Kapitel 14-Liebesglück

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Endlich wieder Ferien! Habt ihr auch Zeugnisse bekommen und wenn ja, seid ihr zufrieden?
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel und eine schöne Woche.

Beim Essen saß ich zwischen Derek und Sophie. Sophie sprach nicht mit mir, auch wenn ich mich entschuldigt hatte. Sie war ernsthaft verletzt und das konnte ich verstehen. Es war nicht der erste Eindruck, den man sich erhoffte, wenn einen die zukünftigen Schwiegereltern verwechselten. Alexander und Julia waren sehr nette Menschen, sie erzählten in einer Tour, fragten Sophie aus und verstanden sich super mit meinen Eltern, zumindest wirkte es so. Mein Vater dagegen war eben mein Vater. Er sprach nicht viel und gab sich auch nicht die Mühe eine freundliche Miene zu ziehen. So entspannt die Stimmung auch war, so spürte ich deutlich die Anspannung, die von meiner Schwester ausging und welche sich auf mich übertrug. Ich versuchte mich etwas abzulenken, indem ich mit Derek sprach. Er erzählte mir kurz von einem interessanten Fall, den er neulich verteidigen musste, als er allerdings bemerkte, dass ich kein Wort von seiner Fachsprache verstand, wechselte er zu einem Thema, über das ich mich Stunden hätte unterhalten können: Bücher. Doch nicht irgendwelche Schmöker, sondern Literatur, die man gelesen haben muss, die die nachgehenden Bücher prägten. Ich liebte es, Klassiker zu lesen und diese andere und doch gleiche Sprache zu erleben. Es fühlte sich an, als wären die Autoren noch lebendig, ich fühlte mich ihnen nahe. Zu meinem Bedauern kannte ich nur wenige, eigentlich gar keine Leute, die sich auch nur annähernd für Goethe und co. Interessierten. Sie schrieben langweilig, zu kompliziert. Stattdessen waren Bücher wie Shades of Grey auf der Beliebtheistliste ganz oben. Wir diskutierten über Die Leiden des jungen Werthers.

„Ich verstehe nicht, warum es jeder zu hassen scheint. Diese Liebe, für die man sterben würde...Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so eine Liebe gibt und genau deshalb ist es so wunderschön. Kannst du dir das vorstellen, jemanden zu lieben, den du gar nicht lieben darfst? Weil er eine andere Person heiratet?" In diesem Moment schaute John, der genau Sophie gegenüber saß, zu uns herüber. Ja, das konnte ich mir vorstellen und es war keine schöne Vorstellung. Ich konnte nachvollziehen, dass es diesen Mann in den Tod trieb, auch wenn ich nicht vorhatte, denselben Weg zu gehen. Der seelische Schmerz ist niemals zu unterschätzen, manchmal ist er sogar schlimmer als irgendeine körperliche Verletzung, in den meisten Fällen und er vergeht nicht so schnell. Ich liebte das Buch, ich fühlte mit ihm. Wir wären vielleicht gute Freunde gewesen.

„Es ist ein tolles Buch. Nur die meisten mussten es in der Schule lesen und wer mag schon Schullektüren, zu denen man gezwungen wird, sie zu lesen?" Ich gab mir Mühe, den Blick von John zu ignorieren. Er wirkte nachdenklich. Wie gern hätte ich wissen wollen, was in seinem Kopf vor sich ging, woran er dachte und an wen er dachte. Verdammt, nun sah ich doch hin und ich fühlte mich nicht in der Lage, irgendeinen dafür zuständigen Muskel zu bewegen, um das zu beenden. Er war so schön, so faszinierend. Jede kleinste Regung, jede Zelle seiner Haut wirkten unendlich interessant. Ein Räuspern riss mich aus meiner Trance. Kate warf mir einen strengen Blick zu und ich kam wieder zu mir. Ich wusste schon, weshalb ich sie mitgenommen hatte und ich war froh darüber. Wer wusste, wie oft sie mich noch aus solchen Situationen befreien musste, aber ich konnte sie nicht zu jedem Familientreffen mitschleppen. Irgendwie musste ich selbstständig damit klarkommen. Das hätte enden können, wenn ich einen anderen Mann fand, der mein Herz wenigstens annähernd so stark zum Schlagen brachte. Da fiel mir Derek wieder ein. Mist, er hatte die ganze Zeit mit mir geredet und ich war vollkommen abwesend.

„Sam?", machte er wieder auf sich aufmerksam.

„Entschuldige, mir war nur eben etwas schwindlig.", log ich, obwohl das gar nicht so falsch war.

„Sollen wir vielleicht mal an die frische Luft gehen?", fragte er ehrlich besorgt. Ich musste meine Lüge glaubhaft erscheinen lassen, außerdem hätte es mir wirklich gut getan, hier mal rauszukommen.

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