Unterricht...

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„Guten Morgen meine Damen." Ich schreckte auf und hob den Blick. Eine ältere Frau stand jetzt am Schreibtisch und sah sich um. Sie trug eine Brille hinter der zwei goldene Augen leuchteten. Ihre braunen Haare waren zusammengebunden. Sie war etwas fülliger und trug einen grauen Rock mit einer passenden Bluse. „Mein Name ist Mrs. Clarkson. Ich werde den Unterricht für Geschichte und Umgangsformen leiten. Zuerst werden wir einen kleinen Test machen um zu sehen wo Ihr Wissensstand ist." Als sie den Test erwähnte sah ich auf einigen Gesichtern das P für Panik stehen. Ich stützte meinen Kopf auf eine Hand und ließ meinen Blick wandern. Ich hatte damit kein Problem und war mich sicher den Test nicht all zu schlecht zu machen. Jemand zog den Stuhl neben mir zurück und ich zuckte zusammen. Eisblaue Augen sahen mich unsicher an und ich verkrampfte mich. Logan hatte sich wohl neben mich gesetzt um mit mir zu reden, aber ich hatte da absolut keinen Nerv drauf. Also drehte ich ihn den Rücken zu und ordnete die Bleistifte auf meiner Seite des Tisches.

 „Amy, bitte sieh mich an", bat er leise, doch ich achtete nicht weiter drauf und sah Mrs Clarkson entgegen die grade die Tests verteilte. Warum konnte sie das nicht ein wenig schneller? Wenn ich den Test schrieb musste ich nicht mit Logan reden. Am besten ich musste mit ihn nie wieder reden. Dann wäre ich glücklich. Ich biss mir auf die Lippe. Logan legte eine Hand auf meinen Arm und ich sah ihn finster an. „Nimm deine Hand weg", sagte ich leise. Er schüttelte den Kopf. „Wir müssen reden." „Ich will aber nicht reden", konterte ich und schob seine Hand weg. In dem Moment wurden zwei Exemplare des Tests auf den Tisch gelegt und Mrs Clarkson musterte uns. „Während des Tests wird nicht geredet", meinte sie laut genug damit alles es hörten. Logans Blick wurde finster und er sah aus als wolle er etwas zu ihr sagen, aber verkniff es sich. Ich schrieb meinen Namen auf den Test und schaute mir die Fragen an. Ich runzelte die Stirn. Die Fragen waren eigentlich einfach.

Wie hieß der erste König?

Ich verdrehte die Augen und schrieb den Namen Jason Ethan Blackbird auf. Wer wusste das nicht? Man sollte nicht schämen, wenn man nicht wusste wer der erste König war. Ich arbeitete weiter die Fragen ab und fragte mich immer wieder für wie dumm man uns eigentlich hielt. Nach gut zehn Minuten legte ich den Stift beiseite und streckte mich. Die anderen Mädchen waren immer noch am schreiben und ein paar sahen sogar ziemlich verzweifelt aus. Ich seufzte leise und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Sind sie fertig?" Mrs Clarkson tauchte neben mir auf und ich sah sie an. „Ja." Ich reichte ihr meinen Test und sie ließ den Blick über das Blatt wandern. „Sie können sich jetzt in der Bibliothek frei bewegen, aber lenken sie die anderen Auserwählten nicht ab." Ich nickte und stand auf. Logan reichte grade Mrs. Clarkson auch seinen Test und ich ahnte böses. Kurz warf ich einen Blick auf seinen Test. Oben standen die Initialen L.H.B. B? Vielleicht für Blackbird. Nein, das konnte nicht sein dachte ich. Schnell lief ich die Treppe hoch und versteckte mich hinter einen der Regale. Mein Herz klopfte schnell und ich legte mir eine Hand auf die Brust. Ich flehte innerlich, dass er mich nicht fand.

Schritte erklangen und ich sank auf den Boden. Ich zog die Beine an mich heran und versuchte mich so klein zu machen wie es ging. Bitte sieh mich nicht dachte ich und biss mir auf die Lippe. Die Schritte kamen näher und ein kleines seufzen erklang. „Hier bist du", sagte jemand und ich wusste sofort wer es war. Ich sah auf und blickte in Logans Eisblaue Augen. Er setzte sich neben mich und sah mich an. „Geh weg", murmelte ich, doch er schüttelte den Kopf. „Nein. Wir müssen das klären!" Ich wollte aufstehen, doch er packte mich an den Schultern. Ich versuchte mich zu befreien, doch es nützte nichts. Er war viel stärker als ich. Ich wollte anfangen zu schreien, doch er hielt mir den Mund zu. „Sei leise. Wenn wir zu laut sind hören die anderen uns", raunte er und zog mich näher. Ich wehrte mich, aber er lächelte nur. „Was willst du", fragte ich leise und versuchte ihn nicht anzuschauen. Er seufzte und ließ mich langsam los. „Reden. Wegen vorhin." „Da gibt es nichts..." 

Er hob die Hand und ich verstummte. Logan fuhr sich durchs Haar und sah mich eindringlich an. Sein Blick war nicht so kalt uns distanziert wie vorhin, sondern wieder offener und wärmer. War das ein Trick? Ich wusste es nicht und diese Unsicherheit machte mir Angst. „Ich hasse dich nicht", fing er an und griff nach meiner Hand. Ich wollte sie wegziehen, doch war zu langsam. Er umfasste sie mit beiden Händen und drückte vorsichtig einen Kuss drauf. Verwundert blinzelte ich. „Das gestern... Es hat mich überrascht, aber ich fand es irgendwie lustig. Das würde sich keins der anderen Mädchen wagen. Ich habe um ehrlich zu sein nicht darüber nachgedacht als ich mich für den Cupcake revanchiert hab und als du dann weggelaufen bist hab ich erst gemerkt wie dumm es von mir war. Ich war sauer." Logan seufzte leise und suchte meinen Blick. Er war also doch sauer. Ich musste wohl aussehen wie ein Gespenst denn er sprach schnell weiter. „Ich war auf mich selber sauer. Ich wollte mich heute morgen bei dir entschuldigen, aber deine Zofe meinte Elias hätte dich zum Frühstück abgeholt. I- Ich war eifersüchtig gewesen, deswegen hab ich Ash gefragt." Beschämt senkte er den Blick und nagte an seiner Lippe. Er schien die selbe Angewohnheit zu haben wie ich, wenn er nervös war. Ich legte den Kopf in den Nacken. Er war also eifersüchtig gewesen und deswegen hatte er mich so behandelt? Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Warum war er überhaupt eifersüchtig gewesen? „Ich dachte nicht, dass es dich so verletzt. Ich hab über so was nie nachgedacht. Bitte verzeih mir." Er sah mich wieder an und drückte leicht meine Hand. 

„Ich muss mich auch entschuldigen", brachte ich heraus und schaute weg. Ich holte schwer Luft und suchte nach den richtigen Worten. „Gestern... Es überfordert mich hier alles. Ich dachte nie, dass ich hier sein würde und das mein Dad in dieses Schloss gestorben ist macht es nicht leichter." „Warte was?" Ich sah auf und Logan sah mich mit großen Augen an. Sein Griff wurde fester und ich zuckte zusammen. „Meine Hand..." „Sorry", murmelte er und ließ sie los. Er räusperte sich und rieb sich über die Stirn. „Wie ist das passiert? Oder möchtest du nicht..." Ich schüttelte langsam den Kopf. Es machte jetzt ohnehin keinen Unterschied mehr, ob er es wusste oder nicht. Er musste doch nur mal bei den Wächtern nachfragen oder vielleicht gab es ja sogar Akten über den Vorfall. Ich schloss die Augen und lehnte mich zurück. Dabei stieß meine Schulter gegen die von Logan. „Er war hier Wächter. Zehn Jahre lang. Er war hier als das Schloss brannte und er kämpfte gegen die Eindringlinge. Dabei wurde er tödlich verletzt und starb." Ich hörte wie er scharf die Luft einzog und merkte wie er die Arme um mich legte. Sanft zog er mich an sich und strich mir übers Haar. „Deswegen sahst du beim Frühstück so traurig aus. Ich wusste nichts davon." „Kaum jemand weiß es. Meine Mum hat wieder geheiratet", wisperte ich und er gab ein leises hm von sich. 

Ich legte meinen Kopf an seine Brust und hörte sein Herz regelmäßig schlagen. Das Geräusch beruhigte mich etwas. Eine Zeit lang saßen wir still da und ich merkte wie die ganze Anspannung von mir anfiel. Logan vergrub das Haar in meinen Gesicht und seufzte. „Ist jetzt wieder alles gut", fragte er leise und ich nickte. „Ja. Alles wieder gut", versicherte ich ihn und löste mich von ihm. Nur widerwillig ließ er es zu und sah mir in die Augen. Vorsichtig schob er mir eine Haarsträhne hinters Ohr und schien über etwas nachzudenken. Ich biss mir auf die Lippe und blickte weg. „W- Wir sollten runter. Bestimmt sind die anderen bereits fertig mit dem Test", stammelte ich doch er hielt mich fest. „Noch nicht." Er schüttelte leicht den Kopf und sah etwas unsicher aus. „Verzeih mir", murmelte er und ehe ich verstand was er meinte drückte er seine Lippen auf meine. 

Er umfasste mein Gesicht mit beiden Händen. Der Kuss war zaghaft, als ob Logan gar nicht so recht wusste was er tat. Es dauerte ein paar Sekunden bevor ich reagieren konnte. Zögerlich erwiderte ich den Kuss und legte die Hände in seinen Nacken. Sanft knabberte er an meiner Lippe und wich zurück. Seine Augen glänzten und er sah mich unsicher an. Mein Herz klopfte schneller. „Warum?" Meine Stimme klang seltsam entspannt. „Ich weiß es nicht", gab er zu und küsste mich kurz. „Würdest du mit mir ausgehen? Wir sollen von der Auswahl aus mit den Mädchen ausgehen, aber... ich will mit dir keins dieser Treffen. Nicht diese gestellten, die gefilmt werden." Ich lächelte leicht. Er wollte mit mir ausgehen. Ohne Kameras und großes Kino. In meiner Brust breitete sich ein warmes Gefühl aus und ich wusste nicht wieso. „Ich würde gern mit dir ausgehen", flüsterte ich und er strahlte übers ganze Gesicht. „Ich hole dich um sieben ab. Zieh an was du willst. Ich werde dafür sorgen, dass uns keine Kamera begegnet." Er zwinkerte mir zu und ich kicherte.


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Viel Spaß beim lesen :3

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt