28 ~ Grinsebacke

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Am nächsten Morgen wachte ich auf, die Magensäure schon im oberen Bereich meines Halses. Ich sprang auf und übergab mich ins Klo. Und dann war es vorbei. Überrascht setzte ich mich neben die Toilette und wartete auf den nächsten Schub. Aber er kam nicht.

Es war noch zu früh für das Frühstück, also beschloss ich Erik zu suchen. Gestern Abend saßen William und ich noch lange draußen und haben geredet und gelacht. Es kribbelte, als ich die Treppen hinab lief. Und plötzlich spürte ich schon wieder dieses Rumoren in meinem Bauch. Hatte ich schon wieder Hunger?

Ich öffnete die schwere Holztüre zur Küche. "Guten Morgen!", sagte ich und suchte den Raum nach Erik ab.
"Er ist nicht hier," sagte Rosella und kam auf mich zu während sie ihre Hände an ihrer Schürze abwischte. "Oh. Wo ist er denn?"
"Er ist im Ankleideraum, dein Kleid nähen." Ich atmete schwer aus. "Danke," sagte ich und wandte mich zum Gehen.

"Wie geht es dir, Liebes?", fragte Rosella besorgt und zog mich zu dem kleinen Holztisch.
"Ganz ok. Es geht besser, trotz...all dem", antwortete ich. Sie tätschelte meine Hand.

"Das wird alles wieder. Ich bin mir sicher, ihr schafft es. Ich werde alles tun, um euch zu helfen!" Ich stand auf und umarmte sie.

"Danke, Rosi! Du bist die Beste!" Ich drückte sie noch eine Weile. "Hast du was zu essen?", fragte ich bevor ich ging. Überrascht sah sie mich an. Dann kicherte sie glücklich und gab mir ein Croissant in die Hand. "Natürlich habe ich etwas zu essen!"

Ich schlenderte die Treppen hinauf.
"Guten Appetit!", rief mir William entgegnen als er die Treppen hinunter kam. Er hatte seine Sportkleidung an und sprang die letzten drei Stufen hinunter zur Zwischenetage.

"So früh schon unterwegs?", fragte ich und wich seinem Sprung aus. Er landete neben mir, ergriff meine Hüfte und stellte mich eine Stufe weiter oben wieder ab. Ich keuchte kurz auf und hielt mich erschrocken an seine Schultern fest.

"Klar! Jetlag...und ich liebe es morgens zu laufen! Kommt man von hier zum Strand?"
Ich nickte, meine Hände ruhten noch auf seinen Schultern und seine an meinen Hüften.

"Gleich rechts von dem Rosengarten."
Er ließ mich los, hielt einen Moment inne bevor er beschloss doch etwas zu sagen.

„Hast du später Zeit für unsere Koch Session?"
„Ja, sicher." Er lächelte erfreut und sprintete los. Dabei drehte er sich noch einmal um und winkte.
Ich stand noch kurz auf der Stufe, überwältigt von seiner Energie und seinem Strahlen.

Lächelnd trat ich in das Ankleidezimmer.
Erik beugte sich über ein weißes Stück Stoff und steckte es ab. An der Schneiderpuppe hing bereits der obere Teil des Kleides.
"Wow, du bist ja schon weit!", sagte ich und schloss die Tür hinter mir.
"Guten Morgen, Chérie!," begrüßte er mich und gab mir einen Kuss. "Ja, ich muss fertig werden."

Er widmete sich wieder dem Stoff. "William ist echt nett," sagte ich irgendwann als ich die Puppe betrachtete und die sorgfältig aufgenähte Spitze auf dem Oberteil nachfuhr.
"Aha," meinte er nur.

Ich drehte mich um. "Ich...wir haben noch etwas geredet."
Er sagte nichts, sondern steckte erneut ein Stück Stoff ab.

"Deine Mutter hat gedroht, meine Mutter zu Feuern, wenn das Kleid nicht fertig wird."
"Sie hat was? Das ist nicht dein Ernst!"
"Ich will nicht, dass meine Mutter darunter leiden muss." Ich lief auf ihn zu und umarmte ihn. "Es tut mir leid, Erik, ich..." Was?

"Was kannst du denn dafür?", er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich zärtlich. Ich vergrub meine Hand in seinen Haaren und mich überkam ein schreckliches Schuldgefühl wegen William.

Erik's Küsse wurden leidenschaftlicher und er hob mich auf den Schreibtisch. Ich fühlte vorsichtig über seinen Brustkorb und zog ihn näher an mich.

Sein Hemd fiel.
Mein Kleid fiel.

Zwischen seinen Küssen schnappte ich nach Luft, wenn er mit seinen Lippen meinen Hals herab wanderte. Das Kribbeln wurde unerträglich und ich wollte ihn.

*

Nach Erik's Besuch hatte ich ein zweites Mal geduscht und war dann zum Frühstück fertig.

Fred war noch nicht mit seiner Unternehmung mit seinen Freunden zurück. Es wunderte mich nicht und so lächelte ich vor mich hin.

"Wie war dein Lauf?", fragte ich als William sich an den Tisch setzte.
"Super erfrischend! Es ist wirklich schön hier! Ich habe gesehen, dass es hier auch hoch in die Berge geht!"

Ich erzählte, dass ich früher auch am Strand laufen war bevor die Sonne aufging, dass Erik dabei war, erwähnte ich nicht in Gegenwart meiner Mutter, die ich eiskalt ignorierte. Wie konnte sie nur Rosella drohen? Ich hasste sie mit jeder Sekunde mehr.

"Was hälst du davon, wenn wir wandern gehen?", fragte William und sah mich aufmunternd an. "Wir können Fred anrufen, er kann ja später dazukommen!"
"Das klingt gut," sagte ich und war froh für eine Abwechslung. Froh darüber, nicht wieder den ganzen Tag am Strand rumliegen zu müssen und in der glühenden Sonne auszutrocknen.

*

Wir trafen uns vor unserem Haus und liefen die sandigen, schon von der Morgensonne aufgewärmten Straßen entlang zu einem Wanderweg.

Ich genoss die Stille, den sanften Wind und die Freiheit, mich nicht verstellen zu müssen.

Aber doch fehlte mir etwas. Oder jemand.

ERIK Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt