8. 'Cause you know

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8. 'Cause you know

Harrys POV

„Ich wusste es!", Niall sprühte vor Begeisterung. Wir hatten uns zu einem gemeinsamen Frühstück getroffen. Mittags hatte ich noch ein Meeting mit meinem Management. „Niall, das hab ich so jetzt nicht gemeint", antwortete ich ihm. „Wir müssen Louis irgendwie helfen. Ich weiß nicht, ob er wirklich vor Gericht gehen will". Ich war besorgt um meinen Bandkollegen, doch Niall schien nur zu hören, was er hören wollte. „Oh man das freut mich so sehr, dass ihr endlich wieder Kontakt habt. Unglaublich, dass du dafür erst betrunken sein musstest, aber hey, immerhin". Ich verdrehte die Augen und wandte mich meinem Frühstück zu. Irgendwann würde er sich wieder beruhigen und dann war vielleicht auch wieder ein normales Gespräch mit ihm möglich. „Ihr werdet sowas von wieder zusammen kommen! Das ist wie in einem romantischen Film! Jetzt müssen wir nur noch Danielle loswerden!". Vor lauter Freude vergaß er sogar zu essen. Das wollte wirklich etwas heißen. Ich verschluckte mich an meinem Kaffee: „Niall, du hast mich glaube ich nicht ganz verstanden. Briana ist das Problem, nicht Danielle". Ich versuchte es halbwegs streng zu ihm zu sagen, doch ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Es war einfach zu niedlich, wie er sich freute. „Na gut. Dann räumen wir beide aus dem Weg", ließ er sich dann auf einen Kompromiss ein. Ich nickte und warf ihm einen vielsagenden Blick zu: „Und hast du bezüglich Briana eine Idee?". Vielleicht hatte in seinem Kopf doch noch etwas anderes Platz als eine Romanze. „Ehrlich gesagt nicht. Aber bezüglich Danielle würde mir schon etwas einfallen", er grinste frech. Ich verdrehte die Augen. Manchmal war er wie ein kleines Kind. „Bitte Niall. Einmal kurz ernst". Er verzog das Gesicht. „Na gut. Meine Meinung? Fahr zu ihm und zwar so bald wie möglich. Er hat ja schon zugestimmt, dass ihr euch treffen könnt. Rede mit ihm. Erzähl ihm von dem Anwalt und gib ihm die Nummer. Danach lass ihn entscheiden, was er macht. Setz ihn nicht unter Druck. Sag ihm einfach, dass du für ihn da bist, egal ob er sich für oder gegen einen Prozess entscheidet. Das wird ihm am meisten helfen". Endlich hatte er sich dazu entschieden auch etwas mit Sinn zu unserer Konversation beizutragen. „Klingt plausibel. Aber ich weiß nicht mal wo er wohnt. Und wer sagt mir, dass er meine Unterstützung überhaupt will?". Das Thema beschäftigte mich mehr als alles andere. Nialls Gesicht bekam liebevolle Züge: „Harry, er hat Liam und mich getroffen und keinem etwas von seinen Problemen erzählt. Nach all der Scheiße, die ihr durchgemacht habt, entscheidet er sich trotzdem für dich, wenn es um seine Probleme geht. Wie erklärst du dir das? Und was seine Adresse angeht, kann ich dir natürlich helfen. Gib mir mal dein Handy". Ohne zu zögern gab ich ihm das Telefon in die Hand. Es konnte nie schaden Louis' Adresse schon einmal zu haben. Mich beschäftigte auch viel mehr, was Niall davor gesagt hatte. Es stimmte. Louis hatte wirklich mich gewählt. Vor allen anderen. Dieser Gedanke gab mir Hoffnung. Aus Louis und mir konnten wieder Freunde werden. „So bitteschön", Niall gab mir mein Handy zurück: „Ich hab die Adresse unter Louis' Kontakt gespeichert. Ich werde mir jeglichen Kommentar darüber ersparen, dass neben seinem Namen immer noch ein Herz ist. Ich sage nur so viel: Ich habe es zur Kenntnis genommen. Und ich möchte auch ein Herz", er grinste. Unweigerlich musste ich auch lachen. „Du weißt, dass du dir ein Herz neben deinem Namen erarbeiten musst?", ich grinste süffisant. Er blickte überrascht und begann dann wieder zu lachen: „Dann lieber doch nicht".

Ich war erstaunlich früh dran. Noch vor allen anderen tauchte ich im Büro auf. In den letzten Tagen hatte ich sogar einen neuen Song geschrieben. Es schien also ein gutes Meeting zu werden. Wenn ich es geschickt anstellte, konnte ich alle zufrieden stellen und schnell nach Hause. Je nach dem, wann ich zuhause ankam, könnte ich Louis noch fragen, ob ich ihn heute noch besuchen könnte. Ich hatte seine Adresse bereits in mein Navigationssystem eingegeben und berechnet, dass ich etwa eine Stunde unterwegs sein würde. „Schau dir das an", mein Manager klatschte mir eine Zeitschrift vor die Nase. Es war die Vogue. „Wieso zur Hölle liest du die Vogue?", ich war ein klein wenig amüsiert. „Harry, bitte nimm das Ganze ernst". Ich sah ihn fragend an: „Ich soll ernst nehmen, dass du die Vogue liest?". Er wurde sauer, also nahm ich das Heft und blätterte. Schnell hatte ich gefunden, weshalb er sich so aufregte. Eine Fotostrecke von Zayn und Gigi. Mir persönlich war es egal, dass er sich so ablichten ließ. Was hatte das denn mit mir zu tun? „Das sind doch schöne Bilder", sagte ich deshalb möglichst neutral. Natürlich sah ich Zayn nicht gern. Sein Ausstieg schmerzte immer noch. Ich hatte mich noch nie so verraten gefühlt wie damals. Er war mein Freund gewesen und er hatte mich allein gelassen. Ich würde ihm das nie verzeihen können und das hatte ich ihm auch deutlich gemacht. „Es geht mir nicht unbedingt um die Qualität der Bilder. Ist dir nicht klar, wie geschickt er sich vermarktet? Er veröffentlicht diese schönen Bilder und alle reden über ihn und somit auch über seine Musik. Bei dir wird das Ganze aber schwieriger. Was sollen wir bei dir vermarkten? Deine One night stands?". Er klang nicht wütend. Er versuchte wirklich vernünftig mit mir zu reden, doch mich regten diese Themen wahnsinnig auf. „Ty, ich will nicht mich selbst vermarkten. Meine Musik soll vermarktet werden und nicht mein Privatleben". Dies würde wie immer zu einer Grundsatzdiskussion führen. „So funktioniert unser Business aber nicht. Die Leute wollen nicht nur deine Musik, sie wollen Harry Styles und zwar so privat wie möglich. Ich verstehe, dass dir das unangenehm ist und ich möchte dich auch nicht in eine Rolle zwingen wie Modest, aber du musst mir schon etwas geben, womit ich arbeiten kann". Ich sah nervös auf die Uhr. Ich musste das hier schnell zu Ende bringen, wenn ich noch zu Louis wollte. „Aber was soll ich dir denn geben? Ich schreibe Musik und treffe mich mit Niall. Mehr mache ich im Moment einfach nicht. Und wenn du mir jetzt eine Fake Beziehung vorschlägst, stehe ich auf und gehe". Ich wusste, dass die letzte Bemerkung nicht nötig gewesen war. Ty versuchte wirklich ruhig und vernünftig mit mir zu reden, aber mich reizte dieses Thema und ich wollte zu Louis. Ich sah, dass nun auch mein Manager wütend wurde: „Wieso bist du so? Ich versuche dir zu helfen, deine Musik für die Leute zugänglich zu machen, aber du machst einfach zu! Glaubst du ich merke das nicht? Seit Wochen sitzt du nur noch teilnahmslos da und tippst etwas auf deinem Handy, während wir uns über deine Zukunft unterhalten. Versteh mich nicht falsch, wir machen das gern, aber es ist deine Karriere, also wäre es nett, wenn du dich an unseren Gesprächen auch beteiligen würdest". Ich wusste, dass er Recht hatte, aber ich konnte einfach nicht mehr. Vor meinen Augen knutschte Zayn seine Gigi und schien die Zeit seines Lebens zu haben. Das Ticken der großen Uhr an der Wand der erinnerte mich an Louis und wie gern ich ihn sehen wollte. Die Wut in mir brodelte. „Willst du die Wahrheit wissen?", ich schrie ihn an. „Es ist mir egal! Das alles hier ist mir so egal! Ich will nur Musik machen, mehr nicht. Und glaub mir, meine Fans kaufen meine Musik, auch ohne eine Akrobatiknummer im Bett", ich stand auf und wollte zur Tür hinaus, doch Ty hielt mich an der Schulter zurück. „Harry, jetzt bleib doch hier. Das bringt doch jetzt niemandem was, wenn du einfach gehst". Ich riss mich los. Er hatte ja keine Ahnung. „Es bringt aber auch keinem etwas, wenn ich jetzt bleibe. Denk dir doch irgendeine Nummer für mich aus. Hey, wir könnten eine Homestory machen, das kommt doch immer gut". Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und eilte zu meinem Auto.

Ich war wie im Tunnel. Alles was ich vor mir sah war Louis. Es mussten Nialls Worte beim Frühstück gewesen sein, die dazu führten das der Drang Louis zu sehen ins unermessliche gestiegen war. Mit zitternden Fingern gab ich seine Adresse ein und fuhr los. Auf den freien Straßen raste ich regelrecht. Je länger ich fuhr, desto mehr schwand auch meine Wut. Inzwischen tat es mir Leid, wie ich mit Ty umgegangen war. Ich hätte ihm einfach sagen sollen, dass ich pünktlich weg musste. Ein solcher Ausbruch war nicht nötig gewesen, doch manchmal wurde es mir einfach zu viel. Er hätte mir Zayn auch nicht so vor die Nase halten müssen. Ich hatte Zayn verloren und kurz darauf Louis. Es war eigentlich nur menschlich, dass ich nun versuchte zumindest einen der Beiden wieder zurückzugewinnen. Vermutlich würde Ty das sogar genauso sehen, doch er wusste davon nichts. Ich musste mich unbedingt bei ihm entschuldigen. Ein Teil von mir wusste, dass er mir verzeihen würde. Er war eigentlich ein guter Mensch. Er verdiente sein Geld mit mir, ich konnte ihm nicht verübeln, dass er daran interessiert war, dass meine Musik bei den Leuten gut ankam. Mein Weg führte mich in eine ruhigere Gegen von Los Angeles. Hier lebten viele Familien. Die Häuser lagen nicht so dicht nebeneinander und beinahe jedes Haus hatte seinen eigenen Garten. Es musste schön sein hier zu wohnen. Alles wirkte so idyllisch. „Ihr Ziel befindet sich auf der rechten Seite", erklärte mir mein Navigationssystem. Ich parkte am Straßenrand und sah mir das Haus an. Es war wunderschön. Nicht auffällig oder prahlerisch, es war einfach da und fügte sich perfekt in das Bild der restlichen Umgebung ein. Natürlich war es ein riesiges Haus, jedoch auf eine bescheidene Art und Weise. Plötzlich fiel mir auf, dass ich Louis gar nicht Bescheid gegeben hatte, dass ich noch kommen wollte. Ihm jetzt zu schreiben, dass ich da war, schien mir jedoch auch keine besonders elegante Lösung zu sein. Aber was tat ich, wenn er nicht da war? Warten, beantwortete ich mir meine Frage sofort. Ich war unsicher, als ich aus dem Auto stieg. Meine Beine waren steif und bewegten sich nur schwer. Langsam lief ich in Richtung der Haustür. Ich war so unglaublich nervös. Mein Herz pochte und ich konnte förmlich das Blut in meinen Adern rauschen hören. Wenn ich Glück hatte, würde ich Louis gleich gegenüberstehen. Nach all der Zeit würde ich wieder in seine Augen sehen und seine Stimme hören können. Allein bei dem Gedanken daran, kehrte der Schmerz der letzten Monate für einen kurzen Moment zurück. Ich hatte ihn so sehr vermisst. Ich hatte mit dem Schmerz gelebt doch jetzt, wo ich ihn nach einigen Tagen wieder spüren konnte, fragte ich mich wirklich wie ich das überlebt hatte. Allein schon um das beklemmende Gefühl loszuwerden, betätigte ich den Knopf an der Klingel. Ich konnte hören, dass sich jemand der Haustür näherte. „Keine Ahnung", hörte ich Louis' Stimme sagen, noch bevor er die Tür öffnete. Ich hatte Glück gehabt. Er war zuhause.


Far away (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt