30. Kein Mensch mehr

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--------------------- Sicht von Raven------------

,,Hey...Leonardo. Verstehst du uns? Hast du irgendwelche Schmerzen?", redete ich besorgt auf den neugeborenen Vampir ein.
Jener blickte mich emotionslos an an. Seine Augen waren das einzige, was sich verändert hatte. Sein zuvor ozeanblau war nun ein dunkles Weinrot.

Da sein Körper keine Schäden aufweiste, musste er die Verwandlung überstanden haben. Aber war dies geistlich auch so?

Plötzlich holte mich seine Stimme aus den Gedanken:,, Bist du das Raven, Elvithan?" Sofort bejahte ich und half ihm sich aufzusetzen. Elivthan zog seine Hand schweigend zurück. Aber anhand seines Gesichtes, freute er sich ebenfalls, dass Leonardo sich nicht verändert hatte. Er war der selbe wie zuvor als Mensch.

,,Anscheinend hat er alles gut überstanden!", sagte Sascha und zog seine Robe aus. Ich und Elivthan taten es ihm gleich. Damit niemand von unserem Vergehen erfuhr, verbrannte mein Bruder das Stück Stoff von jedem einzelnen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass uns jemand auf den Weg aus der Krypta hätte sehen können.

,,Was meint er damit? Was habe ich denn gut überstanden?", fragte mich Leonardo verwirrt, während  er nur noch mit seinem blutveschmierten Oberteil auf dem Altar saß.

Sein Blut war getrocknet. Die Wunde an seinem Hals hatte sich geschlossen.

Ich versuchte die passenden Worte zu finden, ihm klarzumachen, dass er eigentlich Tod war. Zum Glück nahm mir Elvithan die Bürde ab.
,,Du bist ein Vampir!"

Leonardos Augen weiteten sich. Geschockt griff er an seinem Hals. Merkte, dass seine Wunde verheilt war. Ich fühlte mit ihm. Niemand würde erfahren wollen, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Ein Untoter war.
Zu denen gehörte, die seine Mitmenschen unterdrückten und peinigten.

,,Wieso habt ihr das gemacht?", fragte er nachdem er sich wieder gesammelt hatte. Traurig sah ich ihn an, wollte ihm sagen, wie Leid es mir doch tat. Wie sehr ich dies gerne verhindert hätte, doch leider wäre dies nichts weiter als eine  Lüge.

Wäre ich erneut in der selben Situation, so hätte ich nicht anders gehandelt. Leonardo lag mir am Herzen, so war es doch nur verständlich ohne ihn aber für sein Leben zu entscheiden. Egal welche Folgen es mit sich tragen würde, oder?

Elvithan schien die selben Gedanken zu hegen, da er zu Leonardo ging und ihm über die Wange strich. Ich löste mich aus der Starre und gesellte mich zu ihnen. Nahm Leonardo in den Arm.

,,Auch, wenn du uns wahrscheinlich nie für diese Entscheidung vergeben kannst. So sind wir trotzdem froh, es getan zu haben. Immerhin gehört dir unser Herz. Wir lieben dich, Leonardo! Ob als Vampir oder als Mensch!", sagte Elivthan ernst und küsste Leonardo. Ich zischte eifersüchtig auf, hielt ihn aber nicht davon ab. Erst nachdem sie sich lösten, ergriff ich die Initiative und küsste meinen Liebling ebenfalls.

Jener merkte, dass wir die Wahrheit sprachen. Tränen bannten sich den Weg in seine Augen. Ich wusste nicht, ob es aus Trauer oder Freude war.

,,Ich .... weiß nicht, was ich dem zu erwiedern hätte. Auch wenn ihr Vampire seid und mich zu einem gemacht habt, so...kann ich euch irgendwie nicht böse sein. Es fühlt sich nur alles so seltsam an. Als wäre ich nicht mehr ich!", sagte Leonardo und strich sich die Tränen weg.
Ich nahm ihn in den Arm. Elivthan ebenfalls.

Eine Weile herrschte Stille. Aber eine angenehme, zufriedenstellende.

,,Los, wir müssen Leonardo hier raus schaffen!", brach ich die Stille, wobei Elvithan nickte und zu grinsen begann. ,,Und anschließend statten wir Dorian einen Besuch ab. Ich kanns gar nicht mehr erwarten!", knurrte mein Bruder, woraufhin ich beruhigt eine Hand auf seine Schulter legte.

Er atmete seinen Druck und Wut aus. Lächelte mich dankbar an. Ich nickte nur, wissend, dass meine einfache Geste ihm geholfen hatte.

,,Und wer soll auf Leonardo aufpassen? Immerhin ist er neugeboren und hat sich dementsprechend noch nicht ganz unter Kontrolle", sprach ich meine Gedanken laut aus. ,,Da hast du recht!", stimmte mir Elvithan zu, worauf wir beide unseren Engel ansahen und nachdachten. Jener blickte verwirrt zwischen uns hin und her. Verstand nicht, was wir meinten.

,,Ohhh man. Ich kann auf ihn aufpassen. Mich besucht sowieso niemand erst recht nicht eurer Vater!", gab Sascha in die Runde, wofür wir ihm dankbar waren.

,,Ok, dann lass uns unserem Bruder mal einen Besuch abstatten!", gab mein Bruder diabolisch grinsend von sich. Ich nickte und folgte ihm nach draußen, nachdem ich Leonardo in die Obhut von Sascha gegeben hatte.

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