Kapitel 2-Frühlingsgefühle

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Es freut mich, dass ein paar wenige das erste Kapitel schon gelesen haben und hoffe sehr, dass dies hier auch ein paar lesen. Hinterlasst mir auch gern eure Meinung. 

Die Liebe ist eine seltsame Erscheinung. Du triffst zufällig jemanden und boom, deine Welt scheint sich nur noch um euch beide zu drehen. Du vertraust jemandem bedingungslos, fühlst dich bei niemandem so geborgen wie bei ihm, möchtest dein ganzes Leben mit ihm verbringen. Man versinkt in seinen Gefühlen. Nur besteht die große Gefahr, dass man zu sehr in ihnen versinkt, dass man schon verloren ist. Du weißt schon gar nicht mehr, wie du jemals ohne ihn noch atmen solltest und wenn er dann weg ist, weil er eine dünnes, hohles Püppchen mit dem Aussehen eines Victoria Secret Models dir vorzieht, dann scheint dein Leben vorbei zu sein. Nachdem du wochenlang Depressionen hattest, hängst du Fotos von ihm an deine Wand und wirfst mit Dartpfeilen auf sein Papiergesicht, verbrennst seine Klamotten im Garten und tanzt betrunken auf den verkohlten Überresten, als wäre es seine eigene Asche und zerkratzt ihm den Lack seines heißgeliebten, völlig überteuerten Autos. Und letztendlich hast du vollkommen vergessen, was Liebe eigentlich sein soll, hasst es abgrundtief. Fragst dich, wer diese selbstzerstörerische Erfindung überhaupt in die Welt getragen hat und schwörst dir, dich nie wieder so reinlegen zu lassen. Welche starke, unabhängige, emanzipierte Frau, so wie ich eine war, brauchte schon einen Mann an ihrer Seite? Absolute Zeitverschwendung. Meine Erfahrungen was die Liebe betraf, fielen also nicht ganz so gut aus, sodass ich jeden Glauben daran verloren habe. Das lag ganz einfach daran, dass ich jedes Mal bitter enttäuscht wurde. Immer, wenn ich glaubte, endlich den Richtigen gefunden zu haben, hat man mein vor Liebe rosanes Herz genommen, es bitterlich erstickt und in eine dunkle Ecke geworfen, wonach ich Ewigkeiten warten musste, dass es zu mir zurückkroch und sich von dem Schmerz erholte. Ich erinnerte mich noch an meine erste Liebe, damals in der elften Klasse. Die erste Jugendliebe sollte ja immer etwas ganz Besonderes sein. Das war sie auch, bis ich feststellen musste, dass mein Freund hinter meinem Rücken mit der halben Schule schlief. Alle wussten es, nur ich erkannte es durch meine verliebten Augen nicht. Darauf folgten noch zwei weitere Beziehungen während meines Studiums und auch diese führten nicht zu meiner erhofften Traumhochzeit, von der ich seit dem Kindergarten träumte. Nein, stattdessen zog der eine das Ausland mir vor und der andere musste doch tatsächlich nach einem ganzen Jahr Beziehung feststellen, dass er eigentlich vom anderen Ufer kommt. Wenn ein Kerl das in einer Beziehung mit einem selbst feststellen musste, ist das wirklich sehr erniedrigend. Ich konnte mir sowieso nicht vorstellen, dass irgendeine Beziehung im Guten auseinander gehen kann, denn irgendeiner von beiden ist doch immer Schuld. Dabei sahen meine Pläne immer so aus, dass ich an der Uni meinen Traummann kennenlernen würde, wir hätten uns auf den ersten Blick ineinander verliebt, er hätte mich ein paar Mal ausgeführt und wir wären ein Paar geworden, wie es im Buche stand. Irgendwann hätte er mir einen Heiratsantrag gemacht, nach den Flitterwochen wäre ich schwanger geworden und noch Rentner, immer noch so glücklich miteinander wie am ersten Tag, hätten wir in unseren Sesseln gesessen und unseren Enkeln beim Spielen zugesehen. Doch stattdessen saß ich allein in meiner kleinen Wohnung, der Wein billige Wein, den man nur trinken konnte, weil es schneller betrunken machte und der Fernseher waren die einzigen, die mir jeden Abend beistanden, während ich mir einen Liebesfilm nach dem anderen anschaute und nur noch verbitterter wurde. Und dann kam dieser eine Nachmittag und meine Gedanken hingen nur bei einem Mann, den ich nur wenige Stunden kannte. Dabei war es nur ein harmloser Nachmittag in einem Pub, nur harmlose Unterhaltungen und doch hatte er irgendwas in mir ausgelöst. Allein sein Blick reichte, um mich unter Strom zu setzen. Gott, diese Augen! Wie viele Frauen sich schon in ihnen verloren hatten? Die Zahl konnte nicht allzu gering sein, denn so viel Selbstbeherrschung konnte keine Frau besitzen. Ich kannte ihn nicht, bis auf die paar Dinge, die man bei Smalltalk nun mal so erfuhr. Ich stellte mir vor, wie er wohl mit diesen perfekten Lippen küsste. Ein Kuss bedeutete noch lange keine Liebe. Damit ließ man sich auf nichts ein, wenn man es nicht konkret wollte. Nein, was ich in diesem Moment empfand war Begehren. Mir wurde klar, dass ich normalerweise nie so denken würde, doch war das letzte Mal schon lange her. Ich hatte eine romantischere Ader, wodurch ich mehr wollte, als nur eine schnelle Nummer. Doch wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn jemals wiedersehen würde? Ich wusste nicht einmal, ob er in derselben Stadt wohnte oder nur zu Besuch da war. Als hätte mir das Wetter antworten wollen, mich auch noch auslachen wollen, beginnt es wieder wie in Strömen zu regnen. Was war das nur für ein Tag? Der Regen und jetzt auch noch das Gewitter wussten wirklich, wie sie mich zur Verzweiflung brachten. Immerhin konnte ich nun nicht mehr nass werden.

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