Kapitel 29-Aufgeflogen

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„Ich glaube, ich muss dir auch was sagen." Ihre Augen wurden groß, als ich das sagte. Vielleicht hoffte sie darauf, dass ich etwas getan hatte, dass ihre Schande etwas milderte. Da konnte ich sogar ganz gut mithalten.

„Es war kurz vor den Sommerferien. Ich saß in einem Pub und hatte gewartet, dass der Regen endlich aufhört. Ich selber war schon völlig durchnässt. Dann kam ein Mann, er sah verdammt gut aus und hat sich neben mich gesetzt, weil alles voll war. Wir kamen ins Gespräch und irgendwie hatte es sich nach mehr angefühlt. Er hatte mich anschließend nach Hause gebracht. Nachdem er gegangen war, kam er wieder und hat mir mein Handy, das ich vergessen hatte, gegeben. Und irgendwie sind wir dann im Bett gelandet. Zu dem Zeitpunkt hatte ich absolut keine Ahnung, wer er war, wirklich. Als du uns dann aber deinen Verlobten vorgestellt hast, wäre ich am liebsten gestorben." Es war draußen, das lang gehütete Geheimnis, das mir so unendlich viele Sorgen bereitet hatte. Wegen dem ich mich selber gehasst hatte, meiner Schwester nicht in die Augen sehen konnte und nun, in Not hatte ich es ihr erzählt. Einerseits fühlte ich mich von einer riesigen Last befreit, andererseits hätte nichts mehr wehtun können, als der furchtbar verletzte Blick von Sophie.

„Blieb es nur bei diesem einen Mal?", fragte sie erstickt. Ich konnte ihr nicht länger ins Gesicht sehen, was ihr wohl Antwort genug war.

„Oh mein Gott. Nein, ich sollte wohl die letzte sein, die über euch urteilt. Ich war ja selber nicht besser." Ich spürte förmlich wie sie alle Gefühle zu unterdrücken versuchte.

„Das heißt aber nicht, dass du nicht wütend und enttäuscht sein darfst. Wir haben alle schreckliche Fehler gemacht und es tut mir so unendlich leid. Auch gegenüber Derek, den ich ebenfalls belogen habe."

„Gibt es eigentlich jemanden, den wir nicht schrecklich belogen und verletzt haben?", fragte Sophie und wir beide mussten im Moment der puren Verzweiflung lachen, einfach so und wir konnten nicht mehr aufhören, bis wir uns in den Armen lagen und beide heulten wie Schlosshunde.

„Jetzt fällt die Hochzeit endgültig ins Wasser.", meinte Sophie verbittert über unser verlaufenes Make-Up. Das war mir gerade total egal.

„Du solltest jetzt schleunigst mit John reden und ich denke, ich habe Derek auch etwas zu beichten. Wir bekommen das schon hin, wie immer, auch wenn sicherlich nicht alles wie gewünscht komm. Du überlebst das.", versuchte ich, sie zu stärken und ließ sie allein. Ich konnte nicht einschätzen, wie John reagieren würde. Er war kein Typ, der völlig ausrastet, aber auf die leichte Schulter hätte er es niemals genommen.

Während John bei Sophie war, stand ich mit Derek in meinem alten Zimmer, um mich mit ihm auszusprechen. Dieser Ort gab wenigstens etwas Sicherheit und Geborgenheit.

„Deinem Blick nach zu urteilen, kann es nichts Gutes sein.", durchbrach Derek die Stille. Ich nahm endlich all meinen Mut zusammen, um zu sagen, was ich zu sagen hatte.

„Derek, ich mag dich wirklich, sehr sogar. Aber ich hatte eine Affäre mit John, auch noch, als wir schon zusammen waren. Irgendwann habe ich es gestoppt, trotzdem habe ich dich betrogen und ich musste es dir einfach sagen." Vielleicht wurden diese Worte einfacher, je öfter ich es gestehen musste. Lange schwieg Derek, das machte es noch unerträglicher.

„Irgendwie hatte am Anfang das Gefühl, dass du nicht ganz so überzeugt von mir warst. Jetzt lief aber alles so gut und...Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass du was mit meinem verlobten Bruder hast. Das ist echt..." Er war wütend, aber sowas von. Konnte ich es ihm verdenken? Natürlich nicht. Wer wurde schon gern betrogen und dann auch noch mit dem eigenen Bruder beziehungsweise mit der eigenen Schwester?

„Es tut mir leid." Etwas Besseres war mir einfach nicht eingefallen, dabei klang es für die Situation viel zu erbärmlich. Derek schüttelte nur fassungslos den Kopf und ging. Er ließ es sich dabei nicht nehmen, die Tür krachend zuzuknallen. Und was sollte ich tun? Als ich aufgewacht war, dachte ich, es hätte ein perfekter Tag werden können. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er so krass in die Hose gehen könnte. Ich hatte zwar das Gefühl, Sophie und ich wurden dadurch noch mehr zusammengeschweißt, da kam mir aber in den Sinn, dass ich gerade vermutlich die Beziehung zwischen John und Derek zerstört hatte. Am liebsten hätte ich wieder geheult, doch da kam Kate.

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