden ist sowieso alles vorbei, das weißt du. Die Karten sind gelegt. Ich gehe." „Ich finde das unfair", schnaubte May beleidigt und stand auf. Sie ging zu meine Schminktisch und fing an ihr Make-Up herzurichten. „Das Leben ist halt nicht fair. Für niemanden." Ich schlug die Bettdecke beiseite und setzte mich auf. Auf meinen Nachttisch lag die Mappe mit den Bildern von mir. Wäre es sehr dreist wenn ich sie mitnehmen würde? Er schien sie ja nicht zu vermissen und was sollte er schon damit, wenn ich weg war? 

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt