Kapitel 16-Sicherheit

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„Sam?", fragte Derek überrascht. Nein, ich sah nur zufällig aus wie diese Person, von der er dachte, ich sei sie. Ich kannte ihn nicht. Das hätte er mir wahrscheinlich nicht abgekauft, genauso wenig John. Dumm waren die beiden keineswegs. Ich dagegen kam mir mehr als dumm vor, als sie mich im Hochzeitskleid sahen, dafür gab es wohl kaum eine glaubwürdige Ausrede. Ja, es war einerseits lächerlich, aber durfte ich denn keine Hochzeitskleider anprobieren, auch wenn ich nicht heiraten würde? Gab es dafür irgendwo ein Gesetz? Ich entschloss mich, die starke, selbstbewusste Frau abzugeben, die ich früher immer war.

„Hey, was macht ihr denn hier?"

„Wir wollten schon mal nach einem Anzug für die Hochzeit suchen.", antwortete Derek. Bei John hatte ich fast Angst, er wäre erstarrt, da er sich nicht bewegte, nur in meine Richtung starrte. Ich fühlte mich äußerst unwohl unter diesem Blick, den ich nicht deuten konnte und es minderte mein Peinlichkeitsgefühl nicht unbedingt.

„Ich wollte eigentlich nur das Kleid von Sophie abholen...", begann ich, wurde jedoch unterbrochen.

„Du siehst toll aus, es steht dir. Du kannst es ja schon zurücklegen lassen.", meinte Derek mit einem Zwinkern. Damit war die Anspannung von mir gefallen, nur durch diesen einen Satz aus seinem Mund. Er fand mich schön, er fand es nicht lächerlich. Seine Worte bedeuteten mir etwas, er bedeutete mir etwas. Wahrscheinlich mehr als nur etwas. Und dennoch war ich enttäuscht über die nichtssagende Reaktion von John. Warum musste mich interessieren, was er dachte? Vielleicht hatte er sich Sophie vorgestellt, wie sie bald so ein Kleid getragen hätte. Bei so einer Vorstellung musste man sprachlos sein. Schade, dass sie sich für das in meinen Augen weniger schöne Kleid entschieden hatte.

„War das ihr Freund?" Die Verkäuferin sah mich erwartungsvoll an. Es ging sie eigentlich nichts an, doch die Neugierde siegte meisten über die Vernunft.

„Kann sein.", nuschelte ich, da ich eine richtige Antwort nicht kannte. Wen von beiden hatte sie gemeint und hatte ich überhaupt einen Freund?

„Ein schmucker Mann.", meinte sie ganz begeistert, als hätte sie sich ihre eigene Antwort gedacht. Mit einem Mal wollte ich dieses Kleid endlich loswerden, meine Gedanken zerschmetterten mir wieder einmal fast meinen Kopf und diese Enge half nicht gerade, dass ich mich freier fühlte.

Zwar wollte ich mich schnell umziehen, da kam Derek schnell zurückgerannt und hielt mich am Handgelenk fest. Mit einem Lächeln drückte er seine Lippen auf meine, sanft, als hätte er gewusst, wie ich mich gerade fühlte. Das war bisher das Beste an meinem Tag, endlich hatte ich wenigstens einmal das Gefühl, am richtigen Platz zu sein, jemand, den ich nicht allzu sehr belog oder den ich nicht haben konnte. Ich war bereit, mich mehr auf ihn einzulassen, ich wollte mehr und ich hoffte stark, nicht allzu enttäuscht zu werden, wie es meine bisherigen Beziehungen nur zu gern taten beziehungsweise kurzzeitigen Affären. Doch in Derek hatte ich Vertrauen, er hätte mich nicht so leicht verletzt, das sagte mein Gefühl einfach, dem ich immer noch am meisten vertraute. Vielleicht war es nicht das verlässlichste, doch es hatte nie Schuld an meinem gebrochenem Herzen, das waren ganz allein die Männer, auf die ich mich einließ. Meine Gefühle waren immer echt.

„Wollen Sie das Kleid nehmen oder wieder zurücklegen?", riss mich die alte Dame aus meinen Gedanken. Bei ihrem sanftmütigen Lächeln, bei dem ich ihr meine ganze Lebensgeschichte hätte erzählen wollen und alles, was mich bedrückte, tat es mir fast leid, dass kein Grund dafür anstand, dieses wenn auch wundervolle Brautkleid zu kaufen. Ich zog den Vorhang schnell wieder zu und wechselte langsam wieder meine Kleidung, auch wenn es wehtat. Wer auch immer dieses Kleid einmal hätte tragen sollen, hoffentlich würde es eine glückliche Ehe werden. Das wünschte ich auch meiner Schwester, dass nicht eines Tages diese blöde Geschichte mit mir und John hochkochen und zwischen ihnen stehen würde. Bisher waren es eher leere Phrasen gewesen, doch ich musste mich nun wirklich endgültig von John lösen, mich auch endlich an diesen Gedanken halten, denn so konnte es auf keinen Fall weitergehen.

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