(FB): Can't see the silver lining

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(FB): Can't see the silver lining

Harrys POV

Es war mitten in der Nacht und ich lag alleine in dem großen Bett und wälzte mich hin und her. Nach wie vor fiel es mir schwer alleine zu schlafen. Noch schwerer war es, darauf zu warten, dass Louis von seinem Date mit Eleanor zurückkam. Ihre Beziehung lief nun schon seit einigen Monaten und es fraß mich innerlich auf. Sie war eine absolute Traumfrau. Sie war hübsch, nett und zusätzlich noch klug. Anscheinend war sie mit einem Mitarbeiter von Modest verwandt, weshalb sie den Job als Louis' Freundin bekommen hatte. Louis hatte sie von der ersten Sekunde an gemocht und auch ich konnte sie eigentlich gut leiden, zumindest am Anfang. Ich hatte kein persönliches Problem mit ihr, es war mehr ihre Existenz, die mich störte. Sie nahm mir Louis weg. Ich konnte in der Öffentlichkeit nicht einmal mehr unauffällig seine Nähe suchen. Sie war einfach überall. Dass sie so ein lieber Mensch war, machte die Sache irgendwie auch nicht leichter. Sie entschuldigte sich jeden Abend bei mir, wenn sie Louis zu nahe gekommen war, oder wenn sie wusste, dass mich morgen Bilder erwarten würden, die einfach schwer zu ertragen waren. Ich wusste, dass ich der Sache selbst ein Ende setzen konnte, doch um ehrlich zu sein, dachte ich im Moment öfter an eine Trennung als an ein Outing. Es schien mir mehr als falsch, jetzt mit unserer Beziehung an die Öffentlichkeit zu gehen. In welchem Licht würde das auch Eleanor dastehen lassen?

Ich konnte die Tür aufgehen hören und schon kurze Zeit später schlich Louis sich in unser Schlafzimmer. „Bist du noch wach?", flüsterte er. „Wie immer", antwortete ich ihm monoton. Ich spürte, dass die Matratze neben mir nach unten gedrückt wurde und seine kalte Hand sich unter die Decke schob. Er begann mich zärtlich zu streicheln. „Es tut mir so leid", teilte er mir mit. „Ich soll dir auch noch Grüße von Eleanor ausrichten. „Mir tut's auch leid", murmelte ich. Ich musste ihm nicht erklären, was mir alles Leid tat, er wusste es ohnehin. Für ihn war es natürlich auch nicht leicht eine Beziehung vorzutäuschen. Egal, wie gern er Eleanor hatte, er liebte sie nicht und trotzdem war es seine Aufgabe, sie möglichst verliebt anzusehen. „Ich schaff das schon", antwortete er mir und legte sich dann ganz zu mir. Mit ihm an meiner Seite, konnte ich dann auch endlich einschlafen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich diese Situation noch aushalten würde. Diese ganze Freundinnen Geschichte zerrte mehr an meinen Nerven, als ich jemals gedacht hatte. Insgeheim befürchtete ich, dass genau das der Plan unseres Managements war. Sie mussten Louis und Eleanor nur lange genug aufrechterhalten, denn das würde unsere Beziehung niemals durchstehen. Sie hofften bestimmt darauf, dass sie so nicht nur das Phänomen Larry Stylinson sondern auch gleichzeitig unsere Beziehung aus der Welt schaffen konnten. In mir machte sich außerdem das Gefühl breit, dass ihr Plan aufgehen könnte. Louis und ich waren lange nicht so weit voneinander entfernt gewesen, wie in den letzten Wochen. Wir unternahmen kaum mehr etwas gemeinsam und wenn doch, erzählte er mir davon, wie viel Glück er mit Eleanor gehabt hatte und wie cool sie war. Er wollte, dass ich sie besser kennenlernte, doch das wollte ich nicht. Schlimm genug, dass ich Bilder von den beiden sehen musste, ich wollte nicht noch bei einem ihrer Dates dabei sein.

Es war inzwischen Oktober und es hatte sich nichts verändert. Jeden Tag betete ich, dass Modest uns endlich in Ruhe lassen würde, doch das taten sie nicht. Louis kam wieder einmal spät von einem Date zurück und ich fand endlich den Mut das zu sagen, was ich schon so lange fühlte. „Louis, ich kann nicht mehr", meine Stimme klang genauso schwach, wie ich mich fühlte. Ich erwartete, dass er wütend werden würde, oder, dass er mich nicht verstand, doch auch seine Reaktion war von der Müdigkeit geprägt, die auch ich verspürte. „Ich weiß. Ich auch nicht", antwortete er schlapp und streichelte mir nebenbei den Unterarm. „Louis, ich meine das ernst. Ich kann das so nicht mehr. Wir müssen damit aufhören, ich weiß nicht, wie ich so noch weiter machen soll", ich flehte ihn beinahe an, mir bitte eine Lösung anzubieten, oder mir wenigstens ein bisschen entgegen zu kommen. „Harry, was soll ich jetzt sagen? Es gibt für uns beide nur zwei Lösungen: Outen oder Schluss machen", ich schwieg ihn an und ihm fiel es ebenfalls auf: „Oh, darum geht es", sagte er dann bedrückt. Ich biss mir auf die Zähne. Ich hasste diesen Tonfall. Ich hatte ihm wehgetan. „Lou, ich will mich nicht von dir trennen, aber die Situation macht mir einfach unglaublich zu schaffen und ich weiß nicht, ob ich das noch ertrage". Ich war bedingungslos ehrlich zu ihm und zu meiner Überraschung vertraute auch er sich mir an. „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht ist es besser so. Ich lebe im Moment zwischen zwei Beziehungen und eigentlich kann ich es niemandem Recht machen. Dich so zu sehen, ist auch nicht leicht, weißt du? Vielleicht müssen wir einfach eine Art Pause machen, bis ich die Sache mit Eleanor beenden darf?". Meine Augen füllten sich mit Tränen. So musste es sich anfühlen, wenn einem alles genommen wurde, doch so sehr es auch schmerzte, es war der einzige vernünftige Vorschlag. „Ich liebe dich, Louis", wimmerte ich. Er nahm mich in den Arm, streichelte beruhigend meinen Rücken. „Ich liebe dich auch Harry, ich liebe dich so sehr und das werde ich immer tun, das verspreche ich dir". Wir saßen noch eine Weile Arm in Arm da und ließen unseren Tränen einfach freien Lauf, denn wir wussten, wenn wir uns nun voneinander lösten, war unsere Beziehung vorbei. Ich hatte das einzige verloren, wofür ich die ganze Zeit über gekämpft hatte.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Louis weg und seine Sachen mit ihm. Ich hatte nicht einmal mehr mitbekommen, wie er gepackt hatte. Ich sah mich in der Wohnung um, doch es fühlte sich nicht mehr wie mein Zuhause an. Louis fehlte. Ich hatte nicht mitbekommen, wie ich wieder begonnen hatte zu weinen, erst als die erste Tränen von meinem Kinn herabtropften, wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen. Es half alles nichts. Ich musste jetzt stark sein. Ich musste einfach nur hoffen, dass ich den längeren Atem hatte als Modest. Vollkommen automatisch machte ich mich fertig und wartete auf den Fahrer, der mich abholen sollte. Wir hatten wieder ein Interview zur Promotion unseres neuen Albums. Mein ganzes Leben lief vor mir ab, wie ein Film. Ich fühlte nichts, ich hatte mehr das Gefühl ich war ein außenstehender Beobachter, nicht eine handelnde Person. Als ich aus dem Wagen stieg, kam Zayn sofort auf mich zu und nahm mich in den Arm: „Es tut mir so leid, Alter. Das habt ihr nicht verdient". Ich sah ihn kurz verwirrt an, dann klärte er mich auf: „Louis hat uns schon alles erzählt". Sofort fiel mein Blick auf ihn. Er sah furchtbar aus. Es ging ihm mindestens genauso schlecht wie mir. Ob die Trennung wirklich die richtige Entscheidung gewesen war? „Ich hoffe, es war ok, dass ich es den anderen schon gesagt habe?", fragte er mich dann. Ich brachte als Antwort nur ein Nicken zustande, denn ich hatte Angst schon wieder loszuheulen, wenn ich jetzt versuchte zu sprechen. Ich ermahnte mich innerlich zu ein bisschen mehr Haltung. „Wann bist du heute Morgen gegangen?", fragte ich Louis dann möglichst beiläufig. „Es war eher in der Nacht. Ich hab's nicht ausgehalten neben dir zu liegen, dann hab ich einen Fahrer gerufen und bin ins Hotel gefahren", seine Stimme war ebenfalls dünn. Es tat weh ihn so zu sehen. Mir ging es schon schlecht genug, doch ihn so leiden zu sehen, gab mir den Rest. Es sollte ihm nicht schlecht gehen, er hatte das nicht verdient. Am liebsten hätte ich laut losgeschrien, um den Schmerz in mir irgendwie loswerden zu können, doch mir war natürlich klar, dass von mir Professionalität erwartet wurde, also verhielt ich mich wie vorgeschrieben. Ich durfte unser Management jetzt nicht reizen.

Das Interview verlief den Umständen entsprechend eigentlich ziemlich problemlos. Louis und ich hatten uns nicht einmal angesehen, vermutlich weil wir beide wussten, dass wir es nicht ausgehalten hätten dem anderen auch noch in die Augen zu sehen. Zuhause ging es mir jedoch, wenn überhaupt möglich, noch schlechter. Ich musste ganz dringend eine neue Wohnung finden, denn hier hatte ich eindeutig zu viele Erinnerungen mit Louis. Es war das plötzliche Alleinsein mit dem ich absolut nicht klar kam. Ich saß alleine an meinem Küchentisch und hatte keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Ich war quasi Single, doch ich wollte mein Singleleben eigentlich nicht genießen. Andererseits würde ich mich bestimmt auch nicht besser fühlen, wenn ich weiterhin an diesem Tisch saß und über mein Leben nachdachte. Kurzerhand holte ich mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Taylor eine Nachricht. Bei den Teen Choice Awards war sie sichtlich angetan von mir und ein wenig Ablenkung würde mir bestimmt nicht schaden. Es dauerte eine Weile, bis sie mir antwortete, doch sie schien sich tatsächlich über meine Nachricht gefreut zu haben. Ob ich es wohl schaffen würde Taylor Swift ins Bett zu bekommen? Immerhin war ich jetzt Single, und ich durfte das. Modest würde es bestimmt auch ganz gern sehen, wenn ich etwas mit einer Frau anfangen würde. Kaum hatte ich diesen Gedanken zugelassen, tauchte Louis' Gesicht vor meinem inneren Auge auf. Ich wusste, dass es nicht fair ihm gegenüber war, doch vielleicht verhalf uns ein kleines Intermezzo mit einer Frau dazu, dass wir schneller wieder richtig zusammen sein konnten, ohne dass einer von uns eine Alibi Freundin haben musste. Ich würde es ihm bei Gelegenheit erklären, doch erst einmal musste ich Taylor soweit haben, dass sie sich mit mir traf. Dies war jedoch erstaunlich einfach. Wir telefonierten noch am selben Abend und verabredeten uns für das kommende Wochenende. Es erstaunte mich, wie leicht sie zu haben war. Entweder brauchte sie genauso dringend einen Mann ihn ihrem Leben, wie ich eine Frau, oder aber dieses Mädchen war wirklich verdammt naiv. Egal, was es war, sie lenkte mich von meinem Schmerz ab und das war im Moment das Wichtigste. Ich konnte mich nicht meiner Trauer hingeben, denn wenn ich das einmal tat, dann würde ich in ein unendlich tiefes Loch fallen, dessen war ich mir sicher. Natürlich war meine Art mit der Trennung umzugehen moralisch fragwürdig, doch welche Wahl hatte ich? Die Band brauchte mich, wir konnten es uns nicht leisten so lange zu pausieren, bis Louis und ich unsere Beziehung wieder im Griff hatten, also brauchte ich Ablenkung, damit ich mein Privatleben nicht ganz so trostlos fand. Taylor würde das Ganze bestimmt auch nicht schaden. Ein Flirt mit Harry Styles würde sie sofort in die Medien bringen. Es war also alles eine win win Situation, zumindest versuchte ich mir das einzureden.


Far away (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt