Kap. 7: Just so confusing

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And he tried to understand her.
He really did.
But he couldn’t. She was just so confusing.

„Ach und gern geschehen!“, schrie er ihr hinterher, wütend, wie er war.

Als Antwort jedoch erhielt er nicht wie erwartet eine hinterfotzige Antwort, die aus einer Drohung seiner Genitalien gegenüber bestand, nein, die Eisprinzessin schlug einfach nur kräftig die Türe hinter sich zu. Und dann stand er auch schon alleine in seiner kleinen Wohnung. Er blickte noch eine Weile in den Flur, in den Melissa wütend verschwunden war. Dann senkte er seinen Kopf, bewegte die Finger der Hand, mit der er zuvor die Schublade seiner neuen Kommode zerstört hatte. Vermutlich hatte sie etwas abbekommen, so, wie sie sich bei jeder Bewegung verspannte.

„Fuck!“, schrie Jason, weil er die Stille um sich herum nicht mehr ertragen konnte. Als ob das je konnte. Es hatte sich sogar besser angefühlt, mit der Eisprinzessin in dieser verdammten Wohnung zu sein, als alleine. Dann wurde er immer daran erinnert, dass er… nun ja, allein war eben. Er war alleine. Auch wenn er es nicht zugab. Auch wenn er immer so tat, als hätte er alles, was er brauchte. Aber das, was er brauchte, war Kilometer weit weg. Und das wollte ihn nicht. Und dann kam diese verfluchte Frau, tauchte auf, aus dem Nichts. Aus Paris. So eine versnobte, hochnäsig Bitch, die dachte, sie wäre ganz taff, weil sie ja ach so gefühlskalt war. Dass sie bei jedem seiner Worte zusammenzuckte und sich beinahe in die Hose, pardon, ins Höschen machte, dass sah sie nicht. Sie sah immer nur diese arme, arme Melissa. Und diese liebt niemanden. Und braucht niemanden. Nicht mal ihre Familie. Sie lässt sie einfach so im Stich. Haut ab, nach Paris. Baut sich dort ein Leben auf, das laut Kate nur nach Arbeiten besteht. Und, ach ja, darin, wildfremde Männer um den Finger zu wickeln und sich wie eine billige Nutte zu benehmen. Aber Jason würde nichts sagen. Warum sollte er auch? Er benahm sich immerhin genauso wie sie. Doch er hatte wenigstens einen  Grund dazu. Und zudem machte er nicht, sobald sich die Situation auch nur anbot, zum armen Lamm. Denn das war sie nicht. Und das war er auch nicht. Und er fand es einfach schrecklich, wie Melissa wirklich jeden zeigen musste, was für ein Wrack sie doch war. Nun gut, vielleicht sah es nicht jeder. Vielleicht hatte er in den letzten Jahren einfach nur ein Auge dafür bekommen. Er wusste selbst nicht, wie er das machte. Wie er den Menschen ansah, dass es ihnen nicht gut ging. Vielleicht war es einfach nur Erfahrung. Er war sein Leben lang von Menschen umgeben gewesen, die gebrochen waren, kaputt. Als er das erste Mal etwas wirklich glücklich, etwas wirklich Unbeschädigtes gesehen hatte, war, als seine Schwester geboren wurde. Da war er 6 Jahre alt gewesen. Und seine Schwester… ja, die hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen. Seit er 15 Jahre alt war, musste er weg von zuhause. Und seitdem, war das einzige, was er von seiner Schwester hörte, einige Briefe. Einen in drei Monaten, oder so. Der letzte war noch länger har. Natürlich, mittlerweile war sie Beinahe 16 Jahre alt. Sieben Jahre, seit sieben Jahren hatte er sie nicht gesehen. Aber ihm kam es so viel länger vor. Er fragte sich manchmal, wenn er alleine in seinem Bett lag, ob sie immer noch so unbeschädigt war, wie damals. Und obwohl er es sich sehnlichst wünschte, wusste er, dass dies nicht der Fall war. Es konnte gar nicht sein. Es würde nicht funktionieren, nicht so, wie sie aufwuchs.

Jason löste endlich den Blick von seiner Hand und begutachtete die Kommode, die er zerstört hatte. Die Glasscherben lagen auf dem Boden zerstreut und die Schublade, ja, die war kaputt. Er hatte ausgerechnet die Schublade getroffen, in der er ihre Briefe aufbewahrte. Er schüttelte den Kopfdarüber, dass eine solche Person wie die Eisprinzessin ihn zu einem solchen Wutausbruch bringen konnte und ging in die Küche, um sich einen Kehrbesen zu holen, mit dem er das Chaos beseitigen konnte, dass er verursacht hatte. Wenn er eines nicht leiden konnte, dann war es Unordnung. Vermutlich, weil er schon seit er klein war für die Ordnung bei sich zu Hause sorgen musste. Erneut schüttelte er seinen Kopf, diesmal in der Hoffnung, er könnte damit die Erinnerungen abschütteln, die in ihm hochkamen. Vorsichtig kehrte er die Scherben auf seinem Boden auf. Er würde noch Staubsaugen müssen, nur um sicherzugehen, dass sich auch wirklich keine Glassplitter mehr auf dem Boden befinden würden. Während er so über das nachdachte, was er noch tun sollte, glitten seine Gedanken ungewollt zu Melissa, die ihm keine fünfzehn Minuten zuvor eine riesige Szene gemacht hatte. Und weshalb? Genau, weil er mit dieser notgeilen Sekretärin geschlafen hatte, nur damit Kate den Saal für ihre Hochzeit bekam, den sie wollte. Wie sie ausgeflippt war. Wie sie einfach davon ausging, dass keine andere Frau so lebte wie sie. Dass sie die einzige war, die Sex einfach nur aus rein körperlichen Zwecken nutzte. Dass sie die einzige war. Das diese Sekretärin die total Szene veranstalten würde. Und selbst wenn sie es tun würde. Es wäre sein Problem, oder? Und wenn sie rumstressen würde, würde notfalls eben für wenige Wochen den Freund dieser Frau spielen, damit sie die Klappe hielt. Nicht nur Melissa konnte dreckig spielen, auch er konnte das. Zudem war ihm Kate viel zu wichtig, als das er irgendetwas tun würde, dass ihre Hochzeit mit Chris gefährden würde. Vor allem, nach dem er derjenige gewesen war, der die beiden Sturköpfe nach langen Hin und her zusammengebracht hatte. Dies würde aber wahrscheinlich dazu führen, dass sich die Eisprinzessin aufführte, als wäre sie der Grund, warum er sich zusammenriss. Weil sie ja einfach nur der Grund sein konnte. Sie, und keine andere. Sie war ja die eine. Wie wurde sie genannt, dort, in Paris? Mademoiselle Diable? Ausgeburt der Hölle? Ja, das passte perfekt zu dieser Frau. Sie war tatsächlich Herzlos. Sie war tatsächlich aus der Hölle. Und sie war wahrscheinlich die einzige Person, die Jason nicht nach wenigen Stunden durchschaut hatte. Er hatte keine Ahnung, warum sie sich so verstellt verhält. So unecht. So diszipliniert. Er konnte wetten, dass diese Frau noch nie in ihrem Leben erfahren hatte, was Spaß wirklich bedeutete. Oder was Leben bedeutete. Oder lieben. Die Frau hatte keine Ahnung vom Leben und doch bezeichnete sie ihn als kleinen Jungen. Dabei hatte sie ja keine Ahnung. Und ihr Problem mit männlichen Genitalien? Das ging ja mal gar nicht. War die Frau den wirklich so scharf darauf, einmal ein männliches Geschlechtsteil zu probieren, dass sie es wirklich in jedem Streit bringen musste oder war sie einfach nur ideenarm? Jason tippte ja eigentlich auf letzteres, wollte jedoch den ersten Punkt nicht ganz außer Betracht lassen. Denn angesichts der Umstände klang Möglichkeit 1 durchaus plausibel. Und falls dies wirklich der Grund war, warum sie fast jedes Mal wenn er auf sie traf, eine Drohung an seine Genitalien aussprach, so sollte er sich langsam wirklich sorgen machen. Oder sich ein wenig zusammenreißen. Aber das würde er ohnehin nicht können. Also sollte er sich möglicherweise ein Lendenschutz oder etwas in dieser Richtung besorgen und es notfalls Tag und Nacht tragen, nur zur Sicherheit. Denn wenn er ehrlich war, so trauter er, so lange er sie nicht verstand, alles zu. Wirklich alles. Denn vermutlich war sie durch die ganzen Jahren, in denen sie sich so verbogen und verstellt hatte, so abgehärtete, dass sie ihre Drohungen auch noch in die Realität umsetzte. Und Jason bemühte sich wirklich, sie zu verstehen. Aber er konnte einfach nicht. Sie war einfach zu verwirrend. Ihr Gemüt wechselte ja beinahe minutlich. Da war er ihr mal so nahe, dass er sie beinahe küsste und sie… sie wirkte ja beinahe so, als würde sie den Kuss erwidern. Und im nächsten Moment? Da gab sie einfach mal ganz lässig von sich, dass sie ihm die Eier abschneiden und sie zum Frühstück verspeisen würde. Und was sollte man in solchen Momentan den bitte tun? Sie küssen? Sie stehen lassen? Sie einsperren? Nun, man sollte auf jeden Fall nicht das tun, was Jason getan hatte: Mit ihr streiten. Sich mit ihr anlegen. Doch sie reizte ihn. Mit ihrer kühnen Art, auch wenn diese größten Teils gespielt war. Er mochte es, zu sehen, wie der Zweifel in ihren Augen wuchs, wie ihre Fassade zu bröckeln begann. Wie sie nicht ihm nicht gleich verfiel, nur will er ihr verführerisch ins Ohr flüsterte und sich ein wenig an sie heran machte .Er mochte ihren Widerstand. Den Willen in ihren Augen. Und eins musste er ihr lassen, sie war stark. Und sie verdiente es definitiv, den Namen, Mademoiselle Diable zu tragen. Jason hatte gerade die letzten Scherben in den Mülleimer entsorgt und versuchte nun, die Briefe aus der Zerschlagenen Schublade zu angeln. Es waren wahrlich viele, wenn man bedachte, dass sie sich innerhalb von sieben Jahren eingesammelt hatten. Sieben Jahre und knapp 20 Briefe. Er hatte auch nicht mehr geschrieben. Wozu auch? Er fragte sich, ob seine Mutter die Briefe, die er schreib, auch las. Oder ob er ihr mittlerweile so egal war, dass sie nicht mal eines Blickes würdigte. Er wusste es nicht. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er es nicht mal wissen. Alles, was er wollte, war verdrängen. Was passiert war, was beinahe passiert war. Und all die Dinge, die einfach nicht passiert hätten dürfen. Aber es waren so viele Dinge, dass er einfach nicht in der Lage sein konnte, sie alle zu verdrängen. Es ging einfach nicht.
Er nahm alle Briefe in die Hand und setzte sich auf die Couch. Sie waren alle schon abgetastet und wirkten dadurch viel älter, als sie eigentlich waren, so oft hatte er sie schon in der Hand gehabt. SO oft hatte er schon die Zeilen gelesen, die darauf verfasst waren. Zu oft. Er konnte mindestens die Hälfte von ihnen auswendig aufsagen. Aber doch laß er sie immer und immer wieder. Er hatte sie nie verlassen wollen. Und nun war das einzige, was er von ihr hatte, zwanzig Briefe. Zwanzig Briefe, die größtenteils von Belanglosigkeiten und Unsinn halten. Bloß keine Schwierigkeiten besprechen, das war das erste, das man in der Familie Lockwood lernte. Probleme kommen und gehen, redet man über sie, werden sie nur noch schlimmer. Die Zweite. Das Leben ist scheiße und unter keinen Bedingungen lebenswert. Die dritte. Jason seufzte und legte die Briefe neben sich aus der Hand. Er wollte doch eigentlich den alten Erinnerungen nachhängen. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf seine Knie und fuhr sich durch die Haare. Sein Leben war auch einfach nur zum Haare raufen. Aber wenigstens konnte ihm keiner vorwerfen, dass er es nicht wenigstens versuchte. Denn das tat er. Er versuchte, glücklich zu sein. Versuchte, jemanden zu lieben. Doch die einzige Person, die er seit langen wieder etwas näher an sich heran gelassen hatte, war Kate ge…

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