Kapitel 3:

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Gelassen stieg ich aus und lief auf die große Firma 'Wayne Holdings Inc' zu, welche eine starke, und dazu auch gut laufende, Firma mit vielen Aktien ist.

Hier muss ich, als Azubi, Dokumente und anderen Papierkram ausfüllen, abschicken und auch an andere weiterleiten. Ich konnte von Glück sprechen, dass ich diesen Job mit Kate bekommen hatte, da ich mich in dieser Stadt, um ehrlich zu sein, eher weniger auskannte und ich das Geld benötigte. Schließlich musste ich ja auch mit irgendetwas leben können.

Kate hatte ich bei einem Nebenjob vor einem Monat beim Bäcker kennengelernt, die Bäckerei war eher weiter weg, doch wahrlich groß und herzlich.
Sie war auf einer anderen Berufsschule, weswegen wir uns erst nur bei unseren Schichten gesehen hatten.
Zu der Zeit war ich eher verschlossen, doch langsam hatte sich eine gewisse Bindung zwischen uns gebildet, sodass wir wirkliche Freunde wurden.
Beste Freunde, um genauer zu sein.
Ein Lächeln zierte, bei diesem Gedanke, meine Lippen.

„Schon wieder zu spät, Harvey", sagte Mrs. Robertson und verschränkte ihre Arme.

Hatte ich zuvor wirklich geglaubt, sie hätte meine Verspätungen vergessen?
Schön wärs.
Sie musterte mich, mit ihrer Hornbrille und ihren strengen Blick.

„Das war wirklich nicht mit Absicht..", sagte ich unsicher und schaute zu Kate, die versuchte mir etwas mit stummer Sprache zu sagen, was ich jedoch nicht deuten konnte.

Leider war gerade ich diejenige, die schlecht darin war, Ausreden zu finden. Kate hingegen hatte ein gewisses Selbstbewusstsein und konnte auch jede noch so kleine dämliche Ausrede mehr als überzeugend darstellen, weshalb sie das sogennante 'Lügen' viel besser konnte.

„Und wo waren Sie?", hackte meine Abteilungsleiterin nach.

„Ehm...alsoo...", stammelte ich und schaute zu Boden, da sie mich mit einem harten Gesichtsausdruck taxierte.

„Die Besprechung fängt jeden Moment an", sagte Mary, eine wirklich fantastische Mitarbeiterin.

Sie besaß wirklich viel Potential, doch ich hatte mich ihr gegenüber sehr distanziert verhalten. Es war einfach viel zu riskant. Kate war mir schon eine Freundin genug. Wie man so schön sagt: Weniger ist mehr.

„Gut", sagte meine Chefin streng und wandte sich ab.

„Sie wissen, dass dieser Tag ein äußerst wichtiger ist, da sich heute der Vorsitzende von 'Wayne Holdings Inc.' extra für euch Zeit, für ein Meeting, genommen hat, bei dem Sie mögliche Fragen und sogar Verbesserungsvorschläge äußern könnt", sagte sie ernst und schaute jeden streng in die Augen.

„Folgt mir",sagte sie und ging zum Flur.

Mrs. Robinson hatte sich ordentlich in Schale geworfen, da sie heute ausnahmsweise nicht wirklich spießig aussah. Das schlichte dunkle Kleid betonte nicht ihre Fülle, sondern ihre Kurven, was wirklich gut aussah. Ihr lockerer Gesichtsausdruck scheint jedoch wie ausgewechselt, da sie nun den strengen 'Abteilungsleiterblick' aufgesetzt hatte. Mr. Wayne wollte sie definitiv nicht enttäuschen. Das wollte auch niemand. Alle strebten nach Lob des werten Herrn. Doch es wurde rum gezwitschert, dass es das Highlight des Tages wäre, wenn er jemanden auch nur etwas nettes sagte. Er hatte immer etwas auszusetzen und war nicht immer wirklich zufrieden mit der Arbeit der einzelnen Abteilungsleiter, weshalb Mrs. Robertson sich wahrscheinlich so angestrengt hatte. Man sagt seine Kälte wäre einschüchternd. Ob das nun wirklich stimmt, konnte ich heute herausfinden.
Alle gingen ihr hinterher. Wir mussten uns aufteilen, da wir zu viele waren.

Glücklicherweise gab es hier ganze drei Aufzüge. Unser Ziel war das letzte Stockwerk, was das Neunte war. Gerade befanden wir uns im 3 Stockwerk, weshalb wir etwas länger fahren mussten. Die Aufzüge fingen an sich in Bewegung zu setzten und Kate trat neben mich.

„Unser Aufzug ist der schnellste, also lass uns schnell auf die besten Plätze setzten", flüsterte Kate und hatte ein teuflisches Grinsen aufgesetzt.

Sie war anscheinend schon immer so scharf darauf gewesen, in einem richtigen Konferenzraum zu sitzen, zumindest hatte sie es mir so gesagt. Grinsend schaute ich sie, wegen ihrer kindlichen Aussage, an.

„Was?", fragte sie unschuldig.

„Du bist echt unmöglich", sagte ich kopfschüttelnd.

Beim 'Pling' zog mich Kate ganz nach vorne, wobei wir genervte Laute von den Anderen einkassierten.

Wenn sich Kate etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sich von niemanden abhalten. Sie hätte auch genauso gut gestoppt und den anderen eine Prädigt gehalten, von wegen sie wären so langsam wie Faultiere, doch gerade war der Konferenzraum wichtiger. Ich schmunzelte. Kate eben.

Tatsächlich waren wir beide die Ersten, die den großen Raum betraten. Ein großer Tisch war in der Mitte aufgestellt und an den Seiten jeweils Stühle. An dem anderen Ende war nur ein einziger Stuhl, der wahrscheinlich dem Vorsitzenden gehörte.

„Geh' du ganz an die Seite", sagte ich.

„Da sitzen die Sekretäre, unser Platz ist wenn dann erst der dritte und der vierte von vorne", sagte sie.

„Vier Sekretäre?", fragte ich ungläubig. Kate nickte und setzt sich auf den dritten Platz auf der linken Seite. Natürlich setzte ich mich direkt neben sie.

Keine Sekunde später kamen auch die anderen und setzten sich. Als der Chef unserer Firma kam erhoben wir uns. Er ignorierte den Blick der Anderen, die vor mir waren und ging kalt an ihnen vorbei, doch als er an mir vorbei ging schaute er mich plötzlich an. Hatte er gerade kurz gestoppt und sogar seine Augenbrauen leicht gehoben oder hatte ich es mir eingebildet?
Hatte er Kate angeschaut?

Seine Augen waren eher im Schatten, was wahrscheinlich an seinen langen dichten Wimpern lag, sodass ich seine Augenfarbe nicht deuten konnte. Dass sie dunkel waren stand fest, doch man konnte sehen, dass es sich hierbei nicht um ein gewöhnliches dunkelbraun handelte. Sie sind so intensiv, dass es mir sogar höllische Angst einjagte. Sein markantes Gesicht konnte man mit niemanden vergleichen. Die dunklen Haare sind seitlich gestylt, was ziemlich attraktiv war. Ich hielt seinen Blick stand, genauso kalt, wie er. Als er an mir vobei ging, roch ich das starke Herrenpafum, auf dem ich schon seit dem ich klein war abfuhr.

Es war der Geruch, der sich an mir festgenagelt hatte und wenn jemand, danach riechend, an mir vorbei gegangen war, hatte ich mich sofort zu der Person umgedreht.
Bei dieser Erinnerung musste ich ausnahmsweise lächeln. Da war mein Leben noch so schön gewesen. Als ich noch so klein und glücklich war.

Warum musste er auch diesen tragen?Es gab schließlich noch zig tausend andere Parfums.
Er kam vorne an und hatte es sich in seinem Ledersessel bequem gemacht. Auch die Sekretäre, die ihm im Schlepptau gefolgt waren, hatten es sich auf ihren Plätzen bequem gemacht.

„Setzen Sie sich", ertönte seine tiefe männliche Stimme. Wie auf Knopfdruck setzten sich alle hin.

Seine Präsenz brachte jeden aus dem Konzept. Es war so, als ob er der große Magnet wäre und wir die metallischen Gegenstände, die nahezu an seinen Lippen hängten.

„Ich heiße Sie heute willkommen und Sie können mich heute Fragen stellen, die Ihnen auf dem Herzen liegen", sagte er sicher, doch in seiner Stimme schwang...Arroganz mit.

Ich drehte mich leicht zu den anderen um, die so aussahen, als würden sie hier eine Pfütze sabbern. Bei dieser Vorstellung zuckten meine Mundwinkel. Ja, sogar ich würde genauso wie sie aussehen, wenn ich ihn länger als zwei Minuten betrachten würde. Mir wäre es, um ehrlich zu sein, unangenehm so betrachtet zu werden, als wäre man Gott persönlich, weswegen ich versuchte meine Augen von ihm zu lassen. Ich widmete mich wieder dem attraktivem Schönling zu, der mich anscheinend beobachtet hatte, da sein Blick auf mir ruhte.

Was ging denn in seinem Kopf ab?

Ich konnte nicht deuten, was er dachte, doch er ließ seinen Blick nicht von mir ab, bis Kate ihre Hand hob. Er blätterte in seinen Dokumenten. Auch wenn es nur einfache Bewegungen waren, faszinierten mich die eleganten Handbewegungen mehr und mehr.

„Mrs. Chaplin?", sagte er schliesslich monoton.

„Haben sie eine Freundin, Mr.Wayne?"
Nur zu gerne hätte ich jetzt meine Hand auf meine Stirn geschlagen.

Verdammt, Kate!

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