5. Just one chance

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5. Just one chance

Harrys POV

„Kann ich das auch anziehen?". Niall stand fragend vor dem Spiegel in meinem Schlafzimmer. Wir hatten gerade einen Film geschaut und wollten nun feiern gehen. „Das ist doch vollkommen egal, was du anhast. Hose, T-Shirt, Schuhe, fertig". Ich schüttelte nur lachend den Kopf. Manchmal war er wirklich niedlich. Nialls Blick wurde gespielt böse: „Jaja, an deiner Stelle hätte ich auch leicht reden. Schwarze Jeans, irgendein Hemd mit einem seltsamen Muster, möglichst weit offen, dann noch ein bisschen Schmuck, bei Bedarf ein Hut und du siehst gut aus". Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen zeigte er auf das Outfit, das ich trug, welches seiner Beschreibung erschreckend nah kam. Trotzdem musste ich einfach lachen. „Niall, können wir jetzt bitte endlich gehen?". Er meckerte noch ein bisschen, doch er entschied sich dann auch dafür, sich nicht mehr umzuziehen. Sein Outfit war nicht einmal unpassend. Er trug eine graue Jeans kombiniert mit einem dunkelblauen Hemd. Es sah gut an ihm aus, aber das glaubte er mir nicht. Ich hatte schon zuvor in dem Club angerufen und Bescheid gegeben, dass Niall und ich den Abend dort verbringen würden. So hatten sie uns bereits den VIP Bereich vorbereitet und wir konnten durch die Hintertür hinein. An manchen Tagen mochte ich es nicht, dass ich nicht einfach wie ein normaler Mann feiern gehen konnte, doch heute störte es mich weniger. Es würde bestimmt lustig werden. Mit Niall war Spaß förmlich vorprogrammiert. Meinen halben Zusammenbruch noch vor wenigen Stunden, verdrängte ich. Ich wollte mir den Abend nicht von meinen Gefühlen verderben lassen. „Whiskey-Cola, wie immer?", fragte mich Niall mit einem Grinsen. Ich nickte nur und setzte mich auf ein Sofa, welches an einen Tisch gestellt war. Der Nebenraum des Clubs war die perfekte Mischung aus Tanzfläche und Lounge. Hier konnte man sich wohl fühlen. Die Musik schien auch gut zu sein. Sie spielten relativ bekannte Songs aus den Charts. Gerade hörte ich eine neu aufgelegte Version von fast car. Nur kurze Zeit später kam Niall auch schon mit den Getränken, jedoch trug er vier Gläser, statt nur zwei. Ich ging ihm entgegen, um zu verhindern, dass er eines der Gläser frühzeitig los lies. „Happy Hour", erklärte er mir, als er meinen fragenden Blick bemerkte. Ich verzog das Gesicht. „Ja, ich mag's auch nicht", antwortete mir Niall. Wir setzten uns an unseren Tisch und begannen zu trinken. „Ey, in die Augen schauen beim Anstoßen, sonst gibt's sieben Jahre schlechten Sex!", Niall warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Entgegen aller Vermutungen, wäre ich im Moment froh überhaupt Sex zu haben", konterte ich, sah ihm dann jedoch in die Augen. Nur so zur Sicherheit. Danach setzte ich das Glas an und trank über die Hälfte davon auf einen Zug aus. Als ich Nialls erschrockenen Blick bemerkte, muss ich lachen: „Daran ist nur die Happy Hour Schuld. Ich will nicht, dass der zweite Whiskey warm wird. Das ist ekelhaft". Auch der VIP Bereich des Clubs füllte sich langsam, doch ich erkannte niemanden. Das hatte jedoch nichts zu bedeuten, ich legte nicht sonderlich viel Wert darauf zu wissen, wer mit mir in einem Club war.

„Hui", rief ich einige Whiskeys später. „Ich glaube ich habe ewig nicht mehr so viel getrunken". Niall, mindestens genauso betrunken wie ich, musste lachen. Ich stimmte mit ein. Mir war zwar ein wenig schwindelig, doch der Alkohol sorgte trotzdem für gute Laune. „Komm wir gehen tanzen!", rief ich und zog Niall an seinem Hemd hinter mir auf die Tanzfläche. Er hatte gerade noch Zeit sein Glas abzustellen. Ich kannte das Lied nicht, zu dem wir tanzten, doch es hatte einen guten Beat und rein von der Stimme der Sängerin, hätte ich auf Rihanna getippt. Als das Lied zu Ende war, ergriff der DJ das Wort. Ich konnte ihn nicht verstehen, gab mir aber auch nicht sonderlich große Mühe. Die meiste Zeit war ich mit Lachen beschäftigt, da Niall bewusst peinlich tanzte. Wie sich herausstellte, war es auch gar nicht nötig gewesen, dem DJ zuzuhören, denn das darauffolgende Lied sprach Bände. Schon bei den ersten Tönen prustete Niall los. „Oh mein Gott", schrie er. Ich schüttelte nur den Kopf, musste aber auch lachen. DAS war mir tatsächlich noch nie passiert. „Hey, sing doch mit!", scherzte Niall und ich tat ihm den Gefallen. Es war lange her, dass ich drag me down gesungen hatte, doch ich konnte den Text trotzdem noch. Diese Situation war einfach so surreal. Niall tat es mir gleich und grölte beim Refrain ordentlich mit. Während der Strophe schrie er: „Du musst gleich Louis' Part übernehmen, sonst klingt es nicht gut!". Mein Magen zog sich zusammen. Musste er wirklich Louis' Namen erwähnen? Er gab mir Mühe mein Lachen aufrecht zu erhalten und sang jedes Wort, das eigentlich von Louis gesungen wurde mit. Ich musste daran danken, wie viel Spaß ihm diese Stelle immer bereitet hatte. Das gab mir den Rest. Direkt nach dem Lied, ging ich wieder zurück auf unseren Platz und bestellte mir noch einen Whiskey. Niall blieb noch auf der Tanzfläche. Gedankenversunken nippte ich an meinem Glas, als das Sofa neben mir nachgab. Ich dachte, es sei Niall, doch es hatte sich eine junge, brünette Frau neben mich gesetzt. „Gute Einlage gerade eben", sagte sie und lächelte dabei verführerisch. Ich kannte Frauen. Ich musste sie nur ansehen, um zu wissen, was sie wollte. „Danke. Wenn du willst, kann ich dir noch mehr zeigen", antwortete ich mit einem dreckigen Grinsen. Sie erwiderte es und legte ihre Hand auf meinem Oberschenkel ab und lies sie aufwärts wandern. „Meine Wohnung ist nicht weit von hier", flüsterte sie mir ins Ohr. Dieses Angebot kam doch wie gerufen. Mein Körper signalisierte mir deutlich, dass er mit ihr mitgehen wollte, doch mit einem Mal war ihre Hand verschwunden. „Sorry", rief Niall und setzte sich eiskalt zwischen uns. Er würdigte mich keines Blickes und sah nur meiner neuen Bekanntschaft in die Augen. „Tut mir echt Leid für dich, aber mein Freund ist leider schon vergeben, mach dir nichts draus. Und jetzt lass uns allein bitte". Ich konnte nicht glauben, was er da gerade sagte, doch ich wusste auch nicht, was ich darauf hätte erwidern sollen. Die Brünette riss nur die Augen auf und verschwand dann, sichtlich wütend, auf der Tanzfläche.

Far away (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt