Kapitel 21-Risiko

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„Hey, wie geht es dir Süße? Darf ich dir einen Drink spendieren?", quatschte mich ein Mann an der Bar an, der ungefähr in meinem Alter gewesen sein konnte. Kate kam am Nachmittag als Überraschungsbesuch zu mir, hielt mich für ein Häufchen Elend und war der Ansicht, dass es mir die perfekte Ablenkung verschaffte, wenn sie mich in eine Umgebung schaffte, in der Mann seinen Frust in Musik und Alkohol ertränken konnte. Nicht, dass ich ein großer Freund davon war, noch dazu hatte ich durch meine schlechte Stimmung wenig Lust. Ich saß bisher nur auf diesem Barhocker und trank schon das dritte Glas Cola-Rum.

„Weißt du was? Mir geht es nicht gut. Also, es ist so. Ich habe da diesen Mann getroffen, in den ich mich auf den ersten Blick verliebt habe und was durfte ich ein paar Tage später erfahren? Er ist mit meiner Schwester verlobt und dann habe ich was mit seinem Bruder angefangen, um mich von ihm abzulenken, aber trotzdem kam es jetzt zu einer Affäre zwischen uns. Weißt du wie verdammt schwierig das für mich ist?", lallte ich ihm mitleidbedürftig die Ohren voll.

„Ah, ja. War nett, dich kennenzulernen." Er stand auf und machte sich fluchtartig aus dem Staub. Idiot, dann hätte er mich nicht fragen sollen. Ich war sowieso nicht an ihm interessiert, Männer hatte ich zu diesem Zeitpunkt eindeutig genügend. Die Musik, die laut von überall dröhnte, nahm ich gar nicht wahr. Es war mir egal, ob die anderen um mich herum Spaß hatten oder wo Kate sich rumschlug. Ich wollte nur raus hier, die Luft war viel zu stickig. Ich nahm meine Tasche und kämpfte mich nach draußen durch, wo ich euphorisch die frische Luft annahm. Es war seltsam, wie warm die Luft im Juli meistens war und wie fürchterlich kalt es im Winter wurde. Ich hatte das schon immer gehasst, dieses Wechselhafte. Konnte sich nicht mal das Wetter entscheiden, was es wollte? Dann musste ich wohl an den Äquator ziehen, was viel zu warm für mich gewesen wäre.

Ich erschrak, als mich ein Vibrieren aus meiner Klasse ins Hier und Jetzt zurückholte. Mühevoll holte ich heraus und wurde nach dem Abnehmen gleich von Kate angeschrien, hoffentlich nur, weil sie die Musik zu übertönen versuchte.

„Wo bist du? Ich suche dich schon überall?"

„Tut mir leid, ich wollte nach Hause.", entschuldigte ich mich.

„Na gut, solange du das allein hinbekommst, du kleine Dramaqueen.", meinte sie etwas abschätzig. Ich legte auf und stolperte ein paar Straßen weiter, dabei war meine Orientierung momentan nicht die beste. Die Straßen waren dunkel, die Lampen brachten nicht sonderlich viel. Warum stellte man dann überhaupt erst welche auf? Warum ging man mit einer Frau ins Bett, obwohl man verlobt war? Alles so komplexe Fragen, für die ich nicht die Konzentration hatte, um sie zu beantworten. Mit gesenktem Kopf schlürfte ich weiter, langsam kam mir die Gegend doch wieder bekannt vor. Zum Glück, sonst wäre ich noch in Panik geraten. Das tat ich trotzdem, als sich eine Hand von hinten auf meine Schulter lehnte. Ich zuckte stark zusammen und stieß einen Schrei aus, bevor ich der Person eins mit meiner Tasche am Kopf verpasste und ihr in den Schritt trat. Ich war stolz auf mich, dabei hatte ich nie einen Selbstverteidigungskurs besucht. Bei dem hätte man eventuell gelernt, dass man weglaufen sollte, wenn man angegriffen wurde, doch ich war zu beeindruckt von mir selber. Außerdem existierte da der Fakt, dass es kein Angreifer war, sondern ein Mann, den ich kannte und der sowas wie meinen Freund darstellte, was ich kurz danach feststellen musste. Derek stand gekrümmt und mit schmerzverzerrtem Gesicht vor mir.

„Eines muss man dir lassen, du hast einen festen Tritt.", presste er zwischen den Zähnen hervor.

„Oh mein Gott, das tut mir leid. Ich dachte, du wärst ein Vergewaltiger oder was weiß ich, was sich hier für widerliche Verbrecher rumtreiben könnten. Ich wollte dir nicht wehtun.", schmollte ich.

„Es geht schon wieder, du Kampfmaschine. Keine Sorge, ich hatte nicht vor, dir was anzutun. Ich glaube, das würde bei dir auch niemand schaffen." Er richtete sich wieder auf, nahm meine Hand und stand kurz davor mich zu küssen, hielt sich allerdings zurück. „Hast du getrunken? Du riechst nach Alkohol.", stellte er fest. Dann ließ er anscheinend zum ersten Mal seinen Blick über mich gleiten und registrierte mein Outfit, mit dem ich normalerweise nicht abends auf der Straße rumgelaufen wäre. Es war ein kurzes, schwarzes Kleid, jedoch etwas weiter geschnitten, aber nichts für den normalen Alltag. „Warst du feiern?"

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