Krone aus Glas

Nicht immer gibt es ein Happy End

Wir verbrachten noch einige Zeit zusammen auf dem Dachboden und ich bestaunte die Familienportraits welche hier gelagert wurden. Logan erklärte mir, dass die meisten vor der Auswahl abgehangen wurden, damit niemand heraus finden konnte wer der Prinz war. Auf den meisten Bildern war Logan noch ein Kind und es gab kaum welche auf denen er erwachsen war. Ich kniete mich vor einen hin wo er grade mal drei war. Er strahlte und hielt einen Stoffteddy in der Hand. Das Bild unterschied sich von den anderen, weil er wirklich glücklich aussah. Woran lag das? „Wir müssen gehen", hörte ich Logan sagen und sah auf. Sein Gesichtsausdruck war nicht mehr entspannt sondern er blickte ernst drein. „Was ist los", fragte ich und er half mir auf die Beine. „Wir müssen sofort in einen der Schutzräume", antwortete er nur und zog mich die Treppe runter. Verwirrt sah ich ihn an und als wir den Flur im dritten Stock betraten verstand ich warum. Überall war Rauch und ich hörte das Knistern von Feuer, aber konnte keins entdecken. Logan zog mich zu einer kleinen Wendeltreppe und wir liefen die Stufen schnell herunter. „Woher kommt das Feuer?" 

„Ich denke wir werden wieder angegriffen, aber dieses Mal gab es keinen Alarm oder ähnliches. Etwas stimmt nicht." Ich nickte nur und ließ zu, dass er mich durch die verwinkelten Gänge zog. Niemand von den Wächtern war zu sehen und auch kein anderes Personal. Es war wie ausgestorben. Wo waren Mai und die anderen Auserwählten? Ging es ihnen gut? Was war mit Elias? Er war Logans Rechte Hand und somit ebenfalls ein hochrangiges Ziel für die Angreifer. Ich zwang Logan zum stehenbleiben und sah ihn bittend an. „Wir müssen Mai suchen! Sie könnte in Gefahr sein." „Amilia, sei nicht dumm. Du hast für mich eine höhere Priorität. Außerdem wird Elias sie bestimmt suchen, nachdem er sie schließlich heiraten will." Auch wenn die Informationen über das Heiraten neu für mich war, schob ich sie erst einmal beiseite und konzentrierte mich aufs hier und jetzt. „Aber wir können uns nicht immer verstecken! Das ist Feuer. Der Schutzraum wird für uns sein wie ein Backofen!" „Fein." Er zog wieder an meiner Hand und ich machte einen stolpernden Schritt nach vorn bevor ich seinen schnellen Schritten folgte. Wir passierten einen schmalen Dienstgang der Zimmermädchen und kamen schließlich in der Wäscherei an. Hier brannte alles schon und ich fing an zu husten. Logan schnappte sich ein Tuch welches noch nicht Feuer gefangen hatte und presste es auf meinen Mund. „Das macht es etwas besser", murmelte er und ich nickte dankbar.

Er schob mich durch den Raum zu einer mickrigen Tür, welche halb offen stand. Dahinter konnte ich einen steinernen Gang sehen. So einen kannte ich schon von unseren Ausflug aufs Stadtfest und ich wusste er würde uns vor die Mauern des Schlosses führen. Noch bevor wir den Gang betreten konnten erklang hinter uns Geschrei und ich wirbelte herum. Vier maskierte Männer mit Gewehren standen hinter uns und ehe ich handeln konnte erklangen Schüsse. Logan schubste mich quasi in den Gang und knallte hinter uns die Tür zu. Ich betrachtete ihn kurz um sicher zu gehen, dass er nicht getroffen wurde und wir fingen an durch den Gang zu rennen. Auch hier war die Luft stickig und roch nach Rauch. In welchen Teilen des Schlosses brannte es alles? Und warum wurde es grade jetzt angegriffen? Warum hatte niemand Alarm geschlagen und woher hatte Logan das so schnell bemerkt? Angst rauschte durch meinen Körper und ließ meine Atmung beschleunigen. Ich wusste nicht ob uns die maskierten Leute immer noch folgten, aber es machte mir furchtbare Angst, da wir schließlich nicht bewaffnet waren.

Eine Gefühlte Ewigkeit rannten wir durch den Gang bevor wir endlich wieder Tageslicht sahen. Ich stütze mich auf die Knie ab und fing an zu husten kaum waren wir an der frischen Luft. Logan kniete sich vor mich hin und legte die Hände um mein Gesicht. „Bist du okay?" Ich nickte und wischte mir über die schweißnasse Stirn. Er lächelte mich schief an und bevor ich es erwidern konnte wurde ich nach hinten gerissen und spürte etwas metallisches an meinen Hals. Ein kräftiger Arm legte sich um meinen Oberkörper und ich blickte in Logans geschocktes Gesicht. „Da haben wir die beiden Turteltauben ja doch noch gefunden", sagte eine tiefe Stimme und ich spürte an meinen Ohr heißen Atem. „Lass sie gehen", knurrte Logan und kam einen Schritt näher. Ich spürte wie etwas in meine Haut schnitt und schrie auf. „Na na, komm keinen Schritt näher oder sie stirbt!" Logan biss die Zähne zusammen und sein ganzer Körper war unter Spannung. Tränen stiegen mir in die Augen. „Ihr bekommt was ihr wollt, nur lasst Amy gehen", fauchte Logan und ich beobachtete wie weitere Männer uns umringten. Sie hatten kein Abzeichen der U.R.A an ihrer Kleidung, was mich wunderte. Ich hätte gedacht, dass diese Gruppe erneut das Schloss angriff, aber anscheinend steckten sie nicht dahinter. Einer der Männer trat hinter Logan und verpasste ihn einen Tritt in die Kniekehlen, sodass er auf die Knie ging. Ich schrie auf und sofort wurde der Druck der Klinge, die an meiner Kehle lag, verstärkt. „Wer sagt, dass wir nicht längst haben was ihr wollt", lachte der Mann hinter mir und stieß mich zu Boden. Ich fiel unsanft auf die Seite und knallte mit den Kopf gegen einen flachen Stein. „Fesselt sie und bringt sie zum Wagen." „Amy..." Logan krabbelte auf mich zu doch bevor er mich erreichte wurde er gepackt und ihm wurde ein weißer Stoffsack über den Kopf gezogen. Ich versuchte mich aufzusetzen, aber ich hatte keine Kraft. Meine Sicht verschwamm und es wurde schwarz um mich herum.