Schwere legte sich über mich und das Atmen viel mir immer schwerer. Es war, als lege sich eine unsichtbare Hand auf meinen Kopf, welche mich mit aller Gewalt niederdrückte und zu Boden presste. Nur gab es keinen Boden, und ich fiel, fiel, fiel, in ein schwarzes Loch ohne Ende, während die Hand mich unter Wasser drückte und mir die Luft zum Atmen raubte. Ich zitterte. Ich hatte die Kontrolle verloren. Hilflos sah ich mit an, wie alles wie in Zeitlupe an mir vorbei schlitterte und mich zurückließ. Allein. Hilflos. Verloren.
Und dann stürtzte alles über mir zusammen. Aus dem Kratzer wurde ein Schnitt, aus dem Schnitt eine tiefe Wunde, und diese Wunde entzündete sich. Und ich bröckelte. Unverkennbar spürte ich, wie Stück für Stück alles zerfiel.
In mir krampfte sich etwas zusammen. Etwas zog, und zog, und ich glaubte zu zerreißen. In meinem ganzen Körper loderte eine Hitze auf und die Tränen, die zahlreich über mein Gesicht rannen, hätten angesichts dieser Hitze verdampfen müssen, so unerträglich war sie.
Taumelnd erhob ich mich. Wankte zum Bad. Schloss die Tür hinter mir, schloss mich ein und den Rest der Welt aus.
Unzählige Erinnerungen schoben sich hinter meinen Augen in mein Blickfeld und raubten mir jede Sicht auf die eigentliche Welt. Auf die Dinge, die ich eigentlich hätte vor mir sehen müssen. Langsam und qualvoll riefen sie all die Gefühle hervor, die ich die Jahre zu unterdrücken versucht habe, und riefen den gewünschten Effekt hervor.
Ich brach zusammen.
Plötzlich befand sich der kalte Fußboden des Badezimmers direkt unter meinen Händen. Der Damm in mir brach und Tränen in Form von Wassermassen, wie man sie sonst nur bei den Niagarafällen zu sehen bekam, strömte meine Wangen hinunter. Ein Schluchzen, dass eher dem erstickten Grunzen eines Wildschweins ähnelte, entfuhr mir und ich schlug mir eine Hand auf den Mund, um den Ton zu unterbinden. Ich war nicht stark genug, kam letztlich nicht mehr gegen diese unglaublichen Wogen des Schmerzes an sowie gegen all diese Gefühle und Gedanken die gleichzeitig auf mich einströmten. Ich konnte wichtig nicht mehr von unwichtig unterscheiden, dachte in so wenigen Sekunden an so viele Dinge, Personen, Tiere, Menschen, Ereignisse, Errungenschaften sowie Verluste. Nie habe ich gerechnet, dass mich dies eines Tages so enorm treffen würde, dass ich quasi gedanklich und emotional kollabiere. Aber genau in diesem Moment war das der Fall. Jegliche zusammengerauften Kräfte waren aufgebraucht und ich fühlte mich so steif, hohl und leer, dass ich kaum dazu in der Lage war mich mit meinem Armen abzustemmen um mich aufzurappeln. Wie lange es schließlich dauerte, weiß ich nicht. Es schien, als würde ich immer wieder aufs Neue unter irgendeiner unsichtbaren Last zusammenbrechen. Mit beiden Händen auf dem Waschbecken liegend hievte ich mich in eine aufrechte Position. Mein Kopf dröhnte und rauschte vor lauter Überanstrengung. Dann traf mein Sichtfeld auf den Spiegel.Eingefallene Wangen, zerstrubbelte, ungekämmte Haare, eingerissene Lippen und Augen so leer wie die Straßen eines einsamen abgelegenen Dörfchens bei Nacht. Die Augen dieses unscheinbaren Erscheinungsbild waren mitunter das schlimmste. Sie starrte mich unverwandt an, während stumm immer weiter dicke Tränen ihr Gesicht herunterrannen. Die Augen sandten einen im Keim ersticken Hilfeschrei aus, stumpf und vom jeglichen Leben verlassen. Stattdessen tot und leer.
Ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Was ist aus mir geworden?
Beschämt und frustriert wandte ich meinen Blick ab, kniff die Augen zusammen, nur um gleich daraufhin erneut mein Spiegelbild anzustarren. Dort versuchte ich mir selbst in meine Seele zu blicken. Versuchte mich selbst zu ergründen und irgendetwas zu finden, einen Beweis zu finden, der bestätigte, dass ich noch lebte. Wirklich lebte, nicht nur eine leere, wandelnde Hülle ohne Inhalt war. Aber ich fand nichts vor.
Ungewollt ließ ich mich ein weiteres Mal auf den Boden sinken. Diesmal beschloss ich allerdings dort einfach zu bleiben. Am liebsten für immer. Ich schwöre, wenn ich hätte einschlafen können, ohne je wieder aufzuwachen, ich hätt's getan. Aber es ging nicht. Also kauerte ich mich nur auf dem Fußboden zusammen, schloss die Augen und blieb dort liegen. Zeit verstrich, doch es war für mich nur eine weitere belanglose Information.
Ich hatte sowieso alles verloren. Den Kampf. Im Leben. Überall. Meine 'Freunde', wenn man sie denn so nennen konnte. Meine Zukunft. Aber das schlimmste von allen:
Ich hatte mich verloren.
Hochgeladen - 7. November 2014
Aktualisiert - 18. Juli 2015
2. Mal Hochgeladen - 9. August 2016 [22:42 Uhr]______
Dieses Lied ist mein Leben.
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Blue Secrets
PoetryIch drehe mich Und tanze Heb' ab Fliege Auf diesen Zeilen In schwarz-weiss Auf den Rücken meiner Bücher Denn lieber bin ich allein in meiner Welt Als nur eine Sekunde In dieser. (Alte Texte) 02/08/2016 ⓒ by Hassgewitter All Rights Reserved [Bildr...