Einen schönen dritten Advent. Ich kann gar nicht glauben, dass das Jahr fast zu Ende ist.
In meinem Hals bildete sich ein Kloß, mein Herz war schwer und mein Kopf weigerte sich, diese Information richtig zu verarbeiten. Ich war wahnsinnig geschockt. Es konnte doch wohl nicht stimmen, was sie uns da verkündet hatte! Ich war zutiefst verletzt. Welche Frau wäre es nicht gewesen, würde man ihr verkünden, dass der Mann, in den sie verliebt war, der Verlobte ihrer eigenen Schwester war. Vor allem, wenn sie mit ihm geschlafen hatte. Wäre ich eine gute Schwester gewesen, hätte ich vor Freude Luftsprünge gemacht, doch wie hätte ich das tun können? Ehrlicherweise war ich alles andere als glücklich darüber. Ich war stinksauer, auf mich selbst und auf John, diesen Mistkerl. Ich sagte doch, man fand immer die falschen Männer interessant. Doch dann bemerkte ich, wen meine Schwester da eigentlich heiraten wollte. Einen Betrüger. Einen miesen Betrüger, der hinter ihrem Rücken mit anderen Frauen schlief und sie war so ahnungslos und glücklich mit ihrem unschuldigen Herzen. Das Schlimmste war aber immer noch, dass ich die jenige war, mit der er sie betrogen hatte. Nachdem Schock und der Wut setzten die Schuldgefühle ein und ich wusste, dass sie mit der Zeit wachsen würden. Gut, zu meiner Verteidigung musste ich sagen, dass ich nicht viel dafür konnte, immerhin trug er an jenem Tag weder Verlobungsring, noch hatte er es zur Sprache gebracht. Insgeheim hoffte ich sogar, dass ich nicht die einzige war, mit der er ein Verhältnis hatte, dass machte mich in meinem Gewissen wenigstens nicht zu einer einzigen Schlampe, obwohl das wohl noch schlimmer gewesen wäre. So konnte man es vielleicht noch als Ausrutscher abtun. Eines stand auf jeden Fall fest: Sophie durfte es niemals erfahren, auch wenn sie eigentlich ein Recht darauf gehabt hätte, was ihr Zukünftiger hinter ihrem Rücken trieb. Ich wollte nicht erleben, wie John vielleicht in vier Jahren schon hunderte von Frauen heimlich verführt hatte und Sophie es eines Tages erfuhr, am Ende noch ein Kind von ihm am Hals. Doch meine Angst, dass sie mich hassen könnte, war zu groß. Wir hatten immer ein perfektes Verhältnis zueinander, sollte dieser eine Mann alles zerstören? Nein, das hätte ich nicht zugelassen. Ich konnte ihr zudem nicht ihr vermeintliches Glück zerstören. Es stand jedenfalls fest, dass ich mit John noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.
Immer noch starrte ich die beiden an, wie sie da Arm in Arm standen. Sophie überglücklich, John ebenfalls so geschockt wie ich, was er jedoch langsam zu verbergen versuchte.
„Was?", fragte ich noch immer ungläubig und lachte ein wenig hysterisch. Nun wurde Sophies Blick etwas misstrauisch.
„Was heißt hier was? Wir werden heiraten. Freust du dich etwa nicht für mich?" Ich sah einen Hauch von Traurigkeit in ihren Augen und fühlte mich auf der Stelle noch schlechter, als ich es sowieso schon tat.
„Doch und wie ich mich freue! Es war nur so eine Überraschung. Du hast es verdient." Ich ging mit einem aufgesetzten Lächeln auf sie zu und umarmte sie fest. Unsicher, wie ich John gegenüber treten sollte, reichte ich ihm meine Hand und berührte sie nur flüchtig, statt sie zu schütteln. Als wir voreinander standen, konnten wir uns nicht in die Augen sehen. Ich schluckte noch immer schwer.
„Hallo, ich bin Sam. Freut mich, sie kennenzulernen.", presste ich schwer hervor und hoffte, dass meine Stimme nicht allzu zittrig klang.
„John, freut mich ebenfalls.", antwortete er mit fester Stimme, im Gegensatz zu mir. „Wie wäre es, wenn wir uns duzen?" Oh, er war ein großartiger Schauspieler. Wie bekam er es hin, plötzlich so zu tun, als stünde nichts zwischen uns? Ich nickte als Antwort auf seine Frage. Das „Sie" hätte immerhin etwas Abstand zwischen uns beide gebracht. Von allen Männern auf dieser Welt, warum musste Sophie ausgerechnet ihn heiraten?
Meine Beine drohten nachzugeben unter ihrem Zitteranfall, den der Schock auslöste. Ich setzte mich schnell wieder und versteckte meine Beine unter dem Tisch. Kein Horrorfilm der Welt hätte mich so erschrecken können, wie dies. Es war so absurd und nun wünschte ich mir, dass unser erstes Treffen doch nur ein viel zu schöner Traum gewesen wäre, denn er hatte sich in einen wahrhaftigen Albtraum verwandelt. Hinter uns schluchzte Mum auf, es wunderte mich nicht, dass sie vor Freude weinte. Sie hat sich immer gewünscht, dass ihre Töchter mal einen Mann finden würden, der sie glücklich machte.
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Hooked Up
RomantikSam ist dabei, die Hoffnung auf ihren Traummann aufzugeben, bis sie John trifft. Er scheint perfekt zu sein. Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn. Als sie sich das nächste Mal unerwartet sehen, wird John ihr als Verlobter von Sophie vorgestellt...