7. Just in case there's just one left
Harrys POV
Immer wieder starrte ich auf das Handy auf dem Tisch. Die Minuten schienen einfach nicht zu verstreichen. Das heutige Meeting war einfach nur zäh und meinem Erachten nach auch nur sinnlos. Ich hatte es bis jetzt geschafft ganze drei Songs zu schreiben, was natürlich viel zu wenig war. Trotzdem unterhielten sich die Leute aus meinem Management nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde darüber, wann das Erscheinungsdatum für mein Album am günstigsten wäre. Unter anderen Umständen würde mich diese Haltung anwidern. Ich wollte meine Musik veröffentlichen, wenn ich fertig war und nicht dann, wenn ein paar Wirtschaftsforscher der Meinung waren, dass es jetzt ganz gut passen würde. Allerdings waren die Umstände nicht normal. Ich hatte Louis geschrieben, dass ich ihn heute nach meinem Meeting anrufen würde. Seit unserem ersten Telefonat waren nun schon zwei Wochen vergangen und inzwischen telefonierten wir beinahe täglich. Die Gespräche mit ihm zählten zu meinem täglichen Highlight. Seine Stimme zu hören erfüllte mich nach wie vor mit purem Glück und Dankbarkeit. Noch vor einem Monat hätte ich es nicht für möglich gehalten, mich noch einmal so ungezwungen mit ihm zu unterhalten. Aus unserem geplanten Treffen war leider noch nichts geworden, da wir noch keinen Tag gefunden hatten, an dem wir beide Zeit hatten. Trotzdem nahmen wir uns noch immer vor uns bald wieder zu sehen. Es schien mir fast wie ein Traum, endlich wieder mit Louis reden zu können. Nach allem was zwischen uns vorgefallen war, hatte ich ihn auch als Freund vermisst. Ich hatte ihm beinahe alles anvertrauen können und genau das fehlte mir. Unsere Gespräche waren natürlich noch nicht ganz ungezwungen, doch wir steigerten uns jedes Mal. Es war, als hätten wir uns beide dafür entschieden die Peinlichkeit, die immer ein wenig in den Gesprächen war, durch häufige Wiederholung zu besiegen. Dieser Plan war auch aufgegangen. Je öfter wir telefonierten, desto normaler verhielten wir uns auch. Louis interessierte sich sehr für mein Album und ich ließ mich täglich mit Neuigkeiten von Freddie versorgen. Ich hatte den kleinen schon jetzt in mein Herz geschlossen, obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Ungeduldig blickte ich wieder auf mein Handy. Wann würde dieses Gespräch endlich ein Ende finden? „Es ist wichtig, dass wir nicht mit Zayn kollidieren. Wir müssen herausfinden, ob er eine Tour oder dergleichen plant", hörte ich meinen Produzenten sagen. Es fiel mir schwer, mich zusammenzureißen. Nur die Aussicht, Louis Stimme früher zu hören, wenn ich mich jetzt ruhig verhielt, ließ mich schweigen. Es konnte doch wohl nicht sein Ernst sein, dass ich mich nun auch noch nach Zayn richten musste. Ich würde mein Album dann veröffentlichen, wenn es fertig war. Keinen Tag früher oder später.
Ich hatte es kaum für möglich gehalten, doch das Meeting hatte tatsächlich nach fast drei Stunden ein Ende gefunden. Ich wusste nicht einmal zu welchem Ergebnis wir gekommen waren. Ich war in Gedanken bei Louis. Als ich Zuhause angekommen war, verlor ich keine Zeit und wählte sofort seine Nummer. „Hey, du bist aber heute spät dran", meldete er sich. Ich musste sofort Lächeln. Seine Stimme und die Tatsache, dass er anscheinend auf meinen Anruf gewartet hatte, ließen das ganze furchtbare Meeting sofort in den Hintergrund rücken. „Reden wir lieber nicht darüber, sonst muss ich mich nur ärgern. Wie geht es dir? Ist mit Freddie alles in Ordnung?". Während meiner Frage legte ich mich entspannt auf mein Sofa und freute mich auf den Bericht, den ich gleich von Louis hören würde. „Naja es gab ein paar Komplikationen. Briana hat sich dafür entschieden, ihn heute kurzfristig doch nicht vorbei zu bringen, also kann ich dir leider nichts Neues erzählen"- „Was wieso das denn?", seit ich wieder Kontakt zu ihm hatte, war das das erste Mal, dass er Briana vor mir erwähnte. Bisher hatte er immer verschwiegen, dass sein Sohn logischerweise auch eine Mutter hatte. „Das ist kompliziert. Aber ich bekomm das schon hin. Es ist nur schade, weil ich mich so auf ihn gefreut hatte". Der Klang seiner Stimme versetzt mich in Alarmbereitschaft. Hier lief etwas ganz und gar nicht richtig. Es schien ihm überhaupt nicht gut zu gehen, das konnte ich hören. „Louis, ist alles ok bei dir?", fragte ich deshalb. „Jaja alles gut, mach dir keine Sorgen". Dafür war es eindeutig zu spät. Ich war bereits in Sorge. „Lou", so hatte ich ihn ewig nicht genannt. „Ich höre doch, dass etwas nicht stimmt. Wenn du nicht mit mir darüber reden möchtest, akzeptiere ich das, aber bitte tu nicht so, als sei alles in Ordnung, wenn ich genau weiß, dass nichts in Ordnung ist". Ich versuchte meine Stimme ruhig und einfühlsam klingen zu lassen. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort und ich wusste, dass ich ihn jetzt nicht drängen durfte. Er wog ab, ob er mir die Wahrheit sagen sollte, oder nicht. „Harry, es ist schrecklich", seine Stimme zitterte und obwohl ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich, dass er mit den Tränen kämpfte. „Briana ist furchtbar. Sie nutzt Freddie um gegen mich zu arbeiten. Sie bringt und holt ihn, wie es ihr passt. Manchmal glaube ich sogar, dass sie versucht ihn mir so zu bringen, dass ich auch möglichst viele Termine verschieben muss. Sie lässt nicht zu, dass Danielle Freddie sieht und wie viel ich ihr an Unterhalt zahle, willst du gar nicht wissen". Als er Danielles Namen erwähnte, spürte ich einen kurzen Stich in der Magengegend, doch dieser kurze Schmerz war nichts verglichen mit dem, was es in mir auslöste, ihn so leiden zu hören. „Lou, wieso hast du nie etwas erzählt? Wissen Liam oder Niall davon?". Ich konnte Louis am anderen Ende weinen hören. „Nein. Ich habe das noch keinem erzählt. Es ist mir so peinlich. Die Frau hat mich komplett in der Hand". Ich hätte alles dafür gegeben, ihn in diesem Moment in den Arm zu nehmen, ihn zu streicheln und ihm zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. „Hör zu, ich komme dich noch diese Woche besuchen. Auch wenn ich alles absagen muss, das ist mir egal. Du sagst mir, wann du Zeit hast und dann bin ich da. Wir finden eine Lösung. Das ist so kein Zustand". Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete. Nicht weil er nicht wollte, er schien vor lauter Tränen einfach kein Wort hervorzubringen. „Danke Harry. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das für dich sein muss. Ich hab keine Ahnung, was mich geritten hat, dass ich mit Briana ins Bett gegangen bin. Das tut mir alles so furchtbar Leid". Mein Körper verkrampfte sich. Ich wollte nicht an diese Zeit erinnert werden. Ich wollte mich einfach nur darüber freuen, dass Louis wieder ein Teil meines Lebens war. „Louis, es ist okay. Was passiert ist, ist eben passiert. Wir schauen jetzt einfach nach vorne ok? Wir müssen dafür sorgen, dass du deinen Sohn sehen kannst, wann du willst". Ich wusste, dass er den Wink verstehen würde. Er wusste, dass ich nicht darüber reden wollte. Vermutlich kannte er den Schmerz, den diese Erinnerungen auslösten genauso gut wie ich.
Wirhatten noch eine ganze Weile telefoniert und irgendwann auch noch über mich undmeine Probleme mit dem Management gesprochen. Louis hatte sich furchtbar überdie Zayn Problematik aufgeregt. Es schien ihm zu helfen, sich über Dinge zuärgern, die ihn eigentlich nicht betrafen. Am nächsten Morgen stand ich frühauf. Ich wollte unbedingt einem befreundeten Anwalt einen Besuch abstatten.Ohne juristische Hilfe kam Louis aus der Sache nicht heraus, das war mir klar.Die einzige Möglichkeit, wie ich ihm helfen konnte war, dass ich dafür sorgte,dass er die besten Juristen an seiner Seite hatte, die Amerika zu bieten hatte.Glücklicherweise war ich vor ein paar Monaten durch meine Trennung von Modestebenfalls auf gute Anwälte angewiesen gewesen und wusste, wo ich suchen musste.Die Kanzlei war relativ unscheinbar, doch sie vertraten einige große Namen undsie waren um absolute Diskretion bemüht. Der Weg zum Büro meines Anwalts warmir viel zu vertraut und eigentlich hatte ich gehofft, diesen Weg nicht mehrgehen zu müssen. Trotzdem schien Jack sich zu freuen, als seine Sekretärin michzu ihm schickte. „Harry", begrüßte er mich und gab mir einen freundschaftlichenHandschlag. „Ich bin überhäuft mit Arbeit, du kannst dich glücklich schätzen,dass ich mir Zeit für dich nehme", scherzte er, obwohl ich wusste, dass diesemScherz bestimmt auch eine Wahrheit zugrunde lag. Jack und ich waren während demgemeinsamen Prozess Freunde geworden und wieder einmal war ich für dieseFreundschaft wirklich dankbar. Es konnte nie schaden, einen Anwalt imFreundeskreis zu haben. „Danke dir. Und es dürfte dich freuen, dass ichausnahmsweise mal keinen juristischen Beistand brauche", leitete ich meinAnliegen ein. Er war sichtlich interessiert und hörte sich die Geschichte vonLouis, Freddie und Briana aufmerksam an und machte sich Notizen. „Oh Harry",seufzte er nach meiner Erzählung. „Die gute Nachricht ist, dass Louis im Rechtist. Diese Frau wird über kurz oder lang nichts gegen ihn in der Hand haben.Die schlechte Nachricht ist, dass das ein dreckiger Prozess wird, der durchalle Medien gehen wird, da kannst du dir sicher sein". Ich nickte. So etwashatte ich mir bereits gedacht. „Außerdem werde ich Louis nicht vertretenkönnen". Geschockt sah ich Jack an. Das sah ihm überhaupt nicht ähnlich. GeradeFälle, in denen eindeutig einem schwächeren Unrecht getan wurde, interessiertenihn immer besonders. Das hatte er zumindest behauptet. „Jetzt schau nicht so",lachte er. „Ich bin einfach nicht auf Familienrecht spezialisiert. Ich willnicht, dass bei dem Prozess etwas schief geht, weil es sich nicht um meinSpezialgebiet handelt. Ich habe aber einen guten Freund, der euch auf jedenFall helfen kann. Ich schreibe dir hier seine private Nummer auf. Über seinBüro erreichst du ihn nie. Er hat im Normalfall eine Wartezeit von über einemhalben Jahr. Sag ihm einfach, dass ich dich geschickt habe, dann zieht er dichbestimmt vor. Er schuldet mir noch einen Gefallen". Er gab mir einen Zettel mitder Nummer und dem Namen seinen Kollegen. Matt Rivers. Ich hatte noch nie vonihm gehört, aber das musste nichts bedeuten. Ich bedankte mich mehrmals beiJack bevor ich mich von ihm verabschiedete. Als ich die Kanzlei verließ war ichglücklich. Ich konnte Louis helfen. Es gab eine Möglichkeit für ihn, ein ganznormales Verhältnis zu seinem Sohn zu haben. Die Sonne von LA wärmte meine Haut.Ich zog die Sonnenbrille auf und lächelte zufrieden vor mich hin. Wenn Louisheute Abend anrufen würde, konnte ich ihm positive Neuigkeiten übermitteln. Eswürde ihm sicher helfen, wenn er wusste, dass diese Situation, in der er sichgerade befand, nicht mehr von langer Dauer sein würde.
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Far away (German)
FanfictionOne Direction macht eine Pause, doch wie gehen die Mitglieder mit dieser Pause um und weshalb musste diese Pause überhaupt sein? Es hat auf jeden Fall etwas mit Harry und Louis zu tun, denn die beiden haben seit der Pause kein Wort mehr miteinander...