18. And I miss you

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18. And I miss you

Harrys POV

Die Zeit war für mich schon immer ein Mysterium gewesen. Es gab Tage, da wünschte man sich, man hätte 48 Stunden Zeit, um die ganzen Termine bewerkstelligen zu können und es gab Tage, die glichen einem Kaugummi, so sehr zogen sie sich in die Länge. Genau solche Tage hasste ich. Ich hasste es herumzusitzen und nichts mit mir anfangen zu können. Früher hatte ich solche Tage genießen können, da ich wusste, dass ich bald schon wieder genug Stress haben würde, doch im Moment sah die Sache ein wenig anders aus. Die Arbeit an meinem Album stagnierte, da ich keine Ideen für neue Lieder hatte und solange mir nichts einfiel, würde mein Leben weiterhin in der Form eines alten, zähen Kaugummis bleiben. Ty hatte mir bereits mehrfach angeboten einen Songwriter zu engagieren, doch das kam für mich einfach nicht in Frage. Ich wollte absolut alles an diesem Album selbst machen, und wenn es ein wenig länger dauerte, dann war das eben so. Ty hatte sich mit meiner Einstellung erstaunlich schnell zufrieden gegeben. Ich war das größere Problem. Ich wollte so unbedingt einen Song schreiben, dass es mich beinah innerlich auffraß. Vermutlich lag es auch an meinem so dringenden Wunsch nach einer Idee, dass ich absolut nichts zustande brachte. Ich befand mich in einem Teufelskreis, wie er im Lehrbuch stand. Die Situation mit Louis hatte meine Situation nicht unbedingt vereinfacht. In den ersten Tagen nach seinem Geständnis, war mir meine Reaktion einfach nur unglaublich peinlich gewesen. Ich hatte vor ihm gesessen und geheult wie ein Teenager. Anschließend hatte ich nicht einmal mehr die Größe gehabt, mich von ihm zu verabschieden. Jedes Schulkind wäre mit dieser Situation reifer umgegangen als ich und das war mir mehr als unangenehm. Danach hatte ich einfach nur angefangen ihn furchtbar zu vermissen. Ich war mir sicher, dass ich so schnell nichts mehr von ihm hören würde. Zwar hatte er gesagt, dass er den Kontakt halten wollte, doch diesen Satz hatte ich von Zayn damals auch gehört. Ich hatte gelernt, dass man solchen Versprechen keinen Glauben schenken durfte, sonst wurde man nur enttäuscht. Nichts ist zermürbender als auf einen Anruf zu warten, der nie kommt. Doch Louis hatte mich überrascht. Er hatte sich wirklich gemeldet und mein Herz hatte einen Luftsprung gemacht, als ich seinen Namen auf dem Display sah. Es war vielleicht nicht ganz einfach gewesen, doch wir hatten uns relativ schnell wieder angenähert. Heute wusste ich nicht einmal mehr, weshalb ich an diesem Morgen so heftig reagiert hatte. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass es zwischen mir und Louis nichts mehr werden würde. Es schien, als hätten diese Worte aus seinem Mund jedoch eine tiefere Wirkung auf mich gehabt, als wenn ich sie nur dachte. Einen Unterschied musste ich jedoch trotz allem feststellen: Louis war absolut nicht interessiert daran mich zu sehen. Er hatte mir zwar erklärt, dass er es nicht schaffen würde die Finger von mir zu lassen, wenn er mich sah, doch mir war nicht klar gewesen, dass das nun bedeuten würde, dass wir uns gar nicht mehr sehen konnten.

Ich hatte mir viele Gedanken darüber gemacht, ob ich eine Freundschaft auf diese Art überhaupt wollte, doch sobald ich mir die Alternative vor Augen führte, wurde mir klar, dass ich jede Art von Freundschaft mit Louis führen würde, wenn es nur bedeutete, dass ich den Kontakt zu ihm nicht verlor. Ich hatte mich immer dagegen gewehrt es zuzugeben, doch der erneute Abbruch des Kontakts zu Louis hatte mir eine Sache mehr als deutlich gemacht: Ein Leben ohne ihn war für mich unvorstellbar. Ja, ich liebte ihn immer noch und ja, es brach mir das Herz seine Stimme zu hören und zu wissen, dass er meinen Namen nie wieder so sagen würde, wie er ihn einst gesagt hatte, doch immerhin sagte er meinen Namen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich jemals so viel für eine Person empfinden könne würde. Würde er diese Gefühle erwidern, hätte es zwischen uns die perfekte Liebesgeschichte werden können. Wurde es aber nicht und dafür hatte ich bereits selbst vor Jahren gesorgt. Alles, was ich jetzt gerade durchstehen musste, hatte ich mir selbst zu verdanken und schon allein dieses Wissen machte die Situation irgendwie erträglicher. Ich musste nicht auf irgendwen wütend sein oder verzweifelt irgendwelche Gründe für das Scheitern unserer Beziehung suchen. Ich war der Grund und ich war selbst schuld.

Far away (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt