Krone aus Glas

Schutz

„Logan..." Einer der Männer lachte auf und trat vor. Eine hässliche Narbe zog sich über sein gesamtes Gesicht und seine schlammbraunen Augen sahen erst mich und dann Logan an. „Wen haben wir den da? Eine Auserwählte und der eventuelle Prinz." Er verzog das Gesicht und machte einen Knicks. Spöttisch blickte er auf. „Es wird mir eine Ehre sein euch beide umzulegen. Los Männer." Ein Knall ertönte und hinter mir schlug eine Kugel in die Wand. Ich umklammerte die Waffe und biss mir auf die Lippe. Logan schob sich vor mich und drückte ab. Er traf einen der Männer an der Schulter und ich hörte ihn schreien. Ich blickte auf die Pistole in meiner Hand und umklammerte sie fest. Warum zögerte ich? Verdammt noch mal hier ging es um Leben und Tod, also wieso tat ich nichts. Ich hatte doch Logan um die Waffe gebeten. „Na ich denke die Waffe ist nicht das richtige für so eine junge Dame wie dich." 

Ich riss den Kopf hoch und sah in das Gesicht des Mannes mit den schlamm braunen Augen. Erschrocken wich ich zurück und er zielte auf mich. „Sag Lebewohl, Kleines." Der Knall erklang und ich schloss die Augen. Warum war ich nur so unfähig? Warum war ich in der Welt außerhalb dieses Schlosses tapfer, aber hier wurde ich zu einen wehrlosen Weichei, das ständig traurig war? Und jetzt war es mit mir vorbei. Nur weil ich so unfähig war. „Das gleiche kann ich von dir sagen, Arschloch", hörte ich Logan fauchen und dann knallte es abermals. Ich wurde am Arm gepackt und öffnete vorsichtig die Augen. Ich fühlte keinen Schmerz. Vorsichtig schaute ich an mir runter und entdeckte kein Blut. Er hatte mich verfehlt? Logan zerrte mich in den Schutzraum und bevor die Tür zu ging sah ich die drei Leichen der Männer. Wir waren scheinbar fürs erste in Sicherheit dachte ich und seufzte erleichtert. Die Schlösser der dicken Metalltür rasteten ein und für einen Moment war es komplett dunkel in dem Schutzraum. Dann ertönte über uns ein leises Summen und es wurde hell. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er war nicht größer als 10 m². Links von mir stand ein Regal indem fein säuberlich Lebensmittel und andere Dinge aufgereiht waren. Daneben befand sich ein Waschbecken und eine Toilette. Auf der anderen Seite des Raums war eine Pritsche aufgestellt auf die sich Logan langsam sinken ließ. Er hatte eine Hand an seine Seite gedrückt und blickte mich an. 

„Hier sollten wir fürs erste in Sicherheit sein", meinte er und lächelte schwach. Ich setzte mich neben ihn und starrte auf meine Hände. Ohne Logan wäre ich nicht in Sicherheit. Ohne ihn würde ich immer noch im Schloss herum irren oder ich wäre bereits tot. Bei dem Gedanken schauderte ich. Waren die anderen Auserwählten ebenfalls in Sicherheit? Was war mit Mai? Und mit Elias? Aus meinen Mund drang ein Schluchzen und ich zog die Beine auf die Pritsche. Wie konnte das alles passieren? Wie konnte man einfach so ins Schloss kommen? Hier liefen doch so viele Wächter herum. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Neben mir gab Logan einen Laut von sich und ich hob den Kopf. Er hatte sich gegen die Wand gelehnt und presste immer noch die Hand auf seine Seite. Ich sah wie der Stoff seines T-Shirts sich rot färbte und war wie erstarrt. „Du bist verletzt", brachte ich heraus und er winkte ab. „Ein Streifschuss. Ich werde es überleben", murmelte er und ich presste die Lippen aufeinander. Nur wegen mir war er verletzt. Er hätte mich nicht beschützen müssen geschweige denn sein Leben riskieren. Ich beugte mich über ihn und griff nach dem T-Shirt. „Lass mich nachschauen. H-Hier gibt es bestimmt etwas womit ich die Wunde behandeln kann", brachte ich heraus und nagte an meiner Lippe. Was war wenn es nicht nur ein Streifschuss war? Was war wenn da noch eine Kugel drin steckte? Oh Gott... Was sollte ich nur tun? Ich war vollkommen überfordert. 

Ich spürte wie Logan seine freie Hand über meine legte und sah ihn ins Gesicht. Auf seinen Lippen lag ein leichtes Lächeln und er betrachtete mein Gesicht ausführlich als wolle er es sich einprägen. „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind sicher und die Schussverletzung werde ich auch überleben." Leicht nickte ich und stand auf. In den drei Regalen die im Schutzraum standen suchte ich nach Verbandszeug und Reinigungsalkohol. Zum Glück schien hier alles seinen festen Standplatz zu haben. Im ersten Regal war Nahrung, sprich Konserven mit Obst, Dosenbrot und noch andere Dinge die ich nicht genau erkennen konnte. Im zweiten Regal war Kleidung, ein paar Decken und Kissen. Anscheinend war dieser Raum dafür ausgelegt, dass man hier ein paar Tage überleben konnte. Ich hoffte nur, dass wir keinen einzigen hier Tag hier drin verbringen mussten. Im dritten Regal fand ich endlich das Verbandszeug, Schmerzmittel und Reinigungsalkohol. Mit beiden ging zu zurück zu Logan und sah ihn auffordernd an. „Na komm. Zieh das T-Shirt aus. Da ist nichts was ich nicht schon mal gesehen habe", meinte ich und lächelte leicht. Ich sollte die Situation vielleicht ein wenig auflockern. Für ihn ist es bestimmt genau so schlimm hier fest zu sitzen und besonders mit mir. Bestimmt war ich die letzte Person mit der er hier sitzen wollte. Bis jetzt hatte ich doch nur ärger gemacht, auch wenn das alles nicht so geplant war. Es war nie geplant, dass ich hier war geschweige denn Gefühle für Logan entwickelte. Auch wenn es mir wahrscheinlich das Herz brechen würde, aber ich musste gehen. Damit er mit jemanden glücklich werden konnte die ihm nicht ständig weh tat. Die ihn glücklich machte. Das konnte ich bestimmt nicht. Ich konnte nicht fließend drei Fremdsprachen oder besaß einwandfreie Umgangsformen. Ich war nur nicht ganz auf dem Kopf gefallen und leicht musikalisch veranlagt. Das war nicht das Material aus dem Prinzessinnen gemacht wurden und auch nicht die Frau der rechten Hand des zukünftigen Königs.