20. I keep dreaming you'll be with me

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20. I keep dreaming you'll be with me




Louis' POV


Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich endlich wieder zu Harry fahren konnte. Die ganze Strecke über plagten mich dann jedoch die Schuldgefühle. Ich wusste, dass es falsch war wieder zu ihm zu fahren, dennoch konnte ich es nicht lassen. Alles in mir sehnte sich nach ihm und ich war nicht dazu in der Lage dieser Sehnsucht zu widerstehen. Ich war fast wieder ein bisschen nervös, als ich an seiner Tür klingelte, doch in dem Moment, in dem ich in seine grüne Augen blickte, fiel die ganze Anspannung von mir ab. „Na endlich", sagte er und schloss mich in seine Arme. Wie sehr ich diese Arme doch liebte. Ich lehnte mich gegen seinen Körper und ließ mich förmlich in seine Umarmung fallen. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder von ihm lösen konnte. „Also, was willst du machen?", fragte er mich dann, „Feiern oder Film?". Ich wägte kurz zwischen den Optionen ab, doch eigentlich hatte ich meine Wahl längst getroffen. „Film", antwortete ich dann und setzte mich auf Harrys Sofa. „Wow, du meckerst ja gar nicht", kommentierte er meine Handlung, woraufhin ich nur erneut die Augen verdrehen konnte. Er würde mich mit diesem Sofa nie wieder in Ruhe lassen.

Nachdem er den Film eingelegt hatte, setzte er sich neben mich und ich ließ meinen Kopf sofort gegen seinen Oberkörper fallen. Er verstand meine Geste und legte seinen Arm um mich. Eine Weile sagten wir nichts, dann war es Harry, der das Schweigen brach. „Louis, bist du schwul oder bisexuell?", wollte er von mir wissen. Ich sah ihn verständnislos an: „Was?". Seine Augen sahen ernst aus. „Du bist mit einer Frau zusammen und hattest aber lange eine Beziehung zu einem Mann. Bist du schwul oder bisexuell?", wiederholte er dann seine Frage. Ich atmete hörbar aus, um mir ein wenig Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. „Ich bin schwul", sagte ich dann, „Ich kann zwar mit einer Frau zusammen sein, ohne dass es mich ekelt oder so, aber wirklich erregen tun mich nur Männer. Um ehrlich zu sein, erregen mich eigentlich auch Männer nicht, es warst immer nur du, also keine Ahnung, welche Sexualität ich habe. Wieso ist das plötzlich wichtig?". Harry begann meinen Oberarm zu streicheln. „Ich wollte wissen, ob du Danielle liebst, oder ob du nur aus Vernunft mit ihr zusammen bist. Wenn du sie wirklich geliebt hättest, dann hätte ich es leichter ertragen, denke ich". Ich konnte die Trauer in seiner Stimme hören. „Nein, ich liebe sie nicht. Habe ich nie und werde ich vermutlich auch nie. Aber mein Sohn soll in einer Welt aufwachsen, in der sein Vater nicht gehasst wird, weil er einen Mann liebt. Es reicht, dass er mitbekommen wird, dass sein Vater gehasst wird, weil er in einer Boygroup singt. Man wird sich ohnehin über ihn lustig machen, das muss ich nicht noch provozieren". Während meiner Erklärung nickte er immer wieder. Wir schauten den Film schon lange nicht mehr. „Das kann ich verstehen", sagte er dann, den Blick gesenkt. „Ich wünschte es wäre anders", flüsterte ich, legte meine Hand unter sein Kinn und lenkte seinen Kopf in meine Richtung, damit er mich ansehen musste. Ich wollte, dass er wusste, dass ich es ernst meinte. Hätte ich Freddie nicht, würde ich sofort jeden Schmerz erneut in Kauf nehmen, auch wenn die Chance mit Harry glücklich zu werden vernichtend gering war. „Ich weiß", antwortete er mir, ebenfalls im Flüsterton. Eine Weile sahen wir uns nur an. Er war so nah. Ich betrachtete sein Gesicht. Es war vollkommen. Nie hatte ich einen perfekteren Menschen als ihn gesehen. Seine Augen waren unergründlich. Früher hatte ich alles darin lesen können, heute war es mir nicht mehr möglich. Ich wusste nicht, ob er sich genauso nach meinen Lippen sehnte, wie ich mich nach seinen, also ließ ich es darauf ankommen. Langsam näherte ich mich ihm und kurz bevor sich unsere Lippen trafen, schloss ich die Augen.

Es fühlte sich an wie unser erster Kuss. So unschuldig, so zärtlich. Langsam tasteten wir uns zueinander vor, nur zaghaft berührten sich die Spitzen unserer Zungen. Anfangs war es wirklich nur ein Kuss gewesen, der aus dem Wunsch entstand einander so nahe wie möglich zu sein. Nach und nach wuchs jedoch in uns das Verlangen aufeinander und wir begannen uns am ganzen Körper zu streicheln. „Ich liebe dich", flüsterte Harry nahe an meinem Ohr. „Ich liebe dich auch", erwiderte ich. Mit seinen Küssen drängte Harry mich dazu mich mit dem Rücken auf das Sofa zu legen. Seine Hände wanderten unter mein Shirt. Er streichelte mich so sanft, dass ich sofort am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Mit entfuhr ein Seufzen. Langsam zog Harry mir mein Shirt über den Kopf und begann auch meinen nackten Oberkörper mit Küssen zu verwöhnen. Ich schloss die Augen und genoss einfach nur seine Berührungen, wissend, dass es das letzte Mal sein würde. Langsam zogen wir einander aus. Wir hatten heute keine Eile und es kam mir so vor, als wäre auch Harry sich darüber im Klaren, dass dies unser Abschied sein würde. Wir küssten uns oft und lange, viel mehr als sonst immer. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Harry meine Erektion zum ersten Mal mit seiner Hand berührte. Seine Berührung war beinahe schüchtern und ich genoss sie so sehr. Um ihm dies zu zeigen, legte ich meine Hand ebenfalls um ihn und begann sie vorsichtig auf und ab zu bewegen. Kurz darauf entfuhr Harry ein Stöhnen. „Ich will dich Harry, jetzt", keuchte ich unter der Bewegung seiner Hand. Er lächelte mich kurz an. Nicht auf die sexuelle Art, wie sonst immer, das Lächeln war einfach nur liebevoll, mit einer kleinen Nuance Schmerz darin. Als er in mich eindrang, vergaß ich alles um mich herum. Ich krallte mich an ihm fest, vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atmete seinen Geruch ein. Er begann sich langsam zu bewegen und mich jedem Stoß wuchs meine Erregung. Wir waren uns so nah. Meine Haut brannte überall, sein Geruch, sein Stöhnen, mein Körper war beinahe überfordert mit den ganzen Sinneseindrücken. Ich versuchte den Moment bewusst wahrzunehmen, damit ich mich für immer daran erinnern konnte. Harry bewegte sich die ganze Zeit über nur langsam. Er wollte die Zärtlichkeit nicht verlieren und vermutlich wollte er auch nicht, dass es vorbei war. Nur die letzten drei Stöße kamen ein wenig fester, bevor wir beide während eines innigen Kusses gleichzeig zum Höhepunkt kamen. Auch als wir fertig waren, beendeten wir den Kuss nicht. Keiner von uns wollte, dass es vorbei war, denn wir wussten, dass das hier das Ende war. Nach dieser Nacht würde es kein Harry und Louis mehr geben. Diese Wahrheit schwebte so bedrohlich über uns, dass wir uns einfach in diesen Kuss flüchteten.

Relativ schnell nach dem Sex, fuhr ich wieder nach Hause. Unter normalen Umständen hätte ich mich schäbig gefühlt, doch Harry hatte Verständnis gezeigt. Er hatte mir versichert, dass meine Entscheidung für ihn in Ordnung war und, dass er es schön fand, dass er zumindest noch die Chance gehabt hatte Abschied von unserer Beziehung zu nehmen. Ich hatte seine Worte wirklich schön gefunden. Trotzdem fiel mir der Abschied natürlich schwer. Immer wieder liefen Tränen an meiner Wange herab, während ich nach Hause fuhr. Einer Sache war ich mir sicher: Harry würde immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Als ich wieder zuhause in meinen vier Wänden war und ein Foto von Freddie betrachtete, auf dem er niedlich in die Kamera lächelte, wurde mir noch eine andere Sache bewusst: Freddie war immer nur eine Ausrede gewesen. Liam hatte die ganze Zeit über Recht gehabt. Wenn es für Freddie normal wäre mit zwei Vätern aufzuwachsen, würde es ihn nicht stören, dass manche Leute schlecht über ihn redeten. Harry liebte ihn so sehr, mit ihm an seiner Seite, wäre Freddie das glücklichste Kind des Planeten geworden. Ich war es, der dem Glück im Wege stand. Irgendein Teil von mir konnte Harry einfach nicht verzeihen, was damals geschehen war. Der ganze Schmerz war genauso ein Teil von mir geworden, wie Harry selbst. Ich musste fast lachen bei dem Gedanken daran, dass ich mir wirklich monatelang selbst vorgemacht hatte, dass ich die Entscheidung getroffen hatte, um Freddie zu schützen. Eigentlich hatte ich immer nur mich selbst schützen wollen. Diese Erkenntnis traf mich härter, als ich gedacht hatte. Von einer Sekunde auf die Andere hatte ich das Bedürfnis Harry alles zu erklären. Allerdings wollte ich ihn nicht anrufen, oder ihm einfach nur eine Nachricht schreiben. Kurzerhand setzte ich mich an meinen Schreibtisch, schnappte mir ein weißes Blatt Papier und begann mit blauer Tinte einfach drauf los zu schreiben. Ich wollte es beim ersten Versuch schaffen, und nicht wie in einem Film erstmal zwanzig Blätter wegwerfen. Er sollte meine wahren, unverfälschten Gedanken bekommen und nicht etwas, dass ich mir ewig zurecht legen konnte. Er hatte die Wahrheit verdient, schließlich war er auch immer ehrlich zu mir gewesen. Die Wahrheit hatte zwar oft wehgetan, doch er hatte mir nie etwas verheimlicht.

Noch mitten in der Nach lief ich zum nächstgelegenen Briefkasten. Die Luft war warm, und irgendwo in der Nähe mussten Leute gegrillt haben, denn es roch nach Feuer. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie Harry auf den Brief reagieren würde, doch es gelang mir nicht ganz. Immer wieder sah ich sein Gesicht vor mir und stellte mir vor, wie er wohl aussehen würde, wenn er meinen Brief in den Händen hielt. Der Brief war nicht übertrieben lang geworden und doch hatten seine Worte eine tiefe Bedeutung. Vor dem Briefkasten verharrte ich einige Minuten. Sollte ich ihn wirklich einwerfen? Ich wusste, wenn ich den Umschlag einmal losließ, konnte ich die Worte, die ihn so verletzen würden nicht mehr zurücknehmen. Ich brauchte wirklich viel zu lang. Als ich kurz davor war, einfach wieder umzudrehen und den Brief zu vernichten, packte mich ein Anfall von Wut über mich selbst und ich warf den Brief endlich ein. Der Weg zurück nach Hause fiel mir schwer. Ich kam nicht wirklich vorwärts und mein Kopf war gleichzeitig leer und doch voll. Die Lichter der Straßenlaternen begleiteten mich auf meinem Weg zurück, und doch kam mir die Nacht plötzlich dunkler vor. Ich hatte eine Entscheidung getroffen. Ich hatte Harry die Wahrheit gesagt und eigentlich sollte ich mich gut dabei fühlen, doch wie sollte ich mich gut fühlen, wenn ich das Leben so vieler Leute zerstört hatte? War es überhaupt mein Recht gewesen eine solche Entscheidung zu fällen? Mir blieb nur zu hoffen, dass alle diese Entscheidung verstehen konnten. Unser Leben würde sich von nun an schlagartig ändern. Nichts würde mehr sein, wie es gewesen war, doch ich hatte endlich eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung über deren Folgen ich mir noch nicht im Klaren war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 13, 2018 ⏰

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Far away (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt