Kapitel 12-Ertränken

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Schwanger, Baby, schwanger, Baby. Diese beiden Worte kreisten mir in Dauerschleife durch den Kopf. Ich konnte es nicht abstellen, nicht ignorieren, doch es machte mich verrückt, seit drei Tagen nicht, an denen ich schon wieder zu Hause war. John wusste noch nichts von seinem Glück, Sophie wollte es ihm erst später sagen. Es war perfekt, nein, es war schrecklich. Alles eine Frage der Perspektive. Ich hätte mich für sie freuen sollen, ich hätte mich freuen MÜSSEN. Ihr Leben verlief momentan wie in einem Bilderbuch, alles schien perfekt. Zumindest solange sie nicht wusste, was ich getan hatte. Wenn John von der Schwangerschaft erfuhr, würde er mich vermutlich nie wieder ansehen. Das wäre doch eigentlich gut so gewesen, oder? Ich kam mit dem Gedanken nicht zurecht, dass ich die Tante von seinem Kind werden sollte. Doch was hatte ich erwartet? Früher oder später wäre dieser Tag gekommen, an dem sie ihr erstes Kind bekommen oder hatte ich mir wirklich eingebildet, er würde sich für mich entscheiden? Das wäre zu naiv gewesen. Wir kannten uns doch gar nicht und John liebte Sophie viel zu sehr, das hätte jeder gemerkt, trotz seines Ausrutschers. Wir mussten endlich aufhören uns so anzusehen und am wichtigsten, nicht mehr übereinander herzufallen. Diesmal würde ich es schaffen, redete ich mir zu. Der erste Schritt musste es sein, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, solange ich nichts mit ihm zu tun hatte. Sofort griff ich nach meinem Handy und rief Kate an.

„Was gibt es?", fragte sie, als hätte sie geweint und im Hintergrund hörte Lana Del Ray laufen. Oh nein, absolut kein gutes Zeichen.

„Ist alle okay bei dir?"

„Na klar." Schlechte Lüge, wer hätte ihr das abgekauft?

„Wenn das wirklich so ist, dann schmeiß dich in Schale und schwing deinen Hintern hierher!", ordnete ich an, denn ich kannte das perfekte Mittel für uns beide. Ohne auf ihre Antwort zu warten, drückte ich sie weg und machte mich an die Arbeit. Aus den Tiefen meines Kleiderschrankes kramte ich ein Kleid hervor, das ich schon ein gefühltes Leben nicht mehr anhatte. Ich konnte mich gar nicht erinnern, dass es so verboten kurz war und das knallige Rot hatte ich ebenfalls nicht so verrucht in Erinnerung. Ich machte mir die Haare und schminkte mich ein bisschen, mein Spiegelbild sah ganz und gar nicht mehr aus wie ich. Das Kleid war so eng, dass meine Brüste ordentlich nach oben gepusht wurden. Kurz um, ich sah aus wie eine Schlampe und mir gefiel das Ergebnis dieses Experimentes nicht sonderlich. Ich fühlte mich nicht wie ich selbst und ich war mir sicher, heute sehr auffällig zu sein. Leider war es jetzt zu spät, um es rückgängig zu machen. Es klingelte und ich schnappte mir meine kleine Tasche, in der ich Geld, mein Handy und meine Schlüssel verstaute und ging nach unten, wo Kate schon an ihrem Auto gelehnt auf mich wartete. In ihrem weißen Kleid sah sie heiß aus und unglaublich hübsch. Das weiß hob sich wunderbar von ihrem dunklen Hautton ab. Wir machten uns auf den Weg zu einem Club in der Nähe.

„Was war denn eigentlich los? Ist etwas zwischen dir und Alain vorgefallen?", musste ich noch wissen, bevor wir reingingen. Kate schaute eine Weile betroffen zu Boden, bevor sie mir antwortete.

„Nichts...Naja, ich bin mir nicht mehr sicher, wie sehr ich ihm vertrauen kann."

„Was ist denn passiert?", drängelte ich ungeduldig.

„Ich wollte ihn auf Arbeit überrasche und habe ihn besucht, aber da saß so eine Frau in seinem Büro und die beiden haben sich nicht unterhalten, wie er es mit Kollegen tun sollte."

„Sondern?"

„Sie haben gelacht. Ich meine so richtig. Und dieses Weib hat ihn dabei so anagesehen, als würde sie ihn anhimmeln und der Blick von ihm schien auch nicht abgeneigt.", sie klang ehrlich besorgt und das war kein Wunder, da Kate eine extrem eifersüchtige Frau war. Ich schlang beschwichtigend einen Arm um sie.

„Ich traue ihm nicht zu, dass er dich betrügt und falls doch, werde ich ihn quälend langsam foltern. Aber er liebt dich so sehr, warum sollte er das tun? Falls du ihm doch so misstraust, dann stell ihn zur Rede, immerhin hast du dann Gewissheit. Mach dir nicht so viele Sorgen, wer würde schon eine Frau wie dich betrügen? Dessen IQ kann nicht höher als 50 sein. Außerdem haben sie nur gelacht, sowas tun Menschen, wenn sie nicht gerade deprimiert sind, ist doch ein gutes Zeichen." Damit brachte ich sie zum Lachen und das hieß, dass ich sie beruhigen konnte. Manche Frauen wurden viel zu schnell misstrauisch.

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