29. Das Erwachen

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---------------- Sicht von Leonardo-------
Ich wusste nicht, wo ich mich befand. Alles war düster und kalt. Mein Körper fühlte sich wie Stein an und ließ sich keinen Millimeter bewegen. Ich wollte etwas sagen, doch selbst meine Stimme versagte.

Das Letzte an was ich mich erinnern konnte, waren die Schmerzen, die Dorian mir mit seinem Biss zugefügt hatte. Daher schlussfolgerte ich mal, dass ich jenen nicht lebend überstanden habe. Also war ich wohl tod. Aber fühlte es sich wirklich so an? War ich wirklich nicht mehr am Leben?

Normal war mein Zustand ja nicht gerade, aber das muss ja nicht gleich bedeuten, dass ich gestorben war. Oder?

Solche Fragen stellten sich mir immer wieder. Ließen mich zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und her schwanken. Nur, damit ich daran noch mehr verzweifelte.

Doch auf einmal spürte ich wie etwas heißes in meinen Körper floß. Am Anfang war es nur mein Hals der brannte, doch zunehmend entflammte mein ganzer Körper. Ich schrie auf. Es tat höllisch weh.
Als stände mein Körper in Flammen.
Es kam mir so vor, als würde man mich bei lebendigem Leib verbrennen, wie die Hexen im Mittelalter. Ich schrie in meinen Gedanken, dass sie aufhören sollen, dass ich noch lebe. Doch hören konnten sie mich nicht.

Ich spürte, wie meine Haut sich Stück für Stück vom Rest meines Körpers löste. Wie sie verbrann und mich zunehmend wie ein Untoter fühlen ließ. Wieso musste man mir noch solche Qualen zufügen, obwohl ich doch schon tod war?!

Wobei habe ich dies verdient?

Tränen schossen aus meinen Augenwinkeln, während ich versuchte dem Schmerz standzuhalten. Mein Körper fühlte sich zunehmend fremder an. Als wäre es nicht mein eigener.

Nach einer Weile, was sich aber wie Stunden angefühlt hatte, wurde die Hitze weniger und das Gefühl in Flammen zu stehen verblasste. Endlich konnte ich mich auch wieder bewegen und meine Stimme erheben. Die Dunkelheit verschwand. Grelles Licht leuchtete vor meinen Augen auf, die ich sogleich aufgeschlug.

Still lag ich noch auf dem härteren Untergrund und musterte meine Umgebung. Alles war anders. Als hätte die Welt sich während meins Wegtretens verändert. Ich hörte lautes Pochen, roch Blut und nahm alles viel intensiver war als zuvor.

War ich etwa doch noch am Leben?

Dies stellte ich mir, während ich Elivthans und Ravens Gesicht vor mir erkannte. Beide sahen besorgt und zugleich glücklich auf mich herab.
Waren sie der Grund, weshalb ich noch am Leben war?

---------------------- Sicht von Raven-----------

Gespannt warteten wir ab.
Eine Weile herrschte Stille, in der Leonardo den Prozess von einem Menschen zu einem Vampir durchführte. Ich wusste, dass es ihm sehr starke Schmerzen bereitete, doch Leonardo würde sie überstehen. Ganz sicher. Er war stark. Stärker, als er glaubt zu sein.
Er musste es einfach schaffen!!

Als sich dann plötzlich sein Körper zu bewegen beginnt und er kurz darauf die Augen aufschlug, platzte ich innerlich vor Freude. Andererseits fragte ich mich, ob er noch die selbe Person war, in die ich mich verliebt hatte?

Ja richtig. Ich habe mich in Leonardo verliebt. Ein anderer Grund warum er nicht sterben sollte, kannte ich nicht.

Besorgt blickten ich und mein Bruder auf den Jungen hinab. Jener musterte seine Umgebung, was verständlich war. Die Sicht wie er die Welt nun sah, hatte sich verändert. Was aber nicht an der Welt lag, sondern an ihm. An der Verwandlung. Als Vampir hörte er Dinge, die den Menschen unerkannt blieben. Wie zum Beispiel der Herzschlag eines anderen oder das
Summen eines noch so kleinen Insekts.

,,Wie geht es dir?", brach Elivthan die Stille und reichte Leonardo die Hand. Jener rührte sich nicht. Starrte nur die Geste von meinem Bruder an. Langsam machten sich Sorgen in mir breit. Ob er noch mein Leonardo war?

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