13. Schuldgefühle

505 36 3
                                    

-------- Sicht von Ellie (der Lehrerin)-----

Ich konnte noch immer nicht fassen, was mit uns geschehen war. Eben saßen wir noch in unserem Klassenzimmer und fürchteten uns vor den Nachrichten, und schon sind wir hier angekettet. Nackt und gedemütigt! Jeglicher menschlichen Würde geraubt! Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Als ausgebildete Fachpädagogin war ich ein Vorbild für die Schüler. Diejenige, die sich für sie einsetzte und sie unterstützte.

Doch was tat ich??! Ich stand hier und heulte wie ein kleines Kind vor mich hin! Nicht einmal ich konnte etwas zu unserer jetzigen Situation sagen! Meine Hoffnung schwankte und mein Mut hatte sich bis zu einem Minimum reduziert. Von der Verzweiflung ganz zu schweigen.

Ich fühlte mich unwohl. Diese ganzen fremden Augen, die auf unseren Körpern lagen und sich über unser Leid zu amüsieren schienen. Unerträglich war es! Am liebsten wäre ich unsichtbar, doch leider hatte ich eine solche Fähigkeit nicht.

Plötzlich wurde ich von den Fesseln gelöst, überrascht fiel ich zu Boden. Mein Blick starr auf die Gestalt vor mir gerichtet. Jener Vampir warf mir eine Jacke über, die ich dankbar um mich schlang, um den fremden Blicken zu entkommen.

,, Steh auf und folge mir!"

Jene Worte wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf. Lange zögern tat ich nicht. Eilig stand ich auf und folgte dem Vampir aus dem Saal. Einerseits war ich glücklich endlich frei zu sei aber andererseits hatte ich Schuldgefühle. Immerhin waren meine Schützlinge noch immer der Mittelpunkt dieses grausamen Events.

,,Kannst du ihnen denn nicht helfen?", fragte ich besorgt und krallte meine Fingernägel in das Hemd des Vampirs. Mein Körper zitterte. Ich hatte Angst, dass er mir etwas antun könnte, dennoch wollte ich meine Schüler nicht einfach im Stich lassen. ,,Bitte...du bist doch einer von Vladimir Schechins Söhnen! Du musst sie retten! Ich flehe dich an!", sagte ich verzweifelt und fing wieder an leise zu schluchzen. Angesprocher seufzte und erwiderte:,, Ich bin zwar sein Erstgeborener, dennoch bin ich ganz und gar nicht so nett, wie du mich gerade darstellen willst. Ich bin genauso ein Blutsauger wie alle anderen in diesem Saal, also bitte mich nie wieder um so etwas. Du hast schon Glück, dass du mein Interesse geweckt hast und nicht das meiner Brüder. Bei mir wird es dir wesentlich besser gehen, als bei dem durchschnittlichen Gesindel dort drin.

Ich kann und werde deinen Menschensfreunden nicht helfen! Nicht als ein Vampir!"

Ich konnte seine Worte nicht trauen. Oder besser gesagt wollte ich Ihnen nicht trauen!

,,Das kann doch nicht sein!", flüsterte ich leise zu mir selbst und vergrub mein heulendes Gesicht im Hemd des Fremden.  Plötzlich drehte jener sich um, packte mein Handgelenk und schob mich von sich. Seine Augen glühten gefährlich. ,,Und eins will ich noch klarstellen! Du bist ein niederes Wesen, ein Mensch! Ich hingegen ein angesehner Vampir! Demnach hoffe ich, dass du weißt wie du dich mir gegenüber benehmen musst. Erst recht, wenn meine Brüder oder meine Untergebenen vorort sind. Der einzige Grund weshalb du lebst ist nämlich dein Blut! Du bist nichts weiter als eine Nahrungsquelle für mich! Hoffe,  dass du mich verstanden hast, ich wiederhole mich nur sehr ungern!", fügte der Vampir hinzu und wandte sich wieder zum Gehen. Seine Worte hallten in mir wieder.

,,Du bist nur eine Nahrungsquelle! Ein Niederes Wesen!"

Jene Wörter schmerzten. Ich fühlte mich wie ein Gegenstand, den man jeder Zeit austauschen könnte. Wie eine Hure, die sich für ihr Blut verkaufte nur, dass es sich hierbei nicht um Geld sondern um mein Leben handelte.

Gerne wäre ich jetzt in Tränen ausgebrochen. Wollte alles von meiner Seele schreien. Doch der winzige Funke Vernunft ließ mich jene Reaktion zurückstellen.

Ich folgte ihm leise weinend, traute mich nicht zurück zu sehen, blendete jegliche Hilferufe aus. Noch nie im Leben hatte ich solche Schuldgefühle wie in jenem Moment verspürt.
Ich wusste, dass ich mir diesen Rückzieher nie verzeihen könnte, dennoch ging ich weiter gerade aus.
Selbst wenn es bedeutete, dass falsche zu tun.

Der Vampir verließ das Gebäude und führte mich durch den Garten des Geländes. An einem alten Haus blieb er stehen. Ich stolperte in den Vampir hinein, da meine Sicht noch immer von einem Tränenschleier bedeckt war. Er seufzte genervt auf. Ängstlich zuckte ich zusammen und entschuldigte mich, da ich Angst hatte er würde mir weh tun.

,,Keine Sorge, so leicht bringst du mich nicht außer Kontrolle!", sagte er mit sanfterer Stimme, als würde er meine Gedankengänge nachvollziehen können. Der Vampir holte einen silbernen Schlüssel hervor und öffnete die Tür. Zusammen traten wir ein. Ich staunte. Ich kam mir vor wie in einem Märchen.

,,Mein Name ist übrigens Felizian. Nur damit du weißt wie du mich anzusprechen hast. Und wie lautet dein Name?", fragte der gutaussehender Vampir und setzte sich auf das Sofa inmitten des Raumes. ,,Ich hei...ßeee Ellie!", stotterte ich nervös und blickte zu dem Vampir.

,,Schöner Name", meinte jener Mann und fügte ernst hinzu:,, Komm her!"
Zuerst traute ich mich nicht, als er sich jedoch wiederholte und diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme, befolgte ich seinen Befehl.

,,So ist es brav!", meinte Felizian und strich mir übers Haar. ,,Da oben ist ein Zimmer, in dem du dich zurückziehen kannst. Ich rufe dich, wenn ich dich benötige.

Und um dir zu zeigen, was für Regeln du in deinem neuen Zuhause zu befolgen hast, habe ich in den nächsten Tagen ein Dinner veranstaltet. Dort wirst du beweisen können wie joyal und gehorsam du mir gegenüber bist. Solltest du jedoch meinen Namen und der meiner Familie blamieren, so werden dich kalte Tage erwarten. Also nimm dich in Acht!

Bei mir gibt es nämlich nur eine einzige Regel, die du befolgen musst: Gehorche mir oder werde bestraft!

Wenn du dich daran hälst, werde ich dir kein einziges Haar krümen. Ich werde dich nicht einmal anfassen", sagte Felzian nach einer Weile und deutete zur Treppe, die nach oben führte.

Ich nickte schnell, damit er wusste, dass ich alles verstanden hatte und machte mich auf in den ersten Stock.
Dort verzog ich mich in eines der vielen Zimmer, um erst einmal die Ereignisse des Tages  zu verarbeiten. 

Bisse voller LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt