Kapitel 36:

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"Loneliness has always been a friend of mine ... "
- Sleeping At Last
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Ich schlug die Augen auf. Und blickte ins Nichts. Tränen rollten über meine Wange und ein Schluchzer einlief meinem Mund. Wimmernd tastete ich nach etwas, nach einen Körper oder sah mich nach wundervollen dunkelgrünen Augen um, die jedoch nur Schein waren.

Ich hatte geträumt. Dylan hatte mir meinen ersten Kuss geschenkt, und dies in einer Scheinwelt, die nur in meinem Kopf existierte.
Ich schrie und zog an meinen Haaren, weinte so voller Frust, weil das Schicksal mir die Liebe sogar nahm. Weil ich es nicht verdiente geküsst zu werden.
Weinte, weil ich ihn so sehr wollte. So sehr.

Ich fuhr mit meinen Fingern über meinen Unterarm, wiederholte dies nahezu hunderte Male bis diese Stelle rot und der Schmerz unerträglich war.

Alles zog sich in mir zusammen, mein Kopf explodierte und ich konnte nur noch eines.

Ich stieg aus meinem Bett und bewegte mich in Richtung Tür. Meine Tränen ließen mich die Welt nur noch verschwommen sehen.

Doch dennoch könnte ich den Weg sogar im Schlaf finden, denn ich war ihn schon viel zu oft gegangen.
Die Wege aus Stein und das flackernde Licht verlieh der Nachtwelt etwas Natürliches, Lebendiges, obwohl sich hier keine Menschenseele befand.

Und ehe ich mich versah, stand ich nun wirklich hier und blickte trüb nach vorne. Blickte die anderen Gebäude, die jeweils seitlich aufgereiht waren, an und blickte hinab zu den monströsen Wellen, die bei Nacht eine noch gefährlichere Wirkung hatten. Das Mondlicht spiegelte sich wieder, verzauberte das Wasser in etwas Magisches und irgendwie auch Hoffnungsloses.

Ich hatte nie gelernt zu schwimmen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich eine hoffnungslose Schwimmerin geworden wäre. Mason wäre mir so oder so überlegen gewesen, da sein Kampfgeist mit der Unterstützung meiner Eltern gewachsen wäre. Er war so glücklich. Mich hatte immer am Leben gehalten, dass wenigstens er immer ein Lächeln auf dem Gesicht getragen hatte. Er war die Sonne und ich der Mond. Wir gehörten zusammen, waren eins. Doch der Mond war letztlich auch nur etwas, das den Platz der Sonne einnahm, im Hintergrund des Spiels stand und niemals so sehr geliebt wird wie die Strahlen der Sonne.

Ich lächelte, denn nun hatte ich das Gefühl, das Richtige gemacht zu haben. Kyle wartete wahrscheinlich schon Stunden auf sein Glück, während ihn mit der Zeit klar wurde, dass ich es mit voller Absicht getan hatte. Ich lachte zum letzten Mal an diesem Abend, lachte und weinte zugleich. Weil es sich so unfassbar befreiend anfühlte hier zu stehen und ich doch nur ihn wollte. Ich war so unfassbar verloren.

In Trance wanderten meine Finger zu meinen Lippen. Ich war ungeküsst, doch mich stillte mein Traum, der mich an diese atemberaubenden Augen und erst recht an diese Lippen erinnerte.

Oh Dylan.

Ich liebte ihn so sehr, weil er Worte ausgesprochen hatte, die mir zeigten, dass es sich noch zu kämpfen gelohnt hätte. Und nun werde ich fliegen, mit dem Gewissen, als Starke in seinen Augen gestorben zu sein.
Als die starke Rosalie Harvey.

Lächelnd drehte ich mich um und legte mein Gewicht in Richtung Wasser. Als ich zu schweben began, schloss ich die Augen und erneut blickten mich diese grünen Augen an und sagten mir, dass ich das Richtige tat und begleiteten mich bis in den Tod, in den Schlaf, der mir die Schmerzen nahm.

Ich liebte es.
Diese Freiheit und Erlösung, die ich verspürte, doch nicht so sehr wie das Gefühl geliebt zu werden.
Wirklich geliebt zu werden.

-

I don't care who you are
Where you're from
What you did
...

As long as you love me "
-Sleeping At Last

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Der Epilog kommt entweder morgen oder nächste Woche! Nehmt es mir nicht übel und habt Verständnis mit Rosalie :)

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