Fakt sechsundzwanzig

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Fakt sechsundzwanzig: Aus Fehlern lernt man.

Während die nächsten Stunden verstrichen, wünschte ich mir, ich hätte das Messer nie weggenommen. Jared hatte es noch nicht bemerkt, aber Ira suchte wie ein Irrer danach. Und ich ebenfalls. Mir war klar, wo es ungefähr sein musste, aber das war auch schon alles. Vermutlich war es in einer solchen Lage völlig normal, dass man keine Andrücke fand. Denn Dinge, die man brauchte, waren fast nie da.

Und egal wie viele Stellen ich danach absuchte, wie viel ich buddelte und wühlte, ich fand es nicht wieder.
Der Schweiß rann meinen Rücken hinunter, durchtränkte mein Shirt und Tränen liefen ungebremst über meine erhitzten Wangen. Wir brauchten dieses Messer. Dringend! Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit und hätte mich selbst dafür ohrfeigen können. Warum auch musste ich es nehmen und dann auch noch verbuddeln? Ich hätte es ihm einfach wiedergeben sollen. Das wäre alles gewesen.

„Verdammt, wo ist es?", murmelte ich verzweifelt und vergrub meine Finger in den feinen Sand. Doch alles was sie berührten waren irgendwelche Muscheln.
Als ich aufsah, stand Ira vor mir. Traurig murmelte ich seinen Namen und meine Hände begannen, trotz der Hitze zu zittern.
„Ich hab's genommen", gestand ich und ließ mich auf die Knien zurückfallen. „Du hattest recht gehabt."
„Oh Liv", seufzte er und schlug die Hände über den Kopf. „Warum?"
„Spielt keine Rolle", sagte ich und knirschte mit den Zähnen.
„Und nun?" Auf seine vorwurfsvolle Frage zuckte ich mit den Schultern.

„Suchen wir weiter?", antwortete ich und fühlte mich plötzlich wie ein kleines Kind, welches großen Mist gebaut hatte. Viel mehr schien ich auch nicht zu sein. Ein Kind.
„Ich schätze, eine andere Wahl haben wir ohnehin nicht", seufzte er und sah mich auf eine ganz neue Art an. Er war nicht wütend, nicht unheimlich sauer auf mich. Etwas ganz anderes bohrte sich in meine Augen, was letztlich viel schlimmer war. Enttäuschung.

Als ich seinen Blick nicht mehr ertragen konnte, wendete ich mich von ihm ab. In meinen Innersten wurde es schwer und Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen. Dass es ein Fehler war sie wegzuwischen, merkte ich an dem Brennen, das kam, als einige Sandkörner in meine Augen gelangten.
Zwischenzeitlich wurde mir immer wieder schwindelig, was ich den zahlreichen Mängeln zuschob, die ich mittlerweile haben musste. Wie lange konnte man sich ausschließlich von Fisch, ein paar Früchten und ab und an ein wenig Fleisch ernähren? Ich wusste es nicht.

Ich dachte, es würde irgendwann aufhören wehzutun und man würde sich an die Situation auf der Insel gewöhnen. Immerhin war der Mensch ein Gewohnheitstier. Aber es stimmte nicht. Ganz und gar nicht.
Der Kummer, der an mir zerrte war in jeder Sekunde spürbar. Und an die Temperaturen konnte man sich ebenfalls nicht anpassen. Ebenso wie an die Langeweile. Vielleicht wäre es besser gewesen, in einer größeren Gruppe zu stranden. Ira hatte mir von der Serie Lost erzählt. Zumindest war es bei denen so gewesen.

„Ich hab es", schrie er plötzlich. Seine Stimme klang kratzig und völlig erschöpft. Im ersten Moment realisierte ich gar nicht, was er damit meinte, bis ich dann aufschaute und erkannte, dass er das Messer in seinen Händen hielt und lächelte.
„Du meine Güte", rief ich und ein Lächeln schlich sich auf meine aufgesprungenen Lippen. Ich stand recht umständlich auf und lief zu Ira, als ob ich mich vergewissern müsste, dass es auch wirklich wieder da war.
„Gott sei Dank." Die Erleichterung, die durch meinen Körper strömte, war deutlich spürbar. In diesem Moment fühlte ich tatsächlich etwas, was sich beinahe wie Glück anfühlte.
Und dann geschah etwas Unerwartetes.

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