Kapitel 14:

1K 59 122
                                    

Die Woche hatte bei mir gut angefangen. Mrs. Robertson hatte nichts mehr gegen mich auszusetzen. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas faul war, da sie viel netter als sonst war.
Ich seufzte, als ich mich in meine Couch kuschelte.

,,Wie wärs wenn wir uns eine Haus mieten? Oder ist eine Halle doch besser, dann könnten alle aus der Firma kommen und du könntest so viele wundervolle Menschen kennenlernen!", begeistert lief Kate hin und her. Sie wuchtelte wie wild mi ihren Händen herum und war nicht mehr mit der Kate vom letzten Samstag, als sie mir von dem attraktiven Mann beim Bäcker erzählt hatte, zu vergleichen. Ihr Gesicht blühte nur so aus Freude.

,,Am besten wir mieten schon heute. Nicht, dass irgendwelche Halunken unser Haus klauen. Ich könnte dann auch noch James fragen, ob-"

Ich legte meine Hände auf Kates Schultern, als mir ihr Gerede zuviel wurde. Mittlerweile stand sie schon am anderen Ende des Raums.

,,Kate, ich will nichts Großes", flüsterte ich. Sie schien letztens nicht verstanden zu haben, dass ich Clara mit Absicht nichts von meinem Geburtstag erzählt hatte.
Sie blinzelte paarmal.

,,Aber..."

Es sah aus, als hätte ich ihre perfekten Pläne zerschnitten, wenn nicht sogar zerstückelt und dann in den Mülleimer geworfen. Zumindest konnte ich ihre imaginäre Seifenblase, über dem Kopf, platzen sehen.

,,Nur du und Mary. Sonst niemand anderes.", sprach ich die Worte leise aus.

,,Es tut mir leid, aber ich kann das nicht. Nicht jetzt". murmelte ich. Ich gehörte keineswegs zu denen, die gerne Aufmerksamkeit erregte. Ja es stimmte, dass ich diskutierte, wenn es sein musste, aber im Mittelpunkt zu stehen, hatte ich nie gemocht. Erinnerungen stiegen hoch und ich erinnerte mich an den Moment, in dem ich mich für die Hölle entschieden hatte.

Vanis Mutter kniete sich zu mir runter und streichelte meine Arme.

,,Wenn etwas ist, kannst du es mir immer sagen", sagte sie und lächelte sanft. Vanessa schaute zu Boden und traute sich nicht hoch zu schauen, traute sich nicht in meine enttäuschten Augen zu sehen. Sie hatte mir versprochen, es keinem zu sagen. Mir versprochen, niemanden von meinen blauen Flecken zu erzählen.

Mehrere Augenpaare waren auf mich gerichtet. Vanessas Mutter hatte die ganze Aufmerksamkeit geweckt, sogar meine Betreuer schauten zu mir. Ich schluckte, ließ es mir jedoch nicht anmerken.

,,Schlagen dich deine Eltern, Schatz?", fragte die Mutter meiner besten Freundin und versuchte meinen Blick zu fangen. Ich brauchte nur die zwei Buchstaben auszusprechen und alles wäre vorbei. Ich würde seelisch und körperlich befreit sein.

Doch ich würde Mason im Stich lassen. Ich wusste, dass sie ihm nichts antun würden, dennoch konnte ich ihn nicht alleine lassen.
Was ich am meisten hasste waren Verräter und Vani war von nun an eine Verräterin.

,,Rose", sagte sie und ich wünschte mir, wie fast jedes mal, wenn ich sie sah, dass nicht meine Mutter meine Mutter war, sondern die liebenswerte Frau vor mir.

,,Nein, ich liebe meine Eltern. Sie machen soetwas nicht.", log ich ihr dreckig ins Gesicht und augenblicklich piekste mein Herz, erschwerte sich bei meinen Worten. Das perfekt gezwungene Lächeln, bestätigte meine dreckige Lüge.

Und ich wusste, dass diese Lüge meine Maske werden würde. Dass sie meine zweite Haut wird, durch die keiner mehr hinein schauen konnte. Ausser die dunklen Nächte, in denen meine Tränen still fließen würden und ein tiefes, tiefes Loch sich in meinem Herzen bilden würde, was sich mit jeder Lüge, mit jedem Schmerz und mit jeder Träne weiten würde.

,,Hörst du mir eigentlich noch zu?"

Ruckartig schaue ich hoch, direkt in Kates Augen. Sie blickte fragend drein.

,,Das ist jetzt nicht dein Ernst! Ich versuche dich die ganze Zeit zu überreden und du hörst mir nicht einmal zu!", sagte sie vorwurfsvoll, doch als sie bemerkte, dass ich völlig woanders war hörte sie auf.

,,Naa schön, dieses mal verschone ich dich. Kakao?"

Ich schätzte Kates verständnis sehr. Sie wusste, wann sie schweigen sollte und wann nicht.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf und lächelte, tat so als würde ich gähnen, um meine gebildete Schicht von Tränen damit verstecken zu können. Denn immer, wenn ich gähnte, trieb es mir Tränen in die Augen.

,,Musst du nicht auf dein Date?", fragte ich und wackelte mit den Brauen. Sie errötete.

,,Er will nur mit mir Kaffee trinken. Sonst nichts!", versuchte sie sich rauszureden. Ich grinste und legte meinen Kopf schief.

,,Gut, dann ist es ja nicht schlimm, wenn du zehn Minuten später kommst", sagte ich und schielte gleichzeitig zur Uhr. Sie blickte erst fragend drein, doch als sie verstand, schreckte sie auf.

,,Scheiße!"

So, als würde sie gleich einen Oskar bekommen, zog sie sich hastig ihren Mantel über und wickelte sich wie eine verrückte den Schal um den Hals. Ich lachte und beobachtete amüsiert, wie sie in den Flur hastete.

,,Die Zeit vergeht wie im Flug, wie man doch so schön sagt", murmelte ich.

,,Du kannst schön reden. Warte nur ab, eines Tages werde ich dich auslachen können.", sagte sie und gab mir noch einen Lufkuss. Ich schüttelte meinen Kopf. Davon konnte sie nur träumen

,,Wir sehen uns", rief sie mir noch zu und die Tür fiel ins Schloss.

Doch meine Zeit rannte nicht, so wie sie es bei Kate tat, sie gab mir Zeit. Zeit, zum entscheiden, wann ich meinem Leben ein Ende setzten würde.

Und ich würde diese Gelegenheit nutzen.
Ich würde einmal egoistisch sein.

Unforgettable Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt