Ein Tag voller Überraschungen

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Ich wischte mir übers Gesicht damit er die Tränen nicht sah und straffte die Schultern. „Und es spielt jetzt doch sowieso keine Rolle mehr. Am besten wir halten uns voneinander fern, bis ich nach Hause fahre." Ich senkte den Blick und wollte gehen, aber Logan packte mich am Arm. „Denkst du mir macht das hier Spaß", fauchte er und riss mich an sich. Ich hörte wie seine Mappe auf den Boden fiel und zwang mich keinen erschrockenen Laut von mir zu geben. Seine Arme umfingen mich und mein Gesicht war an seine Brust gepresst. Vorsichtig strich er mir übers Haar und ich war noch verwirrter als vorher. Ich hatte wirklich angenommen, dass er wütend auf mich war. Es klang die ganze Zeit so, dennoch hielt er mich im Arm und schien sich um mich zu sorgen. „Ich will das nicht. Die Auswahl ist die reinste Show. Wenn ich könnte würde ich meine zukünftige Frau lieber wie jeder andere im Königreich kennenlernen, aber es geht nicht weil ich nie normal war und es auch nie sein werde." 

In seiner Stimme war der Frust zu hören und ich biss mir auf die Lippe. Ich hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, dass die beiden jungen Herren vielleicht lieber ihre zukünftige Frau auf normalerweise kennengelernt hätten. Elias wirkte mit der ganzen Sache ganz glücklich und Logan... Ich wusste ehrlich nicht wie ich ihn einschätzen sollte. Er besaß so viele Seiten und konnte zwischen den einzelnen Masken so schnell wechseln, dass einen davon schwindelig wurde. „Es tut mir leid", hörte ich mich sagen und er lachte trostlos. „Wieso entschuldigst du dich? Es ist nicht deine Schuld." Ich sagte nichts dazu und genoss einen Moment seine Nähe bevor ich mich wieder von ihm losmachte. Für einen Moment glaubte ich in seinen Augen Enttäuschung zu sehen, doch dann wurden sie wieder so kalt wie sie immer waren seit unserer Abmachung. Er fuhr sich durchs dichte schwarze Haar und sah weg. „Du solltest zurück in dein Zimmer. Es ist spät und du hast nicht viel geschlafen und geh morgen zum Arzt ", fuhr er tonlos fort und ich nickte mechanisch. Ich wusste mir war der Schlafmangel noch anzusehen und auch Logan wirkte immer noch müde. „Gute Nacht", flüsterte ich und er drehte sich um. „Ruh dich aus", sagte er, aber es klang mehr nach einen Befehl als nach einer Bitte. Ich sah ihn einen Augenblick hinterher und bemerkte erst als er schon längst verschwunden war, dass er seine Mappe vergessen hatte. Vorsichtig hob ich sie auf und biss mir auf die Lippe. Ich sollte sie ihm zurück bringen. Es könnte sich um wichtige Dokumente handeln die niemand sehen durfte außer die Vertrauten der Königsfamilie. Logan sie wiederzugeben war das einzig richtige, doch ich erstarrte als ich auf einen halb aus der Mappe gerutschten Blatt mein Gesicht erkannte. 

Ich sah mich kurz um, rechnete damit das Logan der Verlust sofort auffallen würde, doch niemand befand sich im Flur. Vorsichtig öffnete ich die Mappe und blätterte darin. Auf jeden einzelnen Blatt war ich zu sehen. Es handelte sich um schwarz weiß Zeichnungen von mir an den verschiedensten Orten. Einer davon war der Garten. Ich stand vor dem Beet mit den Tulpen und schaute nachdenklich in die Ferne. Wann hatte er mich im Garten beobachtet? Und wieso hatte ich ihn nicht bemerkt? Dir wichtigste Frage war aber warum er nur mich zeichnete. Ich sprich vorsichtig über die Zeichnung als sei sie von unschätzbaren Wert und merkte wie mir warm ums Herz wurde. Doch dann wurde mir klar, dass diese Zeichnungen belanglos waren. Auch wenn Logan mich gezeichnet hatte würde er mich nach Hause schicken. Ich würde Sonntag gehen und alles wäre zu Ende. Ich würde eine Chance auf richtiges Glück vertan haben. Ich klappte die Mappe zu und schloss die Augen um nicht zu weinen. Als ich sicher war, dass ich nicht weinen musste drehte ich mich um und ging zurück in mein Zimmer. Dabei presste ich die Mappe an meine Brust. Ich würde Karen darum bitten Logan die Mappe zu geben. Wahrscheinlich würde er sowieso darauf kommen dass ich sie hatte. Er würde sich bestimmt daran erinnern, dass er sie dabei gehabt hatte als wir uns getroffen hatten. Wahrscheinlich würde er toben, wenn er wüsste dass ich die Bilder von mir gesehen hatte, aber es spielte jetzt sowieso keine Rolle mehr. Obwohl der Anblick der Zeichnungen in mir einen kleinen Hoffnungsschimmer zum leuchten brachte. Vielleicht wurde ja doch alles anders.

Krone aus GlasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt