Kap. 2: The one and only Way

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And she was hurt. So much.

And she knew, there was only this one Way to get over it.

There was only the one and only Way.

Melissa legte ihren Kopf in ihre Hände ab, die sie auf den Tisch stützte. Der Tag war ihr unbeschreiblich lange vorgekommen. Nicht einmal die Arbeit hatte sie ablenken können. Egal, was sie tat, sie dachte immer nur daran, wie Chris vor dem Altar aussehen würde, eine weiße Braut neben ihm. Eine weiße Braut, die nicht sie war. Die, um ehrlich zu sein, beinahe das Gegenteil von ihr war. Kate war, soweit Melissa das in Erinnerung hatte, groß, schlank, etwas zu schlank, wie Melissa fand und hatte lange, braune Haare, die ihr wie ein Schleier um ihr Gesicht fielen. Es war nicht übertreiben, wenn man sagte, sie sähe aus, wie ein Model. Denn sie tat es. Und sie sah so unglaublich freundlich aus. Und selbst, nachdem sie die halbe Nach geweint hatte, sah sie einfach hübsch aus, wie Melissa sich an dem Abend, an dem sie sie kennengelernt hatte, einstehen müsste. Und sie wirklich zu jeden freundlich. Neben ihr war Melissa ja tatsächlich wie der Teufel. Der Teufel höchstpersönlich. Jetzt hätte Melissa sich ohrfeigen können, für das, was sie damals getan hatte. Sie hätte sich ohrfeigen können, dafür, dass sie Kate tatsächlich dafür überredet hatte, wieder zu Chris zurückzukehren und dass ohne zu Murren. Sie hatte sogar extra auf freundlich gemacht, was sie im Übrigen perfekt beherrschte, extra, damit Chris wieder glücklich war. Denn, wenn sie ehrlich war, so hatte sie es nicht ertragen können, Chris so unglücklich zu sehen. Damals hatte Melissa aber auch gedacht, dass Kate eben nur so eine Nummer zwischendurch war, eben eine solche Beziehung, wie sie selbst sie zu genüge hatte. Aber scheinbar hatte Chris das mit der ‚Liebe‘ damals ernst gemeint. Und Melissa noch ein weiteres Mal ehrlich war, dann hatte sie es damals geahnt. Aber sie hatte es verdrängt, ganz einfach, weil sie sich nicht vorstellen könnte, dass Chris wirklich über sie hinweg war. Wahrscheinlich, weil sie sich nicht eingestehen wollte, dass sie ich selber alles zerstört hatte. Und das sie verloren hatte. Denn, Melissa Santiago verlor nie. Egal, was sie tat, sie gehörte zu den Gewinnern. Und bei dieser Sache hatte sie verloren. Das auch noch haushoch und vermutlich auch noch mit eigenverschulden.  Schon vor langer Zeit und irgendwie war es traurig, dass sie erst die indirekte Einladung zu Chris‘ Hochzeit brauchte, um das zu realisieren. Aber sie war es eben nicht gewohnt zu verlieren. Es schien unmöglich für sie. So weit entfernt. Unerreichbar. Sie war unerreichbar. Sie verlor nicht. Doch nun hatte sie es getan und dies zu verdauen war noch viel schwerer, als sie gedacht hatte. Vor allem, weil sie bei ihr eigenen Niederlagen zusehen würde dürfen. Bei Chris Hochzeit. Aus reihe 1. So was nannte man dann wohl Ironie des Schicksals, nicht wahr? Aber Melissa wäre nicht Melissa, wenn sie sich selbst an den Haaren packen und eigenhändig wieder nach oben ziehen würde, in die Position, in der sie sich vor ihrer Niederlage befunden hatte. Sie war nicht umsonst die meist gefürchtete Frau in Paris.  Ja, sie würde nach Amerika fliegen, und sich in die Hochzeitsplanung einmischen, die wahrscheinlich unglaublichste Hochzeit aller Zeiten organisieren und dann mit erhobenem Haupt die Trauzeugin mimen, die ja so glücklich darüber war, dass das schöne Brautkleid, dass natürlich nur in der neusten Mode gekleidet war, sich gefunden hatte. Und warum sie das tun würde? Damit sie sich selbst zeigte, dass sie nicht und rein gar nichts für Chris empfand. Damit sie über den Schmerz loswurde, der sie heute schon den ganzen, verflixten Tag begleitet hatte. Denn wie bekämpfte man den Schmerz am besten? Genau, man fügte sich selbst noch mehr Schmerzen zu, bis man sie nicht mehr spürte.  Bis man  so taub gegenüber dem Schmerz würde, dass er einen kalt ließ. Das war der einzige Weg, den Melissa kannte. Und so würde sie tun, beschloss sie in dieser Minute, einer der wenigen, die heute tatsächlich ruhig verlief, ohne den Anruf eines beleidigten Modedesigners oder dass einer ihrer inkompetenten Angestellten in ihr Büro stürmte, weil er mal wieder keine Ahnung hatte, was er denn nun tun sollte. Ja, heute war kein allzu schöner Tag gewesen. Melissa würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass der Tag sogar die ganzen letzten Wochen übertraf. Bei weitem. Denn jetzt wusste sie, dass Chris für sie unantastbar war. Nicht, will sie sich daran störte, dass er in einer Beziehung und demnächst verheiratet war, nein, das machte ihr nichts aus. Aber Chris, die treue Seele, würde sich nie wieder auf sie einlassen, solange er mit dieser Kate zusammen war. Auch, wenn Kate Melissa, zumindest äußerlich, nicht übertrumpfen konnte. Aber, wenn man ehrlich war, war die Anzahl der Frauen, die dies konnten auch eher gering. Wobei Melissa keinesfalls überheblich war, wenn sie dies sagte. Melissa war womöglich viel, aber wenn sie eins nicht war, dann eingebildet. Dass überließ sie denn ganzen anderen, versnobten Bitches auf der Welt. Aber Kate besaß etwas, was Melissa scheinbar nie besessen hatte. Und wenn, dann war es schon lange weg. Ein Herz. Gefühle. Kate wusste, wie sie Chris das Gefühl geben konnte, dass er geliebt war. Sie wusste, wie man leibt. Und genau das, konnte Melissa nicht. Sie wurde geliebt, ja, teilweise auch vergöttert. Aber sie hatte noch nie geliebt. Vermutlich nicht einmal Chris. Sie redete sich zwar immer ein, dass sie Chris geliebt hatte und stellte es immer so dar, aber vermutlich war es nicht so. Vermutlich hatte sie sich einfach in die Tatsache verliebt, dass er sie liebte. Was auch erklärte, warum sie sich erst jetzt so dreckig fühlte. Als sie Chris verlassen hatte, war es ihr nie so ergangen. Nein, sie war einfach in Paris, in dem Wissen, dass Chris sie immer noch liebte. Es machte ihr nichts aus, dass er nun litt. Im Gegenteil, es bekräftigte sie noch mehr. Es zeigte ihr, dass er sie liebte und dass war alles, was sie brauchte. Deshalb hatte sie ihm auch nie gesagt, dass sie ihn liebte. Melissa fiel die Erkenntnis wie Schuppen von Augen. Und umso mehr sie darüber nachdachte, umso deutlicher wurde ihr, warum sie nie eine Chance gegen Kate gehabt hatte. Warum sie nie eine Chance gegen Kate haben würde. Sie wusste nicht, wie man liebte. Niemand hatte es ihr je beigebracht. Konnte man es überhaupt lernen? Oder eher: wollte sie es überhaupt lernen? Denn, wenn es sie so fühlen ließ, wie jetzt in diesem Moment, dann konnte sie es nicht gebrauchen. Dann war Liebe einfach nur unnütz. Dann war sie lieber eiskalt und gefühllos, als je wieder eine Laune wie die heutige zu haben.  Melissa ließ sich in ihrem Sessel zurückfallen. Sie würde nach Amerika fliegen. Sie würde versuchen, ihren Schmerz zu betäuben. Kostete es, was es wolle. Und da Ablenkung schon vorher nicht geholfen hatte, so würde es auch jetzt nicht helfen. Sie brauchte etwas anderes. Und weil Melissa keine bessere Idee gab, stand sie auf, ging aus ihrem Büro direkt zu ihrer Sekretärin, die soforterschrocken aufschaute. Melissa zwang sich, nicht die Augen zu verdrehen. Diese frau hatte das Selbstbewusstsein einer Maus. Nein, sogar eine solche war Selbstbewusster. Wie konnte man nur zusammenzucken, nur weil eine Person vor einem stand. Na gut, vielleicht hatte Melissa sie heute das eine oder andere Mal zusammengeschrien, aber dies war doch nicht Grund genug, so zu reagieren?

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