18 ~ Hochzeitspläne

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Der strenge Duft von Vanille stieg mir in die Nase als ich die Tür im zweiten Stock öffnete.
"Was ist?", fragte eine mir nur allzu bekannte Stimme.

"Ich bin es," antwortete ich und trat ein, gefolgt von Erik.

Fred saß an seinem Schreibtisch und schaute auf.
Zuerst wirkte er überrascht mich zu sehen, doch dann fiel sein Blick auf Erik. Seine Augen weiteten sich in Schock und Horror.
Er sprang auf und ich bemerkte, wie Erik kurz zusammenzuckte.

"Was soll das?", fragte Fred, immer noch seinen Blick auf Erik gerichtet.

"Wir müssen reden." Er setzte sich wieder und bat uns Plätze auf dem kleinen Sofa vor seinem Bett an. In all den Monaten war ich noch nie in seinem Zimmer gewesen. Wozu auch?

"Das sehe ich auch so," meinte er und strich sich mit seinen Fingern durch sein Haar. Es musste kleben wie Honig.

"Meine Mutter... Sie weiß, dass du...dass wir Geschwister sind, aber sie -" "-lässt nicht ab, schon klar," unterbrach er mich. Ich hatte mich neben Erik auf das kleine Sofa gesetzt. "Daran hat sie mich noch einmal herzallerliebst erinnert."

"Wir müssen deine Mutter überzeugen, zusammen mit unserem Vater," erklärte ich. Fred starrte erneut zu Erik. Was hatte er nur?

"Ja..."  Dann schüttelte er den Kopf. "Ja, das müssen wir. Wir könnten sie am Wochenende besuchen. Ich glaube, da ist sie in unserem Haus in Saint Tropez. Wir könnten deiner Mutter erzählen, dass wir zu irgendeinem Empfang von ihr gehen."
So eine Idee hätte ich ihm gar nicht zugetraut.

"Das klingt gut," stimmte ich zu. Darauf folgte eine unangenehme Stille. Wir saßen einfach da, seltsame Blicke wurden ausgetauscht.

"Dann wäre das ja geklärt," sagte Erik plötzlich und stand auf. Ich ging zur Tür, erleichtert diesen Raum endlich verlassen zu können.

"Erik, können wir kurz reden?", fragte Fred und erhob sich.
"Alleine," fügte er hinzu und sah mich dabei an. Ich presste meine Zähne zusammen.
"Klar," antwortete Erik und lächelte mir zu. Ich tat so als würde ich die Tür schließen, stellte mich aber an den Türspalt und lauschte.

Stille. Was sollte das werden?

Fred räusperte sich. "Also, es...es tut leid, Mann." Ich zog die Augenbrauen zusammen. Hatte ich das richtig gehört?

"Elise, was machst du da?", hörte ich meine Mutter fragen und drehte mich abrupt um. Sie stand da, in einem schwarzen Kostüm mit fünf anders farbigen Servierten über dem Arm.
"Ich...wollte zu Fred", nuschelte ich und verschränkte die Arme hinter meinem Rücken.

"Na, Gott sei Dank bist du wieder bei Vernunft!", sie verdrehte die Augen,"das trifft sich ja gut, dass du auch hier bist, dann kannst du bei dem Farbthema für eure Hochzeit mitreden! Ich wollte Fred gerade die Farbauswahl zeigen!"

Hochzeit? Farbthema?
Mit offenem Mund starrte ich sie an als sie an mir vorbei im Fred's Zimmer ging.

Erik.

Ich lief schnell hinterher. Fred und Erik redeten noch, hielten aber sofort inne als sie meine Mutter sahen.

"Was machst du hier?", fragte meine Mutter Erik mit einem herablassenden Blick. Schweigen.

"Na wie auch immer, geh!", meinte sie und beachtete ihn nicht weiter.

"Frederik! Sieh' dir die Farben an!"

Erik lief langsam an mir vorbei, sein Blick unergründlich.
Ich zog meinen Augenbrauen leicht zusammen und streifte seinen Arm. Es brach mir das Herz ihn wieder so zu sehen.

Er sollte nicht leiden.

Aber plötzlich hatte ich den Mut verloren. Die Hochzeit machte mir Angst, meine Mutter machte mir Angst.

"Was meinst du, Babe?" Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, fühlte erneut meinen Magen rebellieren.

Babe.

Ich atmete kurz ein und versuchte zu lächeln.
Perlrosa, Sonnenblumengelb, Limettengrün, Veillchenlila und Kirschrot - stand auf den Servittenexempeln geschrieben. Ich stellte mich neben Fred, der eine Hand um meine Hüfte legte. Bei seiner Berührung zuckte ich zusammen und ich spürte jedes Härchen, dass sich an meinem Körper aufstellte.

Ich wollte ein Himmelblau, Meerblau, Nachtblau. Warum war kein Blau dabei? Warum dachte ich überhaupt darüber nach? Diese Hochzeit wird niemals stattfinden.

"Lila?", meinte ich während Fred im selben Moment "Gelb?", vorschlug.
Ich musste grinsen, verkniff es mir aber und schaute beschämt zu Boden.
"Lila, meinte ich," korrigierte sich Fred.

Meine Mutter atmete laut aus und zog die Augenbrauen hoch. "Okay... Dann Veilchenlila!", meinte sie und drehte sich auf dem Absatz um.
"Mutter," begann ich, verstummte aber dann. Wir mussten sie in ihrem Irrglauben lassen, nur so konnten wir alles in Ruhe planen. Aber sie hatte sich schon umgedreht und schaute mich erwartungsvoll an. "Ähm...danke?", murmelte ich verlegen, ich wollte uns nicht verraten.
Sie lächelte, fast echt, und ging.

Als sie aus der Tür raus war, entfernte ich mich sofort einen Schritt von Fred, der sofort seine Hand von meiner Hüfte weg nahm. Es beruhigte mich irgendwie, dass er anscheinend den gleichen Ekel empfand wie ich.

"Die hat doch ein Rad ab," murmelte er. "Gibt es keinen schnelleren Weg?", fragte er dann genervt. Ich verdrehte die Augen.

"Nein, gibt es nicht! Und wehe du kommst wieder auf dumme Ideen", fauchte ich zurück.
"Wann gehen wir?"
"Morgen früh."
"Erik kommt mit," bestimmte ich. Er sah mich an. "Für was? Also ich meine, warum sollten wir ihn mitnehmen. Deine Mutter schöpft noch Verdacht."

Ich schüttelte den Kopf. "Denk dir was aus. Ein Arschloch sein, kannst du doch gut."
Damit ging ich und lief anschließend die Treppe hinauf.

Erik wartete im oberen Teil. "Lila?", lachte er und kam näher an mich, dass unsere Arme sich berührten. "Ich dachte, deine Farbe wäre blau."
"Ist es auch. Das stand aber nicht zur Auswahl und Lila war dem am nächsten," lächelte ich und am liebsten hätte ich ihn geküsst. Er strahlte mich an und ich wusste, er dachte das Gleiche.

Nein, es gab kein Blau, dass seine Augen beschrieb.

Erikblau.

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