Regret

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Nothing haunts us like the things we didn't say.

I can't take back the words I never said ...

Es sind die Taten, die ich nie getan, die Worte, die ich niemals gesagt und die Chancen, die ich niemals genutzt habe. Es ist das Bereuen meiner verpassten Möglichkeiten.
Worte, die niemals ausgesprochen worden sind, die aber alles hätten verändern können. Die Dinge ermöglicht, oder aber hätten etwas verhindern können. Welche Zeile für Zeile bereits geschrieben worden sind, nur um jede einzelne von ihnen wieder zu löschen.
Gefühle, die man sich nicht getraut hat einzugestehen, zuzugeben und offen zu zeigen. Aus Angst. Und so vielen anderen scheinbar wichtigen Gründen.

Die Gewissheit, die bleibt, es versaut zu haben.
Zu spät.
Zu spät
Zu spät.
Für alles. Für jeden. Für dich.
Reue.

Du bereust es, deiner Mutter nicht gesagt zu haben, dass du sie liebst, dass du ihr für alles dankbar bist - auch wenn ihr euch noch so oft gestritten habt - bevor sie ihren Autounfall hatte. Es wird dich für immer verfolgen, der Dankbarkeit keinen Ausdruck verliehen haben zu können und du sie in diesem Glauben gehen lassen musstest.
Du bereust es, nicht genügend Zeit mit deinem Großvater verbracht zu haben, ihm bei seinen Geschichten über sein Leben zu Kriegszeiten nicht zugehört zu haben und befürchtest nun, er könne dir das nicht verzeihen.
Du bereust es, den ersten Schritt niemals gewagt zu haben, auf deine große Liebe zuzugehen und zu signalisieren, dass du Interesse hast.
Dein Mund blieb verschlossen, dein Körper unbewegt und du tatest nichts, um auch nur eines dieser Dinge zu erfüllen.

Und jetzt ist jede Chance vertan. Zeit mag relativ sein, doch nicht im Bezug auf ihre Unbarmherzigkeit, denn sie schreitet voran und macht vor nichts und niemanden halt. Sie lässt sich nicht zurückdrehen, gelebte Momente nicht wieder gegenwärtig machen und Personen auch nicht wieder zurückholen.
Es ist grausam.

Und es ist der Zyklus unseres Lebens. Niemand kann dem entkommen.
Du lebst so vor dich hin - und vielleicht trifft's dich ganz unvermittelt, oder auch nicht, es ist beides scheiße - und wirst aus der Bahn geworfen. Machst dir Vorwürfe. Stellst dir Fragen wie »Warum konnte es nicht besser laufen?«, »Warum habe ich das getan?«, »Warum war ich zu der Zeit nicht da?«.

Bei einem Verlust ist das ein natürlicher Prozess des Trauerns. Die Welt wurde aus ihren Angel gehoben und alles steht plötzlich auf dem Kopf. Man redet sich Dinge ein und wirft sich selbst Sachen vor, die nicht stimmen.
Aber es kann einem auch im »normalen Leben« so gehen, wenn man nicht gerade dabei ist einen Tod zu verkraften.
Man hasst sich, verflucht sich dafür, etwas Bestimmes getan oder nicht getan zu haben. Und es geht einem gegen den Strich, dass nie etwas perfekt abläuft.

Aber mal ehrlich: Wenn ihr diese eine bestimmte Sache anders gemacht hättet, wer garantiert euch, dass es besser gelaufen wäre? Ihr habt keine Ahnung, und das kann generell auch keiner wissen. Es mag zwar Ausnahmefälle geben, aber dies ist nun einmal nicht die Regel.
Man schafft sich in seinem Leben so viele »Wenn« und »Aber's«, »Hätte«, »Könnte«, »Vielleicht's«.
Und weil es unmöglich ist ein perfektes, vollkommenes, makelloses Leben zu führen, basteln wir uns in unserer Fantasie eine eigene zusammen und beschuldigen dann jemanden dafür, dass es nicht so aussieht wie dort. Entweder uns oder jemand anderen.

Die Dinge laufen nicht perfekt. Und das werden sie niemals. Aber wenn du etwas stark bereust und dich an deinem Verhalten etwas stört, dann ändere es und beiß dich nicht daran fest. Lass los, aber lerne daraus. Was vergangen ist, ist vergangen. Die Vergangenheit hat dich zu dem gemacht, was du bist. Aber was du bist und wer du bist, entscheidest immer noch du selbst. Nicht deine Vergangenheit. Du kannst entweder weiter darin leben und so stark an ihr festhalten und die wesentlichen Dinge, die sich jetzt abspielen, vergessen. Dich davon automatisch und unbewusst abschirmen. Denn du kannst nur in einer Welt leben.
Die Zukunft als solche existiert auch nicht, denn du lebst jetzt und mit deinen Entscheidungen und Handlungen steuerst du darauf zu und kannst somit einiges ungefähr voraussagen, aber nicht immer garantiert zu 100%.

Was ich sagen will: Vergiss die Vergangenheit nicht. Auf keinen Fall. Schöne Erinnerungen ermutigen dich, und das, was dich einst zerstört hat, kann dich heute stark machen.
Lerne daraus.
Aber lass sie auch nicht über dein Leben bestimmen, sonst entgeht dir all das Gute, was dir im Hier und Jetzt widerfährt. Man übersieht schnell einiges, wenn man sich zu sehr an etwas klammert.

»No matter how I struggle and strive,
I'll never get out of this world alive.«
Hank Williams.

Ich danke diesem Mann für diesen unglaublichen Spruch. Ich weiß, er hatte einige Probleme und es ist eine Schande, dass er so früh verstorben ist, aber seine Musik wird auf ewig in Erinnerung bleiben.
Somit ist der Spruch vermutlich auch etwas anders zu verstehen.

Aber ich möchte, dass man das hier positiv betrachtet. Denn er hat recht. Es ist egal, was wir tun. Irgendwann sterben wir alle. Keiner kann dem Tode entkommen, und das ist gut so. Ich verstehe verdammt nochmal nicht, warum einige Leute daran arbeiten, dies zu ändern. Als ob wir jetzt noch nicht genug Probleme mit der Überbevölkerung hätten.
Aber das ist ein anderes Thema, ebenso wie Selbstmord, welches ich hier jetzt nicht aufbringen möchte, weil ich sonst zu weit abschweife.

Aber glaubt mir einfach, wenn ich euch sage, Selbstmord ist verdammte Scheiße leider keine Lösung.
Aber unabhängig davon, ob ihr gläubig seid oder nicht und/oder an was ihr glaubt:
Inkarnation und Reinkarnation ist in vielen Religionen ein wichtiges Thema. Aber wie gesagt, man muss nicht an einen Gott glauben, um auch an die Wiedergeburt zu glauben.
Und egal wie beschissen unser aller Leben jetzt sein mag, wissen wir doch alle ganz genau, das es immer noch einen Zacken schlimmer geht. Also nehmen wir doch alle besser gleich unser jetziges Leben und machen das Beste draus.

Wir sind Alles
Und wir sind Nichts
Wir sind so vieles
Und wir sind so wenig
Wir sind Staub
Und wir sind Erde
Wir sind Licht
Und wir sind Dunkel

Wir spüren Glück
Sowie Schmerz und Leid
Wir glauben zu wissen was Liebe ist
Doch in uns wohnt Hass
Unausgeglichen, blind, naiv
Wir wollen wissen, was Freiheit ist
Und sind eingesperrt
In einem schier endlosen Zyklus
Wir leben
Wir sterben.

Die Dinge sind immer »nur« so schlimm, wie man sie sich selbst redet. Besiege diese Stimme in dir und finde auch Licht in der Dunkelheit, genau wie die schönste Rose auch einen dunklen Schatten hat.

Hochgeladen - 31.07.2015
Erneut hochgeladen: 10/02/2018 - Samstag [13:41 Uhr]

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Manchmal frage ich mich, ob ich damals ein paar mal zu oft mit dem Kopf voraus gegen 'ne Wand gerannt bin.

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