Kapitel 13-Familienzuwachs

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Ich fühlte mich wie benebelt, nicht unbedingt sehr lebendig. Ich spürte die warme, kuschlige Decke, in der ich eingehüllt war wie eine Raupe in ihrem Kokon. Doch die Wärme war nicht sehr angenehm, unter der Decke kam ich mir vor wie in einer Sauna und schwitzte wie in der Wüste, vermutlich schwitzte ich noch den Alkohol von vergangener Nacht aus. Ich wälzte mich hin und her, weigerte mich, meine Augen zu öffnen, denn selbst wenn sie geschlossen waren, nahm ich das helle Tageslicht war. Leider stellte sich heraus, dass auch die Bewegungen unvorteilhaft waren. Hatte es sich eben noch so angefühlt, als würde mein Kopf schweben, so fiel er nun hart auf den Asphalt. Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Es half auch nicht sonderlich weiter, die Decke über den Kopf zu ziehen, wenn man darunter fast erstickt. Dort wurde ich mir gleich meinem schrecklichen Mundgeruch bewusst.

Zwei Stunden später stand ich vor dem Spiegel in meinem Badezimmer. Ich sah alles andere als gut aus. Meine Haare standen in alle Richtungen und bildeten riesige Vogelnester. Ein Wunder, dass ich noch kein Piepsen hörte. Meine Schminke war verlaufen und ließ meine Augen wie die eines Pandas wirken, nur um Weiten nicht so niedlich. Ich habe keine Ahnung, wie und warum, aber mein Kleid hatte ich nicht mehr an, als ich aufgestanden bin, sondern nur noch meine stinkende Unterwäsche. Das erste, was ich tat, war unter die Dusche zu springen und mir dreimal die Zähne zu putzen. Ich gab mir nicht viel Mühe, mich wieder perfekt herzurichten, nur so gut, dass ich mich wohlfühlte, schließlich hatte ich an diesem Tag nicht vor, meine Wohnung zu verlassen. Ich wollte den Tag gemütlich auf dem Sofa mit Essen und einem Buch verbringen.

In der Küche machte ich mir als erstes einen Kaffee und nahm Tabletten, um meine Kopfschmerzen zu besänftigen. Die Dusche hatte schon ein Stück geholfen, einen klareren Kopf zu bekommen, doch sie hatte das Pochen nicht verschwinden lassen. Neben meiner Kaffeemaschine fiel mir ein Zettel auf. Liebe Sam, ich hoffe du hast deinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen. Ich wünsche dir einen schönen Tag, man sieht sich am Freitag wieder. PS: Das Kleid hast du dir selbst ausgezogen. Der Zettel war von John, ihn hatte ich schon ganz vergessen. Nett, dass er mir versicherte, dass er mich nicht ausgezogen hatte. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie erbärmlich mein Anblick gewesen sein musste und was ich eventuell Peinliches von mir gegeben hatte. Gestern war ich ein einziges verzweifeltes Wrack, soweit durfte ich es nie wieder kommen lassen. Zum Glück erinnerte ich mich nicht mehr an allzu viel, außer daran, wie ich auf den Kuss reagiert hatte, den mir dieser schmierige Kerl verpasst hatte. Es konnte Zufall sein oder er hatte mich aus gutem Grund angeekelt. Ich durfte mir keinesfalls einreden, dass ich seit John nicht mehr im Stande dazu war, andere Männer zu küssen und mit ihnen auf andere Weise intim zu werden. Es fing schon wieder an. Ich war erst wenige Zeit auf und schon kreisten meine Gedanken nur noch um diesen einen Mann. Ich widerte mich selber an. Zur Ablenkung nahm ich mir ein Buch, in dem Liebe in keiner einzigen Form vorkam und versuchte mich damit abzulenken. Der Thriller bot mir die nötige Ablenkung und sog mich für ein paar Stunden aus meiner Welt.

Es war Mittwoch, schon. Ich hatte mich vor diesem Tag gefürchtet und ich tat es immer noch. Zur emotionalen Unterstützung hatte ich Kate darum angefleht, mich zu begleiten, sie musste außerdem dringend darauf aufpassen, dass ich mich John nicht erneut an den Hals warf. Wir fuhren schon eine ganze Weile, die Klimaanlage bewahrte uns davor, zu zerschmelzen. Die Sonne knallte unbarmherzig durch die Fenster und das Thermometer zeigte unglaubliche 36 Grad an. Ich hasste diese Hitze und sie dauerte schon geschlagene drei Tage an, die gesamte Woche sollte es nicht besser werden. Man konnte von Glück reden, dass es nicht in der Schule schon so warm war, ich und auch meine Schüler hätten das keinen Tag ausgehalten.

„Ich werde hier noch irre. Können die sich nicht mal beeilen oder ist es denen scheißegal, dass hier hunderte von Menschen warten und zu spät kommen? Wieso müssen Menschen denn auch ständig Unfälle bauen? Wie haben die ihren Führerschein bekommen?", meckerte Kate in einer Tour rum. Ich war nicht weniger genervt von diesem blöden Stau, der uns mittlerweile schon zwei Stunden kostete. Gerade ging es im Ameisentempo etwas voran, da standen wir auch wieder.

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